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Venezuela: Erneut Miner verhaftet, Börse geschlossen

Caracas, die Hauptstadt von Venezuela. Bild von Saúl Briceño via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

In Venezuela scheint die Regierung nicht länger gewillt, Bitcoin zu tolerieren. Einige Miner wurden verhaftet, nachdem eine Farm die Stromversorgung gefährdet hat, und die größte und einzige Börse des Landes verlor ihr Bankkonto. Der Begeisterung für Bitcoin scheint dies jedoch keinen Abbruch zu tun. Mit guten Gründen.

Es dürfte kein Zufall sein, dass das Interesse an Bitcoin ausgerechnet in Venezuela in die Höhe schießt. Eine inflationssichere Währung und das Land mit der stärksten Inflation der Welt – das passt einfach zu gut zusammen. Während der offizielle Kurs des venezuelanischen Bolivar stabil im Verhältnis 10:1 an den Dollar gekoppelt ist, werden auf dem Schwarzmarkt auch gerne mehr als 3.000 Bolivar für einen einzigen Dollar hingelegt.

Ebenso so rapide wie die Inflationsrate steigt auch das Interesse an Bitcoin an. Vielleicht noch rascher als in der Türkei und in Nigeria, wo ähnliche Bedingungen bestehen, auch wenn die Inflationsrate in diesen Ländern noch weit von venezuelanischen Verhältnissen entfernt ist. Die größte Börse von Venezuela, SurBitcoin, erkärt, dass die Userzahlen rasend schnell wachsen und im November 2016 85.000 überschritten haben. Da ein Handy und Internet ausreichen, um Bitcoins zu empfangen, stellt die Kryptowährung für Venezuelander eine sinnvolle Alternative zum wertlosen Bolivar dar. Und während immer mehr Geschäfte und Hotels in Venezuela bevorzugt Bitcoins akzeptieren, hat der Reiseanbieter Destinia begonnen, in Venezuela ausschließlich die Kryptowährung anzunehmen, da dies die Geschäfte einfacher und risikoloser macht.

Während die Forbes aus diesen Gründen die Währungskrise in Venezuela neugierig als „Fallstudie für Bitcoin“ betrachtet, scheint die Regierung des Landes mehr und mehr zum Kriegskurs gegen Bitcoin überzugehen. So wurden vor kurzem nicht nur einige Miner festgenommen, sondern auch die erwähnte Börse SurBitcoin geschlossen.

Zunächst hat die Polizei mehrere Miner in den letzten Wochen festgenommen. Erste Verhaftungen von Minern gab es bereits im März 2016. Da im Januar dieses Jahres jedoch an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Anlässen gegen Miner vorgegangen wurde, kann man davon ausgehen, dass die Regierung nun begonnen hat, konzertiert und organisiert das Bitcoin-Mining zu bekämpfen.

In der Hauptstadt Caracas wurden erst vor wenigen Tagen zwei Männer im Alter von 31 und 37 Jahren inhaftiert. Die Polizei erwischte die beiden über den beliebten Online-Marktplatz MercadoLibre (der übrigens auch Bitcoins akzeptiert), wo sie versucht haben, Mining-Hardware zu verkaufen. Da dies offiziell nicht illegal ist, ist nicht bekannt, ob Anzeige gegen die beiden erstattet wurde.

Am Freitag vor einer Woche hatte die Polizei in Valencia, der drittgrößten Stadt des Landes, eine Mining-Farm hochgenommen. In einem Lagerhause befanden sich 11.000 Mining-Geräte, die angeblich so viel Elektrizität wie eine ganze Stadt verbraucht hatten. Dabei wurden zwei Männer im Alter von 51 und 35 Jahren verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, mit einem polnischen kriminellen Netzwerk in Verbindung zu stehen. Sie werden der Cyberkriminalität, der Terrorfinanzierung, des Stromdiebstahls und des Betrugs beschuldigt.

Rodrigo Souza, Gründer der Börse SurBitcoin, meint, dass die Festnahme der beiden Miner eine Kettenreaktion ausgelöst habe. „Nachdem man herausgefunden hatte, dass 11.000 Mining Computer so viel Energie wie eine ganze Stadt verbraucht und zu einer schwerwiegenden Stromknappheit geführt hatten, geschah etwas. Wir wurden nicht von der Regierung kontaktiert, doch unsere Bank kündigte uns unser Konto, weil sie nicht involviert sein möchte.“

Während die Börse nach einer neuen Partnerbank sucht, bleibt ihr keine Wahl, als den Betrieb einzustellen. Die Kunden werden aufgefordert, ihre Guthaben, sowohl Bitcoin als auch Bolivar, so schnell als möglich abzuziehen.

Wie bereits in der Türkei verlagert sich in solchen Fällen der Markt, und der außerbörsliche Handel boomt. Auch in Venezuela wird dieser vor allem durch LocalBitcoins geprägt. Und laut dem spanischsprachigen Blog DiarioBitcoin (hier die Google-Übersetzung) explodiert dieser Handel regelrecht. Er erreichte in der letzten Woche zum ersten mal ein Wochenvolumen von mehr als einer Milliarde Bolivar, was, immerhin, noch gut 300.000 Dollar oder 300 Bitcoin entspricht.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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4 Kommentare zu Venezuela: Erneut Miner verhaftet, Börse geschlossen

  1. In der Verzweiflung handeln viele unüberlegt und dumm! Vor allem dumm!
    Und diese Regierung macht vieles nur noch schlimmer. Mir scheint die haben keinen richtigen Plan von Cryptos… Manchmal kommt mir der Gedanke das es schon bald einen Cryptominister geben wird. Einen Blogcheynekschperten …

    • governmentsuckshardfcknjealousdumbfcks // 7. Februar 2017 um 21:49 // Antworten

      Seit es Bitcoin gibt was womöglich einfach nur entstande als paar Leute einen geraucht haben 😀 Merkt man richtig dass Regierungen so nützlich wie der Pimmel am Papst sind 😀 Ständig müssen die Innovationen aufhalten und dann noch mit den Ausreden der „Sicherheit“ etc. Mag ja sein, aber die Freiheit ob ich in „Sicherheit“ traden möchte oder total unsicher und dumm mit Bitcoin liegt immer noch bei mir. Dümmer als mit Bitcoin geht es nur mit Paypal, Mastercard, Sparkasse usw 😉

  2. governmentsuckshardfcknjealousdumbfcks // 7. Februar 2017 um 21:29 // Antworten

    „scheint die Regierung des Landes mehr und mehr zum Kriegskurs gegen Bitcoin überzugehen“

    Spastiiiiis !

    Dear friends in Venezuela use Bitsquare 😀

  3. Die Finanz schießt sich schon ein, lach

    https://www.bitcrime.de/presse-publikationen/

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