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Neuer Token-Standard verstopft Bitcoin-Blockchain

Bild von lisaclarke via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Derzeit staut es sich wieder im Mempool der unbestätigten Bitcoin-Transaktionen. Die Anzahl der täglichen Transaktionen erreicht ein neues Allzeithoch, die Gebühren steigen, und die Ursache ist leicht ausgemacht: der neue Tokenstandard BRC-20.

Irgendwann vergangene Woche wollte ich einen kleinen Betrag Bitcoin versenden. Etwa 20 Euro. Ich bezahlte 22 Cent Gebühr, was für 20 Euro gar nicht so wenig, aber noch erträglich ist. Doch die Transaktion ist bis heute nicht bestätigt, sondern harrt im MemPool aus.

Offenbar habe ich genau den Moment abgepasst, in dem der MemPool begann, sich zu füllen. Und wie er begann, sich zu füllen! Er schwoll an, stieg auf mehr als 100 Megabyte – je nach Explorer auch mehrere hundert — die Gebühren explodierten, und wann meine Transaktion nun bestätigt werden wird, steht vollkommen in den Sternen.

Der MemPool der unbestätigten Bitcoin-Transaktionen in der Visualisierung von Jochen Hoenecke in der 1-Wochen- und 1-Monats-Perspektive.

Und während der MemPool im Wochenverlauf ungewöhnlich hoch ist, relativiert sich der Anstieg in der Monatsperspektive. Dennoch ist zu erkennen, dass da etwas Besonderes passiert, schon alleine an den Gebühren, die im Gegensatz zu den MemPool-Spitzen der vergangenen Wochen dramatisch steigen.

Einige weitere Charts veranschaulichen, wie speziell das ist, was gerade passiert: Die Anzahl der Transaktionen ist auf einem absoluten Allzeithoch, ob nun per Sekunde, per Block oder per Tag.

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12 Kommentare zu Neuer Token-Standard verstopft Bitcoin-Blockchain

  1. Ach…wenn ich doch nur 10% davon verstehen würde!

    • Mist, das ist dann ja zu 90% meine Schuld, da ich dafür verantwortlich bin. Was verstehst du denn nicht?

      • 10% ist doch super. Ich habe erst gar nix verstanden, dafür aber beim zweiten mal lesen alles, naja fast. Es liegt nicht immer am Autor, sogar eher selten.

  2. Paul Janowitz // 5. Mai 2023 um 16:53 // Antworten

    Das ewige Dillema, was Bitcoin eigentlich ist oder sein will/soll/muss…

    Eigentlich ist es ja schön, dass Fees endlich einen größeren Anteil als wenige Prozent am Block Reward haben, schließlich müssen sie spätestens nach 2-3 Halvings deutlich übernehmen, insbesondere wenn der Preis nicht um das x20 Fache steigt und das halte ich für fraglich. Bitcoins Sicherheitsmodell basiert langfristig komplett auf Gebühren und ich prophezeihe starke Hashrate Schwankungen, je nach Mempool Lage – insbesondere wenn man keinerlei Adjustierung der Blocksize implementiert, dass ein ständiger Fluss bezahlbarer Transaktionen gesichert ist. Ich persönlich nutze sowohl für eingehende als auch eingehende Transfers mittlerweile lieber LTC oder BCH, wenn Monero nicht möglich ist und swappe ggf., was mich immer noch günstiger kommt als die Gebühren zu bezahlen, insbesondere bei kleineren Beträgen. Litecoin’s Transaktionen haben sich mal eben verdoppelt, auch BCH und Monero haben profitiert. Ein Teil dieser User kommt auch nicht zu BTC zurück, zumindest nicht als Zahlungsmittel, wenn sie merken, dass andere Chains sich besser dafür eignen. Der Mempool ist seit einer Woche überfüllt, denn es gibt eine Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Größe, gegen die das standard 300 MB Limit einer Node gezählt wird und der gewichteten Größe, bei der es auf SegWit Daten 75% Discount gibt, was einen zusätzlichen Vorteil für Ordinals, Token usw. bringt, weil sie die Daten genau dort ablegen.

    Auch wenn BRC-20 Token ziemlich eingeschränkt sind, da keine richtigen Contracts machbar sind, gibt es bereits Nachfolgekandidaten wie ORC-20, die schon deutlich mehr können, man kann sogar von BRC-20 migrieren.

    Technisch gesehen folgen die Token wie Ordinals dem Mantra „Code ist Gesetz“, den die meisten OG Bitcoiner predigen. Andererseits sehe ich große Ablehnung in der Community, also was nun?

    Bei Monero ist man bekanntlich etwas flexibler, Änderungen werden ein paar Wochen diskutiert und bei großer Zustimmung auch umgesetzt. Ein bisher nicht bekannter Entwickler hat nach dem Ordinal Hype bei Bitcoin in etwa das selbe auf Monero umgesetzt, nur dass er das lange vernachlässigte Feld tx_extra genutzt hat, um das es schon seit Jahren immer wieder Diskussionen gab (spätestens seit einheitlicher Ring Größe, die man zuvor auch fast beliebig groß machen konnte – es gibt Transaktionen mit Ringen >200), aber man hat es unverändert belassen, weil es sich für Atomic Swaps, Return Adressen oder andere Scripts hätte eignen können. Dort konnte man beliebige Daten unterbringen, was aber diametral gegen die Fungibilität einzelner Outputs geht und falls diese in einer Ring Signatur auftauchen, kann man wahrscheinlich ausschließen, dass es sich um einen „normalen“ Wertetransfer handelt.

    Mordinals waren noch kein großes Problem, da einer davon die aktuelle Ring Größe von 16 nicht stark berührt, aber wenn das ausarten sollte, hätte man ein großes Problem. Es wurde zunächst im Dev Channel angesprochen, dann in 3-4 Dev Meetings ausgiebig diskutiert und dazwischen im Github ausgelotet, was sinnvoll ist. Eine Protokolländerung bedürfte einer Hard Fork, die aber einen langen Vorlauf benötigt, man hat sich also darauf geeinigt, das Feld in den offiziellen Binaries der Node Software (Daemon) auf ca. 1kB zu beschränken, was für die meisten Affenbilder mit Overhead zu wenig sein dürfte. Sie können weiterhin gemined werden, wenn ein Miner sie aufnimmt, aber sie werden von allen aktuellen Nodes nicht angenommen und gebroadcastet. Die meisten Nodes sind bereits aktualisiert worden und Mordinals sind seit über einer Woche kein Thema mehr. In der Zwischenzeit arbeitet man an der diesbezüglichen Protokolländerung, die wahrscheinlich nicht nur die Größe des Felds einschränken wird, sondern auch noch ein Hashing / Verschlüsselung benötigen oder vielleicht sogar ganz gestrichen wird, zugunsten (optionaler) Felder, die man exakt definieren kann (Return Adresse, Atomic Swaps usw.).

    • Paul Janowitz // 7. Mai 2023 um 11:15 // Antworten

      Wow, die letzten Blöcke enthielten keine Transaktionen unter 200 Sat/vByte. Auch wenn ich glaube, dass das wieder abflacht, ist das die Realität, die sich alle Bitcoin Verfechter vorstellen, wenn Fees die Base Rewards übernehmen müssen in 2-3 Halvings, vielleicht auch schon beim nächsten spürbar.

      Eine OnChain Transaktion kostet aktuell 7-8$, ein Lightning Channel Opening eher das Doppelte, die Schließung dessen auch. Wie soll „Banking the unbanked“ funktionieren? Mit 20$ Setup Fee (Stand aktuell, wenn Fees auch nur die heutige Sicherheit des Netzwerks sichern sollen, sind es eher deutlich über 100$)? Oder doch lieber Custodial? Letzteres wird durchreguliert werden, bis die neuen Banken sich in nichts mehr von den alten unterscheiden und den dritte Welt Pöbel am Ende auch ablehnen werden.

      Ich weiß, dass ich provokativ bin, aber Leute, man muss sich eingestehen, dass ein Layer2 ohne Layer1 nicht funktionieren kann. Wer auf den heutigen Stand von Bitcoin setzt und sich nicht für eine grundlegende Weiterentwicklung einsetzt, ist nur Spekulant, hat nichts mehr mit der ursprünglichen Ideologie zu tun. Bitcoin ist beliebig mit Aktien wie Gamestop austauschbar geworden.

  3. Exil-Hexikaner // 7. Mai 2023 um 11:35 // Antworten

    Manchmal glaube ich, dass der eigentliche erfolgreiche Angriff gegen Bitcoin, derjenige war, es zum Spekulationsobjekt verkommen zu lassen. Unter diesen Bedingungen ist es einfach kein digitales Bargeld.

    • Paul Janowitz // 7. Mai 2023 um 12:50 // Antworten

      Ich glaube, der Angriff war schon vieeeel früher. Als „man“ also das Core Team sich sehr verschlossen hat gegenüber Änderungen. Innovative Teilnehmer wurden ignoriert und nach und nach herausgeschubst.

      Es war immer schon eine Utopie, dass jeder seine Blockchain auf dem Handy haben könnte und gleichzeitig Millionen von Usern es ständig als Zahlungsmittel nutzen könnten. Wer tut das selbst heute, nach 15 Jahren ohne größeren Fortschritt? Okay, in 15 weiteren Jahren wird es jeder können, weil A) die Hardware selbst mobil im Multi-Terabyte Bereich angekommen ist, die Verifizierung einen Bruchteil der CPU benötigt, die sie hat und Bandbreite auch kein Thema ist, B) Weil keiner Bitcoin nutzen wird. Unberechenbarkeit ist für unternehmerische Aktivitäten die größte Hürde. Musste ich vor zwei Wochen 10 Cent für eine Transaktion bezahlen, heute 10 Dollar entspricht einer Inflation von 10.000 Prozent. Wenn ich also ein Produkt für 5$ verkaufen wollte und selbst 100% mehr Gebühren einkalkuliert habe, wären das 20 Cent. Zum aktuellen Zeitpunkt utopisch.

      Andererseits habe ich erst kürzlich eine externe 5TB HDD für einen Freund bestellt, für unter 100€. Ich bin kein Verfechter von Gigabyte Blöcken (heute), aber 1 (bzw. 4) MB sind nach 15 Jahren einfach Wahnsinn, zumal die Blöcke nach meinem Verständnis damals nur wegen Satoshidice temporär begrenzt wurden, um damalige Nodes nicht zu überfordern.

      Die Spekulanten haben den Rest dazugegeben, NgU ist das einzige, was Bitcoin geblieben ist und ich trauere für meine verbliebenen Sats, hoffe für diese aber noch, dass die Kurve irgendwann gekriegt wird. Ich kämpfe aber nicht mehr aktiv selbst mit bei Bitcoin, da ich dort mit meinen Bedenken vor etlichen Jahren eher ausgelacht wurde.

  4. Alexander Schmidt // 7. Mai 2023 um 16:56 // Antworten

    Danke für den ausführlichen und gut recherchierten Artikel. BRC-20 gesellt sich in der Sympathieskala direkt hinter Chainalsis. Wenn Bitcoin als Zahlmittel nicht zu gebrauchen ist, weil nicht nur die transparente Blockchain ständig überwacht und mit Big Data, sicherlich auch KI, zusammengebracht wird, sondern auch wegen NFTs über den BRC-20-«Standard», dann kann auch vom Wertspeicher «Digitales Gold» keine Rede mehr sein. Paul Janowitz (Kommentar siehe oben) hat da ganz Recht nach Alternativen zu suchen, die Zahlmittel und Wertspeicher nicht nur versprechen, sondern dies auch technisch einlösen und obwohl ich lediglich ein Frontend-Engineer bin, sehe ich in dem folgenden Blockchain-Projekt nicht nur eine technische Überlegenheit gegenüber Bitcoin, sondern auch eine Weitsicht der Entwickler, sich der Fungibilität des Geldes und der damit, dem Bargeld ebenso innehaftenen, Priorisierung der Privatsphäre zu verschreiben, die einer freien, nicht staatsgelenkten Ökonomie und Gesellschaft zugute kommt. Die Rede ist von Monero.

    • Paul Janowitz // 9. Mai 2023 um 12:45 // Antworten

      In den Kommentaren sieht man mittlerweile eine erstaunlich breite Mehrheit für Monero. Schade, dass Moneroblog in praktisch allen Länderdomains schon belegt ist.

      Alexander hat aber ein paar gute Argumente, insbesondere KI und Überwachung.

  5. Paul Janowitz // 8. Mai 2023 um 8:20 // Antworten

    Ich muss hier wohl Selbstgespräche führen, wenn es keinen anderen kümmert, da scheinbar keiner Bitcoin tatsächlich nutzt? Oder sich mal eben Transaktionsgebühren von 20$ leisten kann…

    https://blockchair.com/bitcoin/block/788695
    Der erste mir bekannte Block (hab das nicht so genau getrackt), bei dem die aktuellen Block Rewards von 6,25 BTC von den Transaktionsgebühren überschritten wurden, sage und schreibe 6,7 BTC und insgesamt knapp 13 BTC Mining Reward!

    Trotzdem scheint die Hashrate aktuell zu sinken, warum? Bis vor zwei Wochen konnten Miner froh sein, wenn sie 2-3% Aufschlag zum Base Reward bekommen haben…

    • Hans Frosch // 8. Mai 2023 um 16:07 // Antworten

      „wenn es keinen anderen kümmert, da scheinbar keiner Bitcoin tatsächlich nutzt“

      Dito. Aber was soll’s. Dann wird sich der Bitcoin eben nicht durchsetzen. Finde ich nicht schlimm, weil es bessere Alternativen gibt wie Monero.

      • Paul Janowitz // 8. Mai 2023 um 18:58 //

        Lieber Hans, Du weißt wo mein Herz ist. Sieht man sich nächsten Monat in Prag auf der MoneroKon?

        Nichtsdestotrotz habe ich ein Restsentiment für Bitcoin und würde mir eine sinnvolle Zukunft dafür wünschen…

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