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Angle präsentiert mit USDA einen dezentralen, Zinsen auszahlenden Stablecoin

Eigentlich kennt man George Washington vor allem von den 1-Dollar-Scheinen. Hier als gigantische Plastik am Mount Rushmore. Bild von Navin75 via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Stablecoins, die Zinsen auszahlen, sind auf dem Vormarsch. Mit USDA wirft das Angle-Protokoll nun eine dezentrale Variante in den Ring.

Es gibt Ideen, die so unvermeidlich sind, dass man sich nur fragen kann, warum sie sich auf dem Markt noch nicht durchgesetzt haben.

Eine davon ist es, einen Stablecoin herauszugeben, der durch Staatsanleihen und andere Wertpapiere gedeckt ist und deren Zinsen, Dividenden oder sonstige Erträge an die Besitzer des Stablecoins weitergibt. Es wäre fantastisch, wenn man einfach einen Stablecoin hätte, mit dem man bezahlen oder sparen kann und der nativ Zinsen auszahlt, sozusagen Tagesgeld 2.0 – und es wäre möglich!

Wie bei jeder offensichtlichen und sinnvollen Idee wetteifern mehrere Startups im Kryptomarkt darum, sie umzusetzen. Am weitesten fortgeschritten ist hier das Mountain-Protokoll, das mit dem USDM-Dollar einen netten, mit 5 Prozent verzinsten Stablecoin auflegt, der ausschließlich durch US-Staatsanleihen gedeckt wird.

Mit dem Angle-Protokoll (USDA) schickt sich nun ein weiterer Akteur an, einen Zinsen auszahlenden Stablecoin auf den Markt zu bringen. Angle genießt die Rückendeckung von Andresen Horowitzs a16Z Investment Fund und hat vor, nicht allein auf Staatsanleihen zu setzen, sondern die Dollar auch über DeFi-Lending zu verzinsen. So sollen die Besitzer mindestens fünf Prozent Rendite genießen, womöglich auch mehr, und weniger abhängig vom Zinssatz der Federal Reserve sein.

Angel gibt bereits Stablecoins heraus, etwa den Euro-Stablecoin EURA, der aber mit gut 20 Millionen Dollar Marktkapitalisierung bisher nicht eben ein Verkaufsschlager ist – wie übrigens alle Euro-Stablecoins. Die Welt will eben Dollar, keine Euro, Rubel oder Yuan.

Anders als die USDM oder Blackrocks tokenisierte Dollar-Staatsanleihen basiert USDA auf einem dezentralen Protokoll. Er ist, laut eigener Beschreibung, „der vollständigste und zuverlässigste zinszahlende US-Dollar-Stablecoin“.

Die Infrastruktur von USDA ist modular und setzt sich aus mehreren Smart Contracts zusammen. Eine DAO der ANGLE-Token-Holder regiert die Konstruktion; User können Kollaterale aus einer Whitelist einsetzen, um die Stablecoins zu leihen, was effektiv meint, sie auf dieselbe Weise zu erzeugen, wie Banken Fiatgeld erzeugen. Am unkompliziertesten geht dies mit anderen Stablecoins, etwa USDC, dem nach Tether zweitstärksten Stablecoin.

Die Staatsanleihen, die die Zinsen produzieren, sind, anders als bei USDM und Blackrock, keine herkömmlichen, sondern tokenisierte Staatsanleihen. Diese sind quasi das Kernprodukt der „Real World Assets“, RWA, und bereits im Umfang von immerhin einer guten Milliarde Dollar tokenisiert. Angle kann die Staatsanleihen daher, wie auch die DeFi-Erträge, direkt ins Protokoll schreiben, anstatt sie einem zentralen Treuhänder zu überlassen.

Ferner plant Angle, mit einem Modul den flüssigen Wechsel zwischen USDA und anderen Währungen zu ermöglichen. Über Uniswap wird es ein USDA/EURA-Wechselpaar geben, so dass man Dollar und Euro dezentral und in Echtzeit zu geringen Gebühren tauschen kann.

Trotz dieser dezentralen Architektur leiden die USDA am selben Problem wie die Mountain-Dollar: Sie werden in den USA nicht verfügbar sein. Denn in den USA gilt ein Stablecoin, der Zinsen auszahlt – jedes Asset, das Zinsen auszahlt! – als Security, also als Wertpapier, und unterliegt damit der strengen Aufsicht der SEC. Diese mag möglicherweise gewillt sein, einen soliden, gut aufgestellten, Zinsen auszahlenden Stablecoin zu gestatten. Doch allein das Risiko, damit zu scheitern, die enormen Kosten, es überhaupt zu versuchen, sowie die zu erwartenden Auflagen sind abschreckend.

Dies hat nicht nur die Konsequenz, dass ausgerechnet den Amerikanern die Gelegenheit entgeht, ihre eigene Regierung auf die denkbar einfachste Weise zu unterstützen und davon zu profitieren, sondern auch, dass USDA einen schweren Stand auf genau den Plattformen haben wird, wo der Stablecoin am besten glänzen würde: auf DeFi-Plattformen wie Uniswap oder Compound und so weiter.

Denn die meisten Nutzer verwenden diese an sich dezentralen Protokolle durch zentrale Interfaces, die von Entwicklerteams bereitgestellt werden, die nicht die geringste Absicht haben, es sich mit der amerikanischen Finanzaufsicht zu verscherzen, indem sie beispielsweise nicht angemeldete Securities anbieten. Auch die meisten Börsen werden es vermeiden, amerikanischen Kunden den Coin anzubieten, womit schon mal eine der wichtigsten Nutzergruppen wegfällt.

Damit werden ausgerechnet die konservativen Token, die, welche an das Tagesgeld erinnern und die Fiat-Geldschöpfung nachahmen, in die finanztechnische Freibeuterei gedrängt. Nicht Bitcoin oder Ethereum, noch nicht einmal halblegale ICO-Token – sondern tokenisierte Staatsanleihen sind es, die das Versprechen von DeFi herausfordern, sich durch eine dezentrale Architektur den Auflagen der Regulierer zu entziehen.

Über Christoph Bergmann (2813 Artikel)
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