60 Bitcoin-Fans in Bolivien verhaftet

Die Finanzaufsicht in Bolivien hat 60 Personen verhaften lassen, weil diese anderen Menschen beigebracht haben, wie man in Bitcoins investiert. Die Finanzaufsicht des eher schwach entwickelten südamerikanischen Landes verbietet jede andere Währung als den Boliviano und bezeichnet Bitcoin und andere Kryptowährungen als Pyramidenspiele.
Einer Mitteilung der Finanzaufsicht Bolivien zufolge (hier die Google-Übersetzung) wurden kürzlich 60 Menschen verhaftet, weil sie in der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, Santa Cruz de la Sierra, anderen Bürgern beigebracht hatten, wie man in virtuelle Währungen investiert. Eine Spezialeinheit zur Bekämpfung der Kriminalität hat letzten Mittwoch die Festnahmen an einem öffentlichen Platz im Zentrum der Stadt ausgeführt.
Ein Direktor der Finanzaufsicht ASFI, Lenny Valdivia Bautista, erklärte, dass man zudem “Pamphlete” konfisziert habe, welche erläuterten, wie man virtuelle Währungen benutze. Die Aufsicht geht gegen die bolivianischen Bitcoiner vor, die sich in geschlossenen Whatsapp-Gruppen sowie auf Facebook verabreden. Valdiva sagte laut der bolivianischen Zeitung Hoy Bolivia, dass man digitale Überwachungstechnologien nutze, um diese Netzwerke zu analysieren und die Bitcoin-Evangelisten zu identifizieren.
Anlässlich der Verhaftungen erinnert die ASFI daran, dass diese Aktivität im ganzen Land verboten ist, und dass Kryptowährungen Pyramidenspiele seien, die nur dafür gemacht worden sind, um den Bürgern ihr Geld und ihre Ersparnisse zu nehmen. Gemäß einer Resolution von 2014 sei es “in unserem Land verboten, jegliche Art von virtueller Währung, ob sie nun Bitcoin oder anders genannt wird, zu benutzen und in Umlauf zu bringen.”
Die Regierung des südamerikanischen Binnenlandes hat als erste Nation der Welt bereits 2014 Bitcoin und andere Kryptowährungen verboten. Die Zentralbank des Landes, El Banco Central de Bolivia, erklärte damals, es sei illegal, “eine Art von Währung zu benutzen, die nicht von der Regierung herausgegeben und kontrollieren wird.” Dabei wurden auch explizit Kryptowährungen wie Bitcoin und “Namecoin, Peercoin, Quark, Primecoin und Feathercoin” genannt – Kryptowährungen, die 2014 noch relativ heiß waren, aber heute längst in der Versenkung verschwunden sind. Sowohl die tatsächliche Nutzung als auch die Angabe von Preisen in solchen Währungen wurde verboten.
Bolivien ist eines der ärmeren lateinamerikanischen Länder. Es liegt auf einer Hochebene in den Anden zwischen Argentinien, Chile, Peru, Brasilien und Paraguy. Mit dem 113. Platz im “Index der menschlichen Entwicklung” liegt Bolivien eher am unteren Spektrum in Lateinamerika und zwischen Gabun und Moldawien. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 3.000 Dollar je Kopf und Jahr ist das Land in dieser Hinsicht global auf dem 122. Platz. Der Weltbank zufolge haben nur 40 Prozent der Einwohner ein Bankkonto und nur 20 Prozent haben ordentliche Ersparnisse oder Zugang zu Krediten.
Bitcoin könnte für das Land mit einer unterentwickleten Finanzstrukur nützlich sein, um die finanzielle Inklusion der Bürger zu befördern. Die vielen lateinamerikanischen Bitcoin-Startups könnten dazu beitragen, die eher kleine Volkswirtschaft Bolivien besser in die südamerikanische Wirtschaft zu integrieren. Anders als die südamerikanischen Länder Argentinien und Venezuela leidet Bolivien jedoch nicht unter einer Inflation der eigenen Währung.
Nachdem der Boliviano in den 80er und 90ern des vergangenen Jahrhunderts stark abgewertet und sich der Dollar als faktische Zweitwährung etabliert hat, gelang es er Regierung 2004 den Kurs zu stabilisieren, indem sie eine Steuer auf inländische Dollar-Transaktionen einführte. Diese Maßnahme drängte die Zirkulation des Dollars in Bolivien zurück und festigte den Kurs des Boliviano, der sogar stabiler als der Euro ist. Seit 2006 hat Bolivien mit dem Präsidenten Evo Morales eine stabile Regierung, welche durch die Verstaatlichung der Erdgasindustrie das vormals ärmste Land Südamerikas auf einen wirtschaftlichen Wachstumskurs führte. Anders als in Venezuela, in welchem der Sozialismus von Chavez das Land ökonomisch ausgeblutet hat, scheint die in Bolivien praktizierte mildere Variante des Sozialismus überraschend gut zu funktionieren.
Angesichts dieser monetären Geschichte wird der Bitcoin in Bolivien naturgemäß eher als Bedrohung wahrgenommen. Aufgrund der Verbote sei die Bitcoin Community in Bolivien klein und halte sich eher im Untergrund, berichtet der Administrator der “Bitcoin Bolivia” Facebook-Gruppe, Alonso Vaca-Pareira. Da die Regierung Kryptowährungen in die Nähe des Drogenhandels und anderer illegaler Aktivitäten gerückt habe, hielten sich die meisten Leute davon fern.
Allerdings gab es kürzlich eine recht steile Spitze in der Anzahl von Google-Suchanfragen nach Bitcoin in Bolivien. Was genau sie ausgelöst hat, ist schwer zu sagen. Die Aufmerksamkeit ist in jedem Fall so hoch wie nie zuvor. Möglich, dass dies die Regierung aufgeschreckt hat und die Verhaftung der 60 Bitcoiner als abschreckendes Exempel dienen soll.
Update: Wie es aussieht, wurden die Bitcoin-Fans nicht wegen Bitcoin an sich verhaftet, sondern weil sie für ein Pyramidenspiel geworben haben, in das Bitcoin involviert war. Danke für den Kommentator, der mich darauf hingewiesen. Mehr Infos in den Kommentaren weiter unten.
“Anders als in Venezuela, in welchem der Sozialismus von Chavez das Land ökonomisch ausgeblutet hat”
Soso, der “Sozialismus von Chavez” war es also, nicht etwa der Wirtschaftskrieg (bzw. Oelkrieg) der USA und all seiner Vasallen gegen das Land? Ich vermute in Vietnam haben sich auch 2 Millionen “sozialistische” Buerger selbst “ausgeblutet”. Die Bombenteppiche und der Giftgasregen (Agent Orange) der Kapitalisten/Faschisten aus den USA hatten sicher nichts damit zu tun. Bezueglich dem Terror gegenueber den “Sozialisten” in Lateinamerika empfehle ich eine Lektion der “School of the Americas”. Stuende einem *Bitcoin-Blog* besser als die Luegen der kapitalfaschistischen Kriegstreiber und ihrer Kriegspresse unreflektiert nachzuplappern.
Ok, ich sollte hier politische Themen sein lassen 🙁
War mein Eindruck, dass Staatskapitalismus, Kapitalkontrollen etc. das Land zerstört haben. Aber ich bin kein Experte und habe bei weitem nicht die Kompetenz, um hier meine Ansicht auch nur zu verteidigen.
Kapitalkontrollen? Ich hoffe doch Ihnen ist bekannt dass die USA seit Anfang der 1970er Jahre mit Militaergewalt die ganze Welt zwingen saemtlichen Kauf/Verkauf von Oel (der Droge der Weltwirtschaft) ausschliesslich in USD durchzufuehren. Ebenso darf der internationale Zahlungsverkehr generell (SWIFT) nur in USD durchgefuehrt werden. D.h. jeder der Oel kaufen will, muss zuerst USD kaufen. Und gleiches gilt fuer Banken die am internationalen Zahlungsverkehr teilnehmen wollen und ueber die u.a. der Oelhandel abgewickelt wird. Sobald die USA “Sanktionen” verhaengen, wird ein Land von SWIFT ausgeschlossen und kann somit sein Oel nicht mehr verkaufen, denn kein Kaeufer wird es wagen gegen diese Sanktionen zu verstossen (nationales US-“Recht” gilt de facto weltweit). Ausser einige wenige und die lassen sich ihr Risiko in Form von massiven Preisabschlaegen vergueten.
Ist das Kapitalkontrolle genug? Dieser weltweite Zwangsdollar, eingefuehrt vom globalen Besatzer, der durch diesen, mit Voelkerrechtsverbrechen jeden Krieg auf’s Neue durhgesetzten Nachfragezwang seit etwa 1971-1975 verhindert dass sein damals zunehmend wertlos gewordenes Staatsgeld vollkommen entwertete.
ich will hier doch nicht die Dollar-Dominanz oder die US-Politik verteidigen. Das ist ein Bitcoinblog!
Ich hatte recht lange Sympathie für Venezuela, weil der freie Markt für Ölländer oft sehr hässlich enden kann (siehe etwa Nigeria), während Verstaatlichungen / Semi-Verstaatlichungen wie in Libyen, Saudi-Arabien, Norwegen oder Bolivien zumindest die Chance haben, die Öleinnahmen in soziales oder den Aufbau der Wirtschaft zu überführen.
Und ich will auch die US-Interventionen nicht kleinreden. Aber sorry, soweit ich es sehe, hat Venezuela hier recht viel selbstverschuldet verbockt und steht jetzt mit Leuten da, die nicht mal mehr genug haben, um sich zu ernähren, druckt so viele Bolivar, dass das Geld jeden Wert verliert, meint, das durch Kapitalkontrollen auffangen zu müssen, wodurch sich nur ein Schwarzmarkt bildet, der darin endet, dass kolumbianische Gangs die für die Venezuelaner bestimmten Lebensmittel- und Warenmarken abstauben …
Und da das hier ein Bitcoinblog ist, endet meine Sympathie für Venezuela damit, dass die Regierung dort Miner verhaften lässt.
Das Ganze war dazu auch noch eine Ente. Hier die Klarstellung von bitcoin.com:
“The Bolivian government recently arrested 60 people over a pyramid scheme that claims to invest in bitcoin. However, the focus was on the scheme and not on bitcoin itself, even though the government banned the digital currency back in 2014.”
“The government’s announcement did not specify whether these activities were related to bitcoin. However, El Deber reported that they were related to a known pyramid scheme called “Pay Diamond-Bitcoin,” which the authorities have kept an eye on for some time.
Pay Diamond-Bitcoin is similar to a larger scheme called Pay Diamond which is also being investigated by the Bolivian government. Pay Diamond, believed to have swindled some 200,000 people, claims to buy, process and sell diamonds to the gemstone industry.”
Quelle: https://news.bitcoin.com/bolivia-government-arrests-pyramid-scheme-not-bitcoin/
Boese, boese Sozialisten und “Anti-Amerikanisten”… verfolgen arme Bitcoiner… Klar, Evo Morales hat Julian Assange, einem der prominentesten und ersten Bitcoinverfechter und -nutzer Asyl angeboten weil Bolivien Bitcoin ganz schlimm findet und Assange/Wikileaks dann sofort aufhoeren wuerde es zu benutzen… /s
Hei, vielen Dank! Sehr guter, wichtiger Kommentar!
Da dachte man, die Bitcoin-Anbeter sind bereits der Strafe genug, kommt nun auch noch Anti-Amerikanismus und diese Kriegstreiberei-Leier dazu. Muss man denn selbst in diesem Thematisch relativ eng abgesteckten informativen Blog mit solch Themen belästigt werden? Gibt es hierzu nicht bereits genug Diskussionsforen im Web?
Nicht ärgern Tony. Leute haben halt verschiedene Meinungen, und wenn es um die Abschaffung der Dollar-Dominanz geht, liegt das ja gar nicht so fern 😉
Ich bin so froh, kein politischer Online-Journalist zu sein. Sobald es hier mal um Russland oder Flüchtlinge geht, ist die Hölle los —
Du bist wohl auf die sozialistische Propaganda reingefallen.
Ein Land das enteignet und von Korruption durchnässt ist kann niemals langfristig wirtschaftlichen Erfolg haben.
Passend hierzu: https://zencash.io/
Secure Communications
Zen is a platform designed for secure communications and private economic activity.
Cutting-edge cryptography and zero-knowledge proofs enable fully private peer to peer communications with Zen.
Zen’s distributed and moderate latency networking design is highly resistant to traffic correlation and metadata analysis.
Global Publishing
The Zen blockchain enables independent and irrevocable publication of both private and public material. After publication, material can never be suppressed, expunged, or mutated.
A distributed design supports very high data survivability even in modern adverserial environments.
Private Economies
Transactions are supported by fully shielded zero-knowledge cryptography; meaning that recipients, senders, and balances are never disclosed.
Zen is a refinement of Satoshi’s ideals and implements complete and total resistance to capital control.
@che:
Was passiert wenn ein von SWIFT ausgeschlossenes Land seine internationalen Transaktionen über Bitcoin abwickelt?
Ranma
Dann wird die CIA aktiv