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¡Viva Labitconf!

Panel auf der LaBitcoin - in der Mitte ein Gast, den man nicht erwartet hätte, vor allem nicht neben Samson Mow. Alle Bilder von Aaron Koenig, Bildrechte bei ihm, Verwendung für diesen Beitrag gestattet.

Die 10. lateinamerikanische Bitcoin-Konferenz in Buenos Aires war die größte seit ihrer Gründung im Jahr 2013. Aaron Koenig war dort und berichtet.

Von Aaron Koenig

Ganze 7000 Menschen kamen in das Costa Salguero Convention Centre in Buenos Aires, um den Vorträgen und Panels zuzuhören. Auf der Bühne standen etwa Jimmy Song, Samson Mow, Elisabeth Stark, Gloria Zhou, Vitalik Buterin sowie 300 weitere Redner aus der ganzen Welt.

Mein persönliches Highlight war ein improvisiertes Bonus-Panel mit Vitalik, Jimmy, Samson, Juan Llanos, Alejandro Palantzas und den Labitconf-Gründern Rodolfo Andragnes und Diego Gutiérrez, die über die aktuellen Entwicklungen rund um den Zusammenbruch der FTX-Börse diskutierten. Die Lehre, die wir daraus ziehen müssen, ist ein altes Bitcoin-Sprichwort: Don’t trust, verify!

Vitalik Buterin, der in der Diskussion schon geradezu wütend wirkt.

Die Grundidee von Bitcoin ist, niemandem sein Geld anzuvertrauen, weder Sam Bankman-Fried von FTX noch irgendeinem anderen “wohlwollenden Diktator” einer Finanzplattform. Alles, was sich Krypto nennt, muss dezentralisiert sein, oder es wird früher oder später verschwinden, hoffentlich nicht mit dem Geld der Nutzer. Alles andere ist laut den Maximalisten auf dem Podium, insbesondere Jimmy Song und Samson Mow, ein “Shitcoin”.

Es war interessant, Vitalik Buterin, den Gründer und Leiter von Ethereum, auf dem Podium zu haben. Bitcoin-Anhänger sehen Ethereum als ein viel zu zentralisiertes Projekt, das von einer kleinen Gruppe von Leuten kontrolliert wird. Auf Vitaliks Definition eines “Shitcoin” konterte Samson Mow: “Aber das alles gilt auch für Ethereum”. Es war ein sehr kontroverses Panel mit einer hitzigen Diskussion über Dezentralisierung, so wie Panels meiner Meinung nach sein sollten.

Diego tat sein Bestes, um zu moderieren und Brücken zwischen den Diskussionsteilnehmern zu bauen, und ich nehme an, dass sie danach alle ein Bierchen getrunken und gelacht haben. Trotz aller Unterschiede kämpfen die “toxischen Maximalisten” und die “Shitcoiners” ja beide gegen das etablierte Finanzsystem.

Rodolfo Andragnes, aus, unverkennbar: Argentinien

Bei der Jubiläumsausgabe von Labitconf wurde mit Fußballklischees gespielt, denn dieses Jahr findet die Fußball-WM statt, und die Argentinier sind bekanntlich verrückt nach Fútbol. Ihr Mitbegründer und kreativer Kopf Rodolfo Andragnes interessiert sich zwar überhaupt nicht für Fußball, aber er moderierte die Veranstaltung in einem argentinischen Trikot, einer Perücke und einem beklopptem Fanhut, nicht zu vergessen seine charakteristischen zweifarbigen Schuhe. Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um eine Veranstaltung wie die Labitconf jedes Jahr in einer anderen Stadt zu organisieren, und Rodolfo und sein Team machen das besser als alle anderen.

Obwohl der Schwerpunkt der Labitconf eindeutig auf Bitcoin liegt, ist es keine maximalistische Konferenz. Der am besten besuchte Vortrag war der von Ethereum-Gründer Vitalik Buterin, der lange Schlangen verursachte. Allerdings war es auch einer der schwächsten Vorträge, da Vitalik sehr schnell spricht und dazu neigt, sich in Details zu verlieren. Letztes Jahr habe ich in Buenos Aires ein Interview mit ihm gesehen, das von der argentinischen Journalistin Olivia Goldschmidt moderiert wurde, die es schaffte, ihn zu zähmen und ihn dazu zu bringen, seine menschlichen Seiten zu zeigen. Dieses Mal kam er aber als unverständlicher Geek rüber.

Diese größte Labitconf aller Zeiten hatte fünf verschiedene Bühnen mit mehr als hundert Vorträgen und Panels…

Cristina Sancho, Connie Ansaldi and Diego Gutiérrez Zaldívar

… eine Krypto-Kunstgalerie, Fußballfelder, einen Game-Bereich …

… und eine riesige Ausstellungsfläche mit vielen Ständen von Bitcoin- und Blockchain-Unternehmen.

Obwohl ich mich freue, dass so viele Menschen etwas über Bitcoin lernen konnten, selbst inmitten eines Bärenmarktes samt Preisverfall, bevorzuge ich persönlich kleinere, intimere Veranstaltungen. Ich hatte zwar einige gute Gespräche auf der Labitconf, aber es ist schwierig, auf einer riesigen Veranstaltung mit so vielen Teilnehmern Kontakte zu knüpfen. Für meinen Geschmack war es ein bisschen zu laut und zu überfüllt.

Zum Glück gibt es die Nebenveranstaltungen, wie den Rootstock Summit oder die Eröffnungsparty mit Laser- und Lichtshows auf der Isla Descanso im Flussdelta bei Tigre. Die Abschlussveranstaltung für Redner und Sponsoren war ein Polospiel auf dem Campo Argentino de Polo. Wir hatten ein ganzes Restaurant mit guter Sicht auf das Spielfeld für uns allein. Ich weiß nicht viel über Polo, aber ich habe sowieso die meiste Zeit damit verbracht, mich mit spannenden Leuten zu unterhalten.

Dies war meine zehnte Labitconf – und damit bin ich der einzige außer den Gründern Rodolfo Andragnes und Diego Gutiérrez, der sie alle besucht hat – und ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe im nächsten Jahr. Mal sehen, in welchem lateinamerikanischen Land sie stattfinden wird!

Aaron Koenig ist Autor, Filmproduzent und Unternehmer. Er arbeitet schon seit 2011 mit Bitcoin und betreibt das Blog Hyperbitcoinizer.

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1 Kommentar zu ¡Viva Labitconf!

  1. Danke für den lebendigen und bunten Bericht! Crypto scheint doch noch nicht ganz tot zu sein.

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