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Terminator, Badewannen und der Weltkern

The Terminator - Street Art. Bild von Garry Knight via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

In dieser Woche war wieder einiges los: Der Preis steigt, fällt und steigt, während in Australien mehr als 20.000 Bitcoin versteigert werden, aus China brandheiße Gerüchte und Nachrichten kommen und die erste Bank der Welt Bitcoins für Einzahlungen akzeptiert. Was genau passiert ist, erfahren Sie in diesen Bitcoin News der Woche. Viel Spaß!

Badenwannenformation

Der Preis hat in dieser Woche etwas vorgeführt, was man eine Badewanne aus dem Bilderbuch nennen könnte: Er erreichte am Samstag mit 624 Euro den höchsten gewichteten Durchschnitt der Woche, sank dann in zwei Stufen erst auf 607, dann auf 581 Euro, bewegte sich einige Tage zwischen 580 und 595 Euro, um dann in zwei Stufen erst auf 600 und dann auf 610 zu steigen. Derzeit steht der Kurs bei ungefähr 615 Euro.

Der 7-Tages-Chart des Bitcoin-Preises. Quelle: Bitcoin.de

Der 7-Tages-Chart des Bitcoin-Preises. Quelle: Bitcoin.de

Wer in dieser Woche ein glückliches Händchen hatte, konnte mit guten Trades einen hübschen Gewinn machen. Aber lassen wir an dieser Stelle den Preis Preis sein und kommen zu den News. Denn einmal mehr hat die Bitcoin-Woche einige große Nachrichten mitgebracht.

Ernst & Young versteigern für Australische Regierung 24.518 Bitcoins

Manche Dinge dauern etwas. Irgendwann 2013, also vor einer halben Ewigkeit in Bitcoin-Zeit, hat die Polizei von Victoria, Australien, einen Mann namens Richard Pollard wegen illegalen Drogenhandels festgenommen. Auf den Wallets von Pollard fand die Polizei 24.518 Bitcoins. Nachdem Pollard schuldig gesprochen wurde, konnten diese Bitcoins nun, Mitte 2016, versteigert werden.

Die Polizei hat die Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young mit der Versteigerung beauftragt. Die Firma gab am Dienstag bekannt, dass sie die Bitcoins in elf Paketen zu 2.000 und einem Paket zu 2.518 Bitcoin verkauft hat. Der Marktpreis für die Bitcoin beträgt etwa 16 Millionen Dollar. Es ist jedoch nicht bekannt, zu welchem Preis die Pakete versteigert worden sind. Laut einem Repräsentanten der Firma gab es jedoch ein großes Interesse von Bitcoin-Börsen, Digital Assets Investment-Funds und „high net worth individuals“, also Reichen. „Der Prozess demonstriert einen wachsenden Appetit auf digitale Assets wie Bitcoin.“ Eine Nachricht, wie gemacht für Bullen.

Die Auktion war die erste Versteigerung beschlagnahmter Bitcoins in den USA und nach den Silk Road Coins die zweite weltweit.

Einige Meldungen aus China

China, das ferne, fremde und so große Land, steckt mindestens so tief im Bitcoin-Sumpf wie Europa und die USA. In dieser Woche haben wir einige spannende Meldungen und Gerüchte aus China. Wie so oft ist es schwer, sie richtig einzuordnen.

Gesetzesentwurf: virtuelle Besitztümer wie Bitcoins sollen gesetzlich geschützt werden

Bisher ist die rechtliche Situation von Bitcoins nicht ganz eindeutig. In Europa und den USA gilt Bitcoin, je nach Amt, als Geld, Rechnungseinheit oder Gut (Sache), während es gleichzeitig Zweifel gibt, ob man den „Besitz“ von Bitcoins rechtlich geltend machen kann, etwa im Falle eines Diebstahls, da Bitcoins an sich ja gar nicht existieren, streng genommen.

In China hat die Zentralbank hingegen schon 2013 definiert, dass Bitcoin kein Geld, sondern ein „virtuelles Gut“ (virtual property) ist. Laut BTCKan sieht nun ein Entwurf einer Revision des bürgerlichen Gesetzbuches im Reich der Mitte vor, virtuelle Güter offiziell zu einem Rechtsobjekt zu machen. Dies umfasst Daten, Token und virtuelle Währungen. Falls dies wahr ist, würden die Besitzer von Bitcoins und anderen Kryptowährungen damit künftig eine bessere Rechtssicherheit genießen.

Neue Verordnung zum Zahlungsverkehr

Ab heute tritt in China eine neue Verordnung zu Payment-Dienstleistungen in Kraft. Die neuen Regeln der Zentralbank sollen Betrug und Geldwäsche verhindern. Sie werden dritte-Partei-Dienstleister wie Alipay oder WePay gegenüber Banken deutlich benachteiligen, indem strikte Limits für solche Anbieter verhängt werden. Laut cnLegdger bedeutet dies folgendes: 1. mittlere bis große Zahlungen (ab 5.000 Yuan = ~677 Euro) müssen über Bankkonten abgewickelt werden, anstatt über Zahlungsdienstleister. 2. Unverifizierte User von Dritte-Partei-Zahlungsdienstleistern dürfen insgesamt nur noch 1.000 Yuan (= 135 Euro) überweisen. 3. Online-Zahlungen über 200 Yuan benötigen ein Bankkonto.

Auf die Frage, was dies für Bitcoin bedeutet, antwortet cnLedger (nextblast):

Die Politik der Zentralbank hat nicht den Zweck, Bitcoin zu bewerben (natürlich). Aber sie wird eine Menge Leute dazu bringen, nach besseren Möglichkeiten zu suchen – nach bequemen, zensurfreien und effizienten Wegen, Geld zu transferieren.

Banküberweisungen sind dafür bekannt, langsam, teuer und unbequem zu sein. Das ist der Grund, weshalb Alipay und Wechat Payment (Tenpay), die beiden bequemen und (weitgehend) gebührenlosen Werkzeuge, extrem beliebt sind. Aber nun sind sie durch die Politik erheblich beschränkt.

Es ist klar, dass die Banken mit dieser Politik die Leute zurückzwingen wollen in ihre bereits heftig kritisierten Systeme. Aber Geschichte läuft niemals rückwärts. Ohne Alipay/Wechat-pay wird Bitcoin eine der wenigen vielversprechenden Möglichkeiten für die Öffentlichkeit sein.

Gerücht über Termination-Plan der chinesischen Miner

Und damit, bei den bequemen, schnellen und günstigen Zahlungsmöglichkeiten, sind wir direkt in der Blocksize-Debatte. Denn mit 1 MB Blöcken ist Bitcoin vieles – digitales Gold, ein Settlement-Netzwerk und so weiter – aber es ist kein schnelles, günstiges und bequemes Zahlungsmittel. Transaktionen dauern oft lange, die schwankenden Gebühren machen es schwieriger, eine korrekte Transaktion abzusenden, und günstig ist Bitcoin mit Transaktionsgebühren von 20-50 Satoshi je Byte schon lange nicht mehr.

Wie wir alle wissen, tobt diese Diskussion schon ziemlich lange und ziemlich heftig. Dabei scheint sich gerade, wie schon berichtet, ein Streit zwischen den Core-Entwicklern und den chinesischen Minern zuzuspitzen. Ein Gerücht über einen Termination-Plan der Miner, das gestern die Runde gemacht hat, weht noch mehr Feuer in die Hütte.

Einem Thread auf dem beliebten chinesischen Bitcoin-Forum 8btc zufolge wurde ein „Termination“-Plan vorgestellt: Diesem zufolge beschlossen Pools und Miner, die mehr als 75% der Hashrate repräsentieren, einen (bisher unbekannten) Pool zum „Terminator“ zu bestimmen. Während alle anderen Pools auf Bitcoin Classic umsteigen, bleibt der „Terminator“ bei Core, wird aber, sobald die Classic-Hashrate 75% erreicht, ebenfalls umschwenken und damit die Hardfork einleiten.

Der Plan soll angeblich in Kraft treten, wenn Core bis Ende Juli keine Hardfork für eine Erhöhung der Blocksize vorgelegt hat. Das Gerücht – und derzeit ist es nicht mehr als das – dreht sich möglicherweise allerdings nicht um einen Beschluss der Miner, sondern nur um den Vorschlag eines Individuums, das nicht mit den Minern verbunden ist. In jedem Fall scheint der Vorschlag das Gefallen von Jihan Wu, dem Chef von Bitmain, dem Hersteller der Antminer und Betreiber des Antpool, zu finden. Der twitter nämlich, dass im Forum 90% der Teilnehmer mit dem Plan einverstanden seien.

Worldcore akzeptiert als erste Bank der Welt Bitcoins für Einzahlungen

In diesen News der Woche backen wir keine kleinen Brötchen. Es geht mit der nächsten großen Meldung weiter: Worldcore ist der erste digitale Banking-Service, der Bitcoins akzeptiert. Das führt zu zwei Fragen: Was ist Worldcore – und wie werden Bitcoins akzeptiert?

  1. Worldcore ist ein tschechisches Unternehmen, das ein global verfügbares Online-Konto mit Debit-Card bereitstellt und Transaktionen in Euro und Dollar ermöglicht. Worldcore wurde erst im Juni dieses Jahres zum besten Fintech-Startup Tschechiens gekürt und ist laut letstalkpayments das vielversprechendste Fintech-Startup Europas. Verglichen mit dem Fidor-Online-Konto fällt unangenehm auf, dass man soweit ich es sehe für Transaktionen Gebühren bezahlt, es weniger Optionen gibt (Sparen, in Gold anlegen, Fremwährungen kaufen) und das Konto im Großen und Ganzen etwas unaufgeräumt aussieht. Positiv fällt hingegen auf, dass auch Privatkunden die API von Worldcore benutzen können.
  2. Bitcoins akzeptiert Worldcore seit diesem Monat über BitPay. Man kann die Bitcoins einfach aufs Bankkonto einzahlen, wo sie als Euro oder Dollar auftauchen. Bitcoin haben, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung, den Vorteil, dass die Gefahr von Zahlungsbetrug und Rückbelastungen minimal ist.

Insgesamt dürfte Worldcore für Deutsche Kunden allenfalls wegen der Möglichkeit, Dollar-Transaktionen zu tätigen oder die API zu benutzen, interessant sein. Für den internationalen Handel hingegen ist Worldcore hochinteressant – auch wegen der Bitcoin-Akzeptanz.

Siemens will in kommenden fünf Jahren 1 Milliarde Euro in Startups investieren – auch in Blockchain-Startups

Nach Bosch ist nun auch Siemens am Thema Blockchain dran. Der Technologie-Konzern aus München wird ab Oktober eine Abteilung bilden, die Startups und innovative Ideen mit einem Budget von 1 Milliarde Euro, verteilt auf fünf Jahren, unterstüzen soll. Die Abteilung hat den Namen „next47“ was daran erinnern soll, dass Siemens im Jahr 1847 gegründet wurde.

„1847 war Siemens selbst ein Startup – gegründet in einem Hinterhof Berlins,“ so Siemens-CEO Joe Kaeser, „mit next47 leben wir die Ideale der Gründer unserer Firma und schaffen eine wichtige Basis, um Innovationen voranzutreiben.“ Die Abteilung wird Büros in München, Berkeley und Shanghai haben. Das erste Projekt wird gemeinsam mit Airbus stattfinden – das Abkommen wurde bereis im April unterzeichnet – und soll sich der Entwicklung von Elektroflugzeugen widmen. Andere wichtige Felder werden die künstliche Intelligenz, autonome Maschinen, die dezentrale Stromversorgung sowie vernetzte Mobilität sein. „Die neue Abteilung wird sich auch mit sogenannten Block Chain Anwendungen beschäftigen, die gebildet wrden, um den Datentransfer in der Industrie und, beispielsweise, den Energiehandel, einfacher und sicherer zu machen.“

Wir sind gespannt, was dabei rumkommen wird. Und damit wünsche ich euch ein schönes, entspanntes Wochenende. Vielleicht auch mal ohne Regenwetter.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

6 Kommentare zu Terminator, Badewannen und der Weltkern

  1. Das ist mal Musik in meinen Ohren! Core braucht echt mal einen Dämpfer. Sowie reddit und Blockstream. 2mb wird kommen, da alles andere einen Selbstmord gleichkommt. Lightning und all die anderen Methoden sind zu spät und 2mb ist die Brücke die uns die nötige Zeit verschafft!

  2. Eins wurde bei dem Gerücht nicht bedacht: Miner können nicht hardforken. Sie würden ungültige Blöcke produzieren und damit auf ihre Bezahlung verzichten. Die User müssten erst ihre Bereitschaft signalisieren, indem Sie auf Clients wie Classic, XT oder Unlimited umsteigen.

    • An deinem Kommentar ist aber auch alles falsch! Miner können immer hardforken! Ungültige Blöcke, auch falsch! Und user müssen signalisieren, auch falsch! Auf Bezahlung verzichten, auch falsch. Bitte erst informieren dann kommentieren!

      • Die Aufforderung sich zu informieren, muss ich ganz klar zurückgeben. Was passiert denn, wenn ein Miner nun einen 2 MB Block produziert? 90% aller Clients im Bitcoin Netzwerk würden den Block als ungültig verwerfen. Vermutlich würden selbst andere Miner den Block „verwaisen“ lassen. Die aktuell 25 BTC Blockreward kann der Miner nicht ausgeben. Genauso gut kann er seine Hardware auch abschalten, da spart er wenigstens Strom.
        Wenn ein Miner nun aber sieht, das z.B. 90% aller User einen Client laufen lassen, der 2 MB Blöcke akzeptiert, dann kann er einen solchen generieren und hoffen, dass er auf der richtigen Seite des Forks landet. Fazit: Ohne Beteiligung der User geht kein Hardfork.

    • Jein. MIner können nicht gegen den Willen der Mehrheit der Community forken. Sie sind aber 1. ein sehr wichtiger Bestandteil des Ökosystems, da sie double spends verhindern und 2. der Auslöser einer Hardfork bzw. sie können eine Hardfork effektiv verhindern. Das zusammen macht sie imho zu den wichtigsten Entscheidern in dieser Frage.

      Die gigantische Hashrate, die hinter dem Bitcoin steht, ist mit ein Grund, weshalb der Bitcoin so sicher ist. Wenn die Miner beschließen, diese Hashrate in eine Fork zu führen, muss der Rest des Netzwerks entweder mitmachen oder einen neuen Hashing-Algorithmus annehmen. Ansonsten kann die „alte“ Chain ruckzuck von den Minern zerstört werden.

      Ein neuer Hashing-Algorithmus kann sehr viele Probleme des Bitcoins lösen (er kann z. B. Asics auschalten und so das Mining wieder mehr dezentralisieren, oder er kann eine proof-of-blockchain verlangen, so dass Mining-Nodes wieder zwingend zu archiv-nodes werden). Allerdings wird ein solcher neuer Hashing-Algorithmus auch angreifbar gegen Supercomputer-Verbände (Staaten) sowie gegen Botnets (Staaten, Hacker) sein.

      • Benjamin Bitcoin // 2. Juli 2016 um 18:14 //

        Ein neuer „Hashing-Algorithmus“ wäre aber auch wieder ein Hardfork.

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