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USA gegen Bitcoin: Beginnt das Endspiel? Und seid ihr vorbereitet?

Will nicht, dass die Leute Bitcoins kaufen: Uncle Sam. Bild von Joe Mabel via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

In den USA verklagt die SEC derzeit so gut wie jedes relevante Kryptounternehmen auf US-Boden, während es für Börsen immer schwieriger wird, Banküberweisungen anzunehmen. Und all das, während eine massive Banken- oder Finanzkrise herauszieht. Ist es nun soweit? Geschieht das Unvermeidliche? Und wie kann und sollte man sich auch hierzulande vorbereiten?

Es wird ernst. Im US-Finanzwesen knirscht und knarzt es. Die nächste Krise steht vor der Türe – wenn sie nicht schon ins Haus gefallen ist. Während die Regierung alle Hände voll zu tun hat, die Krise einzudämmen und all die Feuer zu ersticken, die hier und dort aufflackern, steht ihr die Börsenaufsicht beiseite, indem sie — die Gerichte mit überflüssigen Prozessen gegen Unternehmen belastet, die NICHT in der Krise sind, sondern einen Ausweg aus derselben bieten.

Die US-Wertpapieraufsicht SEC dreht frei. Alles, was irgendwie mit Krypto zu tun hat, wird schneller verklagt, als man „Howey Test“ sagen kann.

Die Klagewelle rollt und rollt

Nun trifft es mit Coinbase die US-Saubermann-Börse schlechthin. Keine Börse hat sich so sehr an die US-Regulierung angepasst wie Coinbase. Doch auch sie erhält nun einen „Wells Notice“; eine Infromation, dass die SEC eine Klage anstrebt. Coinbase habe, so die SEC, mit dem Staking-Programm sowie der Wallet gegen Wertpapier-Gesetze verstoßen. Vermutlich möchte die SEC Coinbase anklagen, unlizensierte Securities (= Wertpapiere) verkauft zu haben.

Was den Fall so ungeheuerlich macht, ist das Vorgehen der SEC. Coinbase hat, so der Anwalt der Börse, die Behörde gefragt, welche Token ihrer Meinung nach eine Security seien. Diese verweigerte aber die Antwort. Coinbase hat ferner in den vergangenen Monaten zahlreiche Versuche gemacht, Anmeldungen für Securities einzureichen, welche aber ohne weitere Information abgelehnt wurden. Darüber hinaus stand Coinbase sehr lange in Verhandlungen mit der SEC, allein in den vergangenen neun Monaten gab es 30 Treffen, hat Millionen von Dollar ausgegeben, um Modelle zu entwickeln, wie man Krypto-Produkte registrieren kann. Coinbase hat die SEC eingeladen, Fragen zu stellen.

Aber die SEC stellte keine Frage – sie will klagen. Coinbase wird diese Klage annehmen und ist optimistisch, sie auch gewinnen zu können.

Doch wenn es nicht mal Coinbase schafft, die Saubermann-Börse, die Millionen ausgab, um die SEC anzubetteln, ihr zu sagen, was erlaubt ist und was nicht – wenn nicht mal Coinbase es schafft, der Klage der SEC zu entgehen, dann ist der ganze Markt Freiwild. Jeder, der in den USA irgendetwas mit Krypto macht, darf sich darauf gefasst machen, eine Klage der SEC zu bekommen. Offenbar aus Prinzip.

Ähnlich wie Coinbase geht es SushiSwap. Das ist eigentlich eine dezentrale Börse. Doch sie hat im April 2022 einen Firmensitz eingerichtet, um eine „legale Struktur“ zu haben, damit die Halter von Token eine gewisse Rechtssicherheit genießen. Die SEC nutzte das sofort, um Post zu schicken – eine Klage wegen des unerlaubten Handels mit Wertpapieren. Der Kurs der Token stürzte ab, sowohl in Dollar, als auch in Bitcoin und Ethereum, und die Holder verlieren.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis nach Kraken und Coinbase und Gemini auch alle weiteren US-Börsen verklagt werden, und nach SushiSwap andere dezentrale Börsen wie Uniswap. Neben diesen erwarten derzeit auch zahlreiche Individuen ihr Date mit der SEC vor Gericht. Etwa die Promis Lindsay Lohan, Jake Paul, Soulja Boy, Austin Mahone, Lil Yachty, Akon und Ne-Yo, weil sie „illegal für TRX und BTT“ geworden haben. Doch auch Justin Sun, der Gründer von Tron, wird nun angeklagt, weil er, natürlich, „ohne Erlaubnis eine Security verkauft hat“.

Nicht nur wer Kryptowährungen verkauft oder bewirbt riskiert eine Klage, sondern auch, wer sie erschafft. Jeder einzelne Lebenszyklus einer Kryptowährungen wird offenbar mit SEC-Klageschriften gepflastert. Viel klarer kann eine Behörde nicht sagen, dass sie nicht mit einer Branche kooperieren, sondern diese ausradieren will.

„Get Your Coins Off Exchanges!“

Hängt das eine mit dem anderen zusammen? Die aufziehende Bankenkrise mit dem irrational harten und kooperationsvermeidenden Vorgehen der SEC? Oder laufen hier zwei getrennte Vorgänge parallel zusammen?

Es gibt noch eine weitere Entwicklung, die beinah zu gut ins Schema passt: Die Ausgänge aus dem Fiat-System werden eng. So gibt es Berichte, dass die Börse Kraken derzeit nicht in der Lage ist, ACH-Transfers anzunehmen oder auszuführen. Das Automated Clearing House (ACH) ist ein Zahlungssystem für Transfers zwischen Bankkonten in den USA. Dies ist nicht die einzige, aber eine gebräuchliche Methode, Geld auf Kraken einzuzahlen.

Es gibt auch Berichte aus Großbritannien, dass Transfers zu Krypto-Börsen begrenzt sind, und all das folgt darauf, dass mit Signature und Silvergate die beiden vormals größten Transaktionsbanken für Kryptobörsen Geschichte sind. Es ist schwer, von hier aus zu bestätigen oder zu widerlegen, ob die Eingänge in den Krypto-Markt wirklich enger werden, aber es wäre durchaus möglich, was freilich noch nicht heißen muss, dass dahinter eine Strategie steckt.

Der Risikokapitalgeber Balaji Srinivasan kommentiert dies entschieden:

„Die Fed verriegelt die Ausgänge.
Sie können das nicht global tun.
Es gibt nun genügend Banken außerhalb der Kontrolle der Fed.
Aber wenn du im Westen lebst …

USA gegen Bitcoin: Beginnt das Endspiel? Und seid ihr vorbereitet?

In den USA verklagt die SEC derzeit so gut wie jedes relevante Kryptounternehmen

 

Dann hast du womöglich nur einige Wochen oder gar nur Tage.
Kaufe dir Bitcoins und nimm‘ deine Coins von Börsen runter.“

Balaji ist in der Frage nicht ganz unabhängig. Er ist ein langjähriger Bitcoin-Investor, und er ging erst Ende letzter Woche die Wette ein, dass der Dollar in einer Hyperinflation verpufft und Bitcoin eine Million Dollar wert wird. Er ist nicht unabhängig, und hier stimmt er den Sound eines Verschwörungstheoretikers an – aber das heißt nicht, dass er automatisch unrecht hat.

Sie werden, sagt er voraus, „schließlich deine Bitcoins beschlagnahmen.
Schließlich kann schon bald sein.
Also kaufe Bitcoin.
Nimm deine Coins von einer Börse.
Und ziehe in eine Bitcoin-freundliche Jurisdiktion.
Ein Staat wie Florida oder Texas in den USA.
Oder El Salvador und die Vereinigten Arabischen Emirate, wenn du außerhalb lebst.“

Klar hat nicht jeder ernsthaft Lust, in die Vereinigten Arabischen Emirate oder ans andere Ende der Welt zu ziehen. Aber wenn es wirklich hart auf hart kommt, wenn der Dollar kollabiert, dann wird es im Zuge dieses Vorgangs vermutlich dazu kommen, dass Bitcoins verboten, eingefroren, beschlagnahmt werden, so wie seinerzeit Gold, dessen privater Besitz lange verboten wurde, etwa während der Inflation der Weimarer Republik, aber auch in den USA ab 1933. Und wenn es soweit kommt, dann sollte man einigermaßen darauf vorbereitet sein, anstatt wehrlos mit dem sinkenden Schiff der Fiatwährungen unterzugehen.

Denn mit diesem Rat hat Balaji grundlegend recht: Man sollte Bitcoins nicht auf einer Börse lagern, sondern in der eigenen Wallet. Das macht es nicht unmöglich, sie zu konfiszieren – aber es macht es sehr viel schwieriger. Bitcoins selbst zu verwahren legt der Tyrannei zumindest einige Steine in den Weg.

Über Christoph Bergmann (2806 Artikel)
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5 Kommentare zu USA gegen Bitcoin: Beginnt das Endspiel? Und seid ihr vorbereitet?

  1. Naja, jetzt mal die Kirche im Dorf lassen.
    Soweit ich meine zu wissen, hat Kraken eine ähnliche Klageandrohung wie nun Coinbase erhalten und sich außergerichtlich mit der SEC geeinigt. Das könnte bei Coinbase ähnlich ablaufen, aber ich denke diesmal werden sie es wohl auf eine Klage ankommen lassen. Der gesunde Menschenverstand sagt einem dass die SEC nun so langsam übers Ziel hinausschießt. Das heißt deshalb aber nicht, dass die USA sich von Krypto lossagen wird. Ich denke da gibt es genügend libertäre Strömungen die früher oder später auch einer US-Behörde ihre Grenzen aufzeigen werden. Vielleicht bekommt die SEC mit dem Ripple-Prozess bereits demnächst einen Schuss vor den Bug verpasst. Außerdem steht noch immer die Frage eines Bitcoin-ETFs im Raum. Sollte es tatsächlich zu einem Prozess mit Coinbase kommen, könnte dies der letzte Knoten sein vor dessen Platzen Kryptowährungen gleichberechtigten Einzug in den breiten Finanzmarkt erhalten. Ich freu‘ mich drauf 🙂

  2. Bitcoijn kann man lediglich verbieten, aber nicht verklagen, weil da niemand ist, der verklagt werden könnte.

  3. ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen das die USA sich sehenden auges aus einer zukunftstechnologie diesen kalibers verabschieden werden.

  4. Die SEC ist ein absoluter Witz.. nicht nur, dass sie ihrem offiziellen Auftrag nicht nachkommt, nein.. Sie macht noch genau das Gegenteil. Anstatt Betrug, Geldwäsche und Fälscherei zu unterbinden, befördert die SEC kriminelle Machenschaften. Der prominenteste Fall fürfte Global Links aus 2005 sein, in dem ein EINZIGER Anleger 100,013% der verfügbaren Aktien erworben und bei der SEC (!) als Insider hat eintragen lassen. Angeblich waren es sogar 111%, aber dafür konnte ich keinen belastbaren Nachweis finden:

    * Story:
    https://www.forbes.com/2006/08/25/naked-shorts-global-links-cx_lm_0825naked.html

    * SEC Filings für Global Links:
    https://www.nasdaq.com/market-activity/stocks/glco/sec-filings

    * 1,158,064 Aktien maximal verfügbar (1,158,064):
    https://app.quotemedia.com/data/downloadFiling?webmasterId=90423&ref=105143238&type=HTML&symbol=GLCO&companyName=Global+Links+Corporation&formType=8-K&formDescription=Current+report+pursuant+to+Section+13+or+15%28d%29&dateFiled=2005-02-02&CK=949728

    * 1,158,209 Aktien auf einen einzigen Halter eingetragen:
    https://app.quotemedia.com/data/downloadFiling?webmasterId=90423&ref=105188486&type=HTML&symbol=GLCO&companyName=Global+Links+Corporation&formType=3&formDescription=Initial+statement+of+beneficial+ownership+of+securities&dateFiled=2005-02-28&CK=949728

    Diese Clowns können mich mal kreuzweise; Zum Glück wurde Crypto so entwickelt, dass es selbst keinen einzigen Gedanken an die Meinung dieser korrupten, kriminellen &%$§$§/&/)!§ geben muss.

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