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Der Durchbruch? Ethereum-L2 stellt Mainchain weit in den Schatten

Blockchains, heißt es gerne, skalieren nicht onchain, sondern offchain. Auf Ethereum verwirklicht sich dies derzeit: Mehr als 80 Prozent der Transaktionen werden außerhalb der Mainchain abgewickelt. Unter den zahlreichen Plattformen tut sich vor allem eine hervor.

Es gibt diese Momente, in denen eine Technologie ein Problem löst, das lange als unlösbar galt, aber man kaum etwas davon mitbekommt. Der Durchbruch geschieht nicht mit dem großen Knall, den man erwartet, sondern schleichend und leise.

Der Durchbruch, um den es hier geht, ist das folgende: Die sogenannten „Layer 2“ (L2) von Ethereum verarbeiten mittlerweile vier Mal so viele Transaktionen wie die Mainchain. Die Blockchain-Technologie skaliert. Kapazität ist schlicht kein Thema mehr. Technisch ist es möglich, das gesamte Finanzwesen zu dezentralisieren.

Die Einheit, in der man die Kapazität einer Blockchain misst, sind TPS: Transaktionen je Sekunde. Bitcoin verarbeitet derzeit etwa 6 TPS, Ethereum auf der Mainchain etwas mehr als 11. Mit allen L2 zusammen kommt Ethereum aber auf 55 TPS, was knapp fünf Millionen Transaktionen am Tag entspricht. Auch wenn nicht exakt bekannt ist, wie viele Transaktionen Bitcoin durch das Lightning-Netzwerk schleust, dürften es nach allem, was man weiß, deutlich weniger sein als onchain.

Die Mainchain ist das Herz von Ethereum. Sie wird unmittelbar durch den Konsens der Staker validiert und wird immer der Goldstandard der Sicherheit bleiben. An sie docken die L2 an, in der Regel durch einen Smart Contract. Sie wickeln die Transaktionen auf einer externen Plattform ab, erhalten aber die Kerneigenschaften von Ethereum weitgehend oder vollständig.

Es gibt mittlerweile eine Fülle an L2s für Ethereum, laut der Webseite L2Beat 23 an der Zahl, von denen aber nur sechs mehr als 2 TPS schaffen. Die erfolgreichen L2 sind in der Regel sogenannte „Rollups“, die Transaktionen extern prozessieren und als Extrakt auf der Blockchain ablegen.

Unter den L2 hat sich zkSync Era an die Spitze gesetzt. Das Rollup ging im März live und wickelt bereits 11,48 TPS ab, was minimal mehr ist als die Ethereum-Mainchain. ZkSync Era nutzt Zero-Knowledge-Proofs, um sich mit der Mainchain zu verbinden. Dies gilt als Königsweg, um herausragend weit zu skalieren, aber die grundsätzlichen Eigenschaften einer Blockchain zu erhalten, etwa Sicherheit, Dezentralisierung, Zensurresistenz und Selbstsouveränität. Genutzt wird zkSync laut Blockexplorer vor allem, um Token zu tauschen und NFTs zu prägen.

Indem die L2 von Ethereum deutlich mehr Transaktionen verarbeiten als die Mainchain wird die alte Parole, dass Blockchains auf höheren Ebenen skalieren, erstmals in der Praxis Wirklichkeit. Fünf Millionen Transaktionen am Tag sind zwar beachtlich, doch im Vergleich zu dem, was im traditionellen Finanzsystem anfällt, kaum erwähnenswert.

Zum Vergleich: PayPal prozessiert am Tag 40 Millionen Transaktionen, Visa 150 Millionen, und das SEPA-System sogar mehr als 200 Millionen. Und wir haben noch gar nicht angefangen, über Transaktionen im Wertpapierhandel oder Forex zu reden. Damit Ethereum mit seinen L2 auf dieses Volumen kommt, muss es noch um mehr als eine Größenordnung zulegen.

Auch 14 Jahre nach dem Genesis-Block von Bitcoin und acht Jahre nach dem Start von Ethereum ist es noch ein weiter Weg, um das herkömmliche Finanzsystem zu dezentralisieren. Der Weg lohnt sich. Ein Finanzsystem auf der Basis von Blockchains hätte weniger Mittelsmänner und Reibungen, wäre günstiger und global inklusiver, transparenter und dezentraler und die User würden ihr Geld und ihre Assets selbst halten können.

Mit der Skalierung durch L2 bereitet Ethereum dazu zwar den Weg, und was man derzeit erkennt, weckt Hoffnung, dass es funktioniert. Doch ob dem tatsächlich so ist, wird nur die Praxis beweisen können.

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2 Kommentare zu Der Durchbruch? Ethereum-L2 stellt Mainchain weit in den Schatten

  1. Wolfgang Lohmann // 7. August 2023 um 14:30 // Antworten

    Zwar nicht zum ETH L2, aber zu einer Bemerkung:
    ETH gibt es ja auch noch nicht 14 Jahre.

    14 Jahre nach dem Genesis block von Bitcoin sind die 40 Mio Trx pro Tag von Paypal locker auf der Blockchain möglich: Rechnen wir der Einfachheit halber mit 1024 Byte je Trxs (derzeitige Standardtrx sind kleiner als halb so groß), hieße dies bei BSVs aktuell bis 4 GB akzeptierten Blöcken = 4.294.967.296 Bytes 4.194.304 pro Block, oder bei 144 Blöcken am Tag 603.979.776 Transaktionen am Tag, wenn man nur die Vorgehensweise von Satoshi beibehalten hätte.

    Man sollte Gründe angeben, warum etwas, was geht, nicht genutzt wird, denn die Herausforderung hängt oft auch am Kontext. Bei Ethereum vertritt man eben eine andere Philosophie und einen anderen technologischen Ansatz (accountbasiert), und will dennoch skalieren. Dann ordnet man ggf. die zkP basierten Lösungen auch besser ein. (Obwohl man mit der orginialen Menge an OP Codes von Bitcoin script zkProofs auch implementieren kann.)

    • Wolfgang Lohmann // 8. August 2023 um 13:32 // Antworten

      Kurzer Nachtrag: Heute morgen hatte die Bitcoin SV chain 109 Mio Transaktionen /24h und etwa 1266 Trx/s. Block #804142 enthält 7,126,502 Transaktionen. Ja, das ist kein normaler Tag. Der Punkt ist, dass es geht.

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