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10 Anmerkungen zu Bitcoin, dem Energieverbrauch der Miner und dessen Folgen für das Klima

Klimaerwärmung kann so ästhetisch sein: Schornstein des Kohlekraftwerks Grevenbroich bei Sonnenaufgang. Bild von Patrick Pekal via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Oft kritisiert und ebenso oft verharmlost: Der hohe Stromverbrauch des Bitcoin-Minings ist ein heikles Thema.  Wir beleuchten die verschiedenen Aspekte und Perspektiven.

Derzeit scheinen wieder alle darüber diskutieren zu wollen, wie klimaschädlich Bitcoin ob des hohen Stromverbrauchs ist. Das Thema ist komplex, weswegen sowohl Bitcoin-Gegner als auch Bitcoin-Fans es gerne vereinfachen. Daher versuche ich, es an dieser Stelle einzukreisen.

1. Der Verbrauch

Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index verbraucht Bitcoin derzeit (Februar 2021) mehr als 75 Terawattstunden im Jahr. Dies entspricht etwa dem Stromverbrauch von Chile oder 13,7 Prozent des Verbrauchs von Deutschland.

Der Index berechnet den Stromverbrauch rückwärts: Er geht vom Preis aus und nimmt an, dass die Miner sämtliche bzw. einen Großteil der Erträge in Strom investieren. Für mein Buch habe ich die Berechnung testweise andersherum durchgeführt – ich begann mit der Hashrate und legte sie auf die modernsten Miner um. Dabei bin ich etwas tiefer, aber in derselben Größenordnung gelandet. Im August 2020 hat ein Paper die Grundannahmen etwas modifziert und etwa einen höheren Anteil älterer Geräte einkalkuliert, wodurch der Stromverbrauch noch einmal deutlich anstieg.

Der Energy Consumption Index dürfte also eine gute Marke sein, um den Verbrauch abzuschätzen. Und der ist ohne jeden Zweifel beunruhigend gewaltig.

Im globalen Vergleich relativiert sich dies aber etwas: Weltweit wuchs die Energieproduktion 2019 um 120 Millionen Öleinheiten. Das entspricht 1395,6 Terawattstunden. Bitcoin würde demnach also 5 Prozent des Wachstums der Energieproduktion 2019 verschlingen. Die gesamte Energieproduktion betrug in diesem Jahr gut 13.000 Millionen Öleinheiten, was mehr als 155.000 Terawattstunden entspricht. Bitcoin würde also etwa 0,04 Prozent der globalen Energieproduktion verbrauchen.

Natürlich ist angesichts einer drohenden Klimakatastrophe jeder Bruchteil eines Prozents zu viel. Schließlich sollten wir sparen, anstatt den Verbrauch zu steigern. Dennoch entschärft der Vergleich die Problematik etwas.

2. Grüne Energie und konventionelle Energie

Energie an sich ist nicht zwingend mit Klimaschädigung gleichzusetzen. Würde man nicht annehmen, dass die eine Energie besser ist als die andere, würden weder Elektroautos noch Solarpanele Sinn ergeben.

Konventionelle Energien, die aus Kohle oder Öl gewonnen werden, sind wegen ihres CO2-Ausstoßes wesentlich klimaschädlicher als erneuerbare Energien durch Solar, Wind oder Wasserkraft. Gleichwohl haben auch die an sich klimaneutralen Energien ihre Schattenseiten: Staudämme können Ökotope austrocknen, die Herstellung von Solaranlagen setzt Gift frei und so weiter. Atomenergie wäre an sich ebenfalls klimaneutral, verursacht aber Abfälle, die nicht nur extrem langlebig sind, sondern auch mit zum lebensfeindlichsten gehören, was das Universum hergibt.

Man kann argumentieren, dass Bitcoin vor allem grüne Energien verbraucht: Erstens sollten grüne Energien günstiger sein als konventionelle, da die Natur sie an geeigneten Orten im Überfluss erzeugt – Windräder im Meer, Solarpanele an sonnigen Orten, Thermalkraftwerke in Island, Staudämme an mächtigen Strömen. Zweitens ist Bitcoin-Mining ein extrem eindimensionales Gewerbe: Die Stromkosten sind beinah die einzigen variablen Betriebskosten, und das Geschäft ist hochmobil. Die Folge: Miner ziehen zwingend dorthin, wo es günstig erneuerbare Energien gibt.

Dies Dynamik greift allerdings nur teilweise. In Ländern wie dem Iran oder Venezuela sorgt ein Überfluss an fossilen Rohstoffen wie Öl oder Gas sowie eine Subventionspolitik der autoritären Regierungen dafür, dass die Preise für konventionelle Energien extrem gering sind. Gleichwohl haben diese beiden Länder viel zu schwache Stromnetze, um im globalen Stromverbrauch durch das Mining eine ernsthafte Rolle zu spielen. Gravierender dürften die Kohlekraftwerke sein, die die Regierung in China in Geisterstädten aufbauen ließ, oder jene, welche in ehemals prosperierenden und nun deindustrialisierten Gebieten wie dem sogenannten Rost Belt in den USA stehen. Allerdings ist auch hier die Frage, ob diese Kraftwerke ohne Subventionen konkurrenzfähig wären.

Trotz allem speist sich das Bitcoin-Mining je nach Schätzung zu 39-80 Prozent aus erneuerbaren Energien. Konkrete und belastbare Werte sind hierfür aber kaum zu finden.

3. Anreize für konventionelle und erneuerbare Energien

Wenn Bitcoin-Miner konventionelle Energien verbrauchen, ist dies in allen Fällen falsch. Punkt. Es weist immer auf eine fehlgewickelte Anreizstruktur hin, die auch jenseits des Minings hochgradig klimaschädlich ist: Konventionelle Energien sollten niemals günstiger sein als erneuerbare.

Diese ungünstigen Preise dürften auch eine Folge davon sein, dass erneuerbare Energien (bzw. deren Ausbau) zu stark besteuert und konventionelle zu sehr subventioniert werden. Wenn Bitcoin-Mining ein Problem für das Klima ist, dann kann man es durch die ohnehin dringend notwendige Korrektur der Energiepolitik oder Eingriffe in diese lösen. Es solle unabhängig vom Mining das Ziel sein, dass erneuerbare Energien günstiger sind als konventionelle.

Das Bitcoin-Mining zeigt dieses Problem deutlich an und reagiert durch die hohe Mobilität dynamisch auf Lösungsansätze. Stärker standortgebundene Industrien sind durch Eingriffe in die Preise sehr viel schwieriger dazu zu bringen, die Produktion an einen Ort mit einer günstigen und nachhaltigen Stromversorgung zu verlegen. Mining ist in diesem Sinne potenziell klimaneutraler als die meisten anderen Industrien.

Gleichwohl verschärft das Mining in Abwesenheit einer vernünftigen und durchsetzbaren Energiepreisgestaltung die Problematik. Es könnte sogar hochtoxische Anreize dafür setzen, veraltete Kohlekraftwerke weiter zu betreiben oder unsinnige Subvention fortzusetzen.

4. Was ist mit Opportunitätskosten?

Ein Argument für Bitcoin sind die Opportunitätskosten: Jeder Cent, der nicht für Bitcoin ausgegeben wird, wird für etwas anderes ausgegeben. Wenn jemand in Mining-Geräte investiert, um Bitcoins zu schürfen, kauft er sich kein anderes Gerät, das ebenfalls Strom verbraucht. Wenn jemand Bitcoins kauft, unterstützt er indirekt das Mining, investiert dasselbe Geld aber nicht in die Aktien eines anderen Unternehmens, das ebenfalls Strom verbraucht.

Wenn jemand beispielsweise in Bitcoins investiert anstatt in eine Fluggesellschaft oder sonstige Großverbraucher von Erdöl, dürfte das sogar gut fürs Klima sein.

Ich bin nicht ganz sicher, inwieweit das Argument tatsächlich zutrifft, oder ob es den Fehler macht, von einem Nullsummenspiel auszugehen. Aber es zeigt etwas, das wichtig sein könnte: Jedes Pünktchen Wirtschaftswachstum bedeutet, dass die Menschheit mehr herstellt, was in der Regel bedeutet, dass sie mehr Energie verbraucht. Ob dieses Wirtschaftswachstum durch die Branche der Bitcoiner-Miner oder der Aludosen-Hersteller zustande kommt, ist an sich egal.

Man könnte sogar sagen, bei den Bitcoin-Minern hat eine kluge Politik wie oben beschrieben einen besseren Hebel, um sie zu klimaneutralen Energiequellen zu treiben. Daher wäre das Wachstum des Minings unter Umständen besser fürs Klima als das Wachstum anderer Branchen.

5. Verschwendung ist relativ

Heute habe ich auch das Argument gehört, dass Bitcoin-Mining gar nicht grün sein kann. Selbst wenn es sich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien speist. Denn jede Kilowattstunde, die ins Mining fließt, fehlt woanders, wo sie vielleicht durch fossile Energiequellen gedeckt wird.

Angesichts der globalen Klimakrise reicht es nicht, die Energieerzeugung auf erneuerbare und klimaneutrale Quellen umzulenken. Man muss sie senken. Und da kommt etwas wie Bitcoin, das dem Weltstromkonsum noch einmal 75 Terawattstunden hinzufügt, punktgenau urecht. Welchen Sinn hat es, Häuser zu dämmen und Ladekabel auszustecken, wenn gleichzeitig in jeder Minute ein neuer, stromverschlingender Asic-Miner angeknipst wird?

Eine solche Betrachtung relativiert bzw. subjektiviert Verschwendung. Bitcoin gilt als Verschwendung. Aber was ist mit den anderen 99,96 Prozent des globalen Energieverbrauchs? Was ist mit Pornos und Binge-Watching? Was mit Computerspielen und Videochats? Was mit Deos und anderen Hygieneartikeln? Wozu braucht es Klopapier und Mineralwasser? Man muss sich wirklich nicht lange umsehen, um zu erkennen, in was für einer surrealen Überflussgesellschaft wir leben. Unsere Fabriken spucken jeden Tag eine Flut an Plastik aus, die wir freudig verkonsumieren und wegwerfen.

Dass sich die Bitcoin-Kritiker nun so sehr auf das Bitcoin-Mining als Klima-Killer eingeschossen haben, obwohl dies nur ein Tropfen auf den heissen Stein der Überflussgesellschaft ist, ist vielsagend.

6. Neuauflage von „Bitcoin ist nutzlos“

Niemand würde sich beschweren, dass eine sinnvolle Industrie 0,04 Prozent der globalen Energieproduktion verbraucht. Es beschwert sich sogar kaum jemand darüber, dass Industrien, deren Sinn fragwürdig ist, riesige Mengen Energie schlucken.

Wenn es um Bitcoin geht, läuft die Argumentation aber anders ab. Das demonstriert ein Tweet von Tante, einem deutschen antifaschistischen, feministischen Kommunist, der unlängst auch den Bundestag zu Blockchain-Themen beraten hat:

„Natürlich nicht: Wir könnten ja die Energie auch für nützliche Dinge verwenden, anstatt sie zu verbrennen, damit Maschinen mit Zahlen spielen. Jede ‚grüne‘ Kilowattstunde, die Bitcoin verbrennt, ist eine Kilowattstunde, für die wir Kohle oder Gas oder Öl verbrennen, um Krankenhäuser zu betreiben oder Autos aufzuladen oder was auch immer.“

Es geht nicht um Energieverschwendung. Man darf Energie gerne für „was auch immer“ vergeuden – hauptsachte nicht für Bitcoin. Denn Bitcoin ist ja sinnlos und nutzlos. Hier zeigt sich, dass das Argument, Bitcoin schade dem Klima, in Wahrheit nicht viel mehr ist als das alte Argument, Bitcoin sei nutzlos, nun eben jetzt grün angemalt.

Es handelt sich um ein extrem subjektives Urteil wie „Ich finde Bitcoin nutzlos, aber Deos und Pornos und Autos sinnvoll“. Diese Meinung kursiert solange wie es Bitcoin gibt, und sie wurde vom Markt wieder und wieder widerlegt: Menschen, die ihr Geld auf den Markt bringen, findet Bitcoin nützlich.

7. Geht’s auch ohne den Stromverbrauch?

Trotz allem – ohne jeden Zweifel wäre es besser fürs Klima, wenn die Bitcoin-Miner nicht so viel Strom brauchen würden. Gibt es Alternativen dazu?

Mittlerweile: ja. Mit Polkadot ist eine Proof-of-Stake-Kryptowährung in die Top-Coins aufgerückt. Proof-of-Stake meint, dass nicht energiehungrige Miner den Konsens über vergangene Transaktionen bilden, sondern sogenannte Staker, die sich durch hinterlegte Token qualifizieren. Auch Cardano läuft über Proof-of-Stake, und Ethereum plant mit ETH2.0, ebenfalls auf dieses Konsensverfahren umzusteigen. Es soll einen schnelleren und sichereren Konsens schaffen, der zudem energieneutral ist. Das könnte ein Win-Win-Win sein, gegen das Bitcoin einmal wie ein Dinosaurier wirken könnte.

Neben dieen Proof-of-Stake-Währungen gibt es mit Ripple (XRP) und Stellar (XLM) zwei Währungen, die ein eher auf Wahlverfahren beruhendes Konsens-System nutzen, das ebenfalls ohne Mining auskommt. IOTA schließlich plant weiterhin, ein Konsensverfahren ohne Miner zu entwickeln, legt aber das Proof of Work bisher noch auf die User um und schafft es noch immer nicht, wirklich dezentral zu werden.

Es ist also möglich, eine Kryptowährung ohne Miner zu bilden, und es scheint, als habe dies neben der geringeren Klimabelastung auch technische Vorteile wie Schnelligkeit und Sicherheit. Allerdings scheint das den Markt noch nicht zu überzeugen. Warum?

Hierüber können wir nur spekulieren. Eventuell hat Proof-of-Work eine kräftigere Dynamik, indem die Miner gezwungen werden, ihre Erträge in Hardware zu reinvestieren, während sie bei Proof-of-Stake lediglich Coins einfrieren müssen. Eventuell verpflichten sich die Miner mit Asic-Hardware langfristiger, während die Staker die eingefrorenen Coins viel zügiger liquidieren können. Möglich wäre auch, dass das Zins-Modell des Stakings zu mehr Verkrustung und damit Zentralisierung führt, was bei wahlbasierten Konsens-Verfahren wie bei Ripple und Stellar ebenfalls zu beobachten ist. Denkbar wäre ferner, dass ein Konsensverfahren, das ein Kontobuch ohne das Gewicht physischer Energie unveränderbar machen will, wie ein Perpetuu Mobile wirkt, während bei Bitcoin die Mining-Center mit all ihrer irrsinnig hohen Hashpower den Konsens gerdezu physisch in die Blockheader stampfen.

All das sind Überlegungen und Spekulationen. Fakt ist aber: der Markt kennt seit acht Jahren Ripple und Peercoin, den ersten Proof-of-Stake-Coin. Doch die beiden einzigen ernsthaft genutzten Kryptowährungen – Bitcoin und Ethereum – laufen über Proof-of-Work.

8. Kann Bitcoin sparsamer werden?

Wenn man Bitcoin also mittelfristig nicht durch eine Kryptowährung ersetzen kann, die ohne Mining auskommt – kann man das Mining dann energiesparsamer machen?

Zunächst einmal gibt es in der Tat kein energieeffizientes Mining. Der ganze Prozess des Minings basiert darauf, ineffizient mit Energie umzugehen. Die Hersteller von Minern optimieren ihre Geräte fortlaufend, so dass sie je eingesetzter Kilowattstunde mehr Hashes produzieren. Doch da der Ertrag des Systems – die neu geschöpften Bitcoins – unabhängig von den eingesetzten Hashes in zeitlichen Intervallen entsteht, spielt dies keinerlei Rolle. Im Gegenteil – das Ersetzen alter Mining-Geräte durch energieeffizientere belastet lediglich die Umwelt durch Herstellung, Transport und Recycling.

Die einzige Stellschraube, um den Stromverbrauch der Miner zu regulieren, ist deren Ertrag. Dieser leitet sich ausschließlich vom Preis und der Ausschüttung neuer Coins je Block ab.

Und wenn wir hier genauer hinsehen, finden wir eine gute Nachricht: Bitcoin hat von Anfang an eingeplant, den Stromverbrauch sukzessive zu senken. Die Schöpfung neuer Bitcoins durch einen Block halbiert sich alle vier Jahre. Am Anfang waren es 50, dann 25, ab 2016 12,5, und seit 2020 sind es 6,25. Bisher hat sich der Preis je „Reward-Ära“ mehr als verdoppelt, weshalb der Energieverbrauch trotz sinkender Bitcoin-Schöpfung gestiegen ist. Aber dies dürfte sich im Lauf der nächsten zwölf Jahre drastisch ändern. Der Preis kann die Halbierung der Belohnung für Blöcke nicht endlos ausgleichen.

Ab einem gewissen Zeitpunkt werden die Miner gezwungen sein, ihren Stromverbrauch dramatisch zu reduzieren. Ihre Einnahmen – und damit auch Ausgaben – werden sich nicht länger vom Bitcoin-Preis ableiten, da die Schöpfung von Bruchteilen neuer Coins nur noch ein Bonus sein wird. Stattdessen werden sie durch Transaktionsgebühren verdienen. Ihre Energiebilanz wird sich so an die von herkömmlichen Zahlungsdienstleistern angleichen.

Außer – dass sie weniger standortgebunden und dezentral sein werden. Dass es, anders gesagt, für Verbraucher und Regierungen bessere Hebel geben wird, um die Miner zu grünen Energien zu zwingen. Daher besteht die Aussicht, dass Bitcoin in sagen wir 20 Jahren den Stromverbrauch des globalen Zahlungswesens nicht nur nicht erhöht, sondern sogar senkt.

9. Könnte die Welt mit Bitcoin Strom einsparen?

Wir haben es ja schon angedeutet – nach dem Auslaufen der Block-Subventionen könnte Bitcoin sogar weniger Strom verbrauchen als die bestehenden Zahlungsdienstleister. Aber das ist nur ein Teil der Antwort.

Der andere Teil ist spekulativer, aber auch viel fundamentaler. Nimmt man ihn wörtlich, wird Bitcoin zur besten Hoffnung für die Welt, den Klimawandel abzuwenden.

Es geht um die Wachstums-, Überfluss- und Konsumgesellschaft. Unsere globale Wirtschaft braucht Wachstum, um nicht zu kollabieren. Die Gründe sind ziemlich komplex und verflochten, irgendwie spielen vermutlich Schulden im generellen und Staatsschulden im speziellen eine Rolle, irgendwie auch die Inflation, die diese Schulden ausgleicht, aber zugleich alle ärmer macht, wenn sie selbst nicht durch Wachstum ausgeglichen wird, ein Finanzsystem, das Erträge absaugt, ohne materiell zu produzieren, und so weiter. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich verstünde es.

Aber keiner kann bestreiten, dass das derzeitige Wirtschaftssystem einen unglaublichen Überfluss an Waren und Gütern hervorbringt, und dass es dadurch die Umwelt ausraubt, menschliche Zeit vergeudet und Energie verbrennt.

Es ist auch schwer zu bestreiten, dass dieses Wirtschaftssystem im Zusammenhang mit Fiatgeld steht. Bis ins frühe 20. Jahrhundert galt weltweit ein Goldstandard – indirekt mit dem Bretton-Woods-System bis 1971 – womit Geld faktisch knapp war. Wegen dieser Knappheit des Geldes war die Politik – bzw. die Notenbanken – zu unflexibel, um Wirtschaftkrisen verhindern. Wäre man beim Goldstandard geblieben, hätte es vermutlich verheerende Krisen gegeben, die ganze Branchen ausradiert hätten. Das wäre für niemanden angenehm gewesen und hätte zu Massenelend und einer steigenden Ungleichheit geführt.

Die Regierungen haben dies verhindert, indem sie den Goldstandard aussetzten. Geld ist seitdem im Überfluss da, was gut zu einer Wirtschaft passt, die Güter im Überfluss produziert. Seitdem konnte man fortlaufend verhindern, dass es zu der sogenannten „schöpferischen Zerstörung“ durch die Marktkräfte kommt. Kritiker sagen, die Wirtschaft sei wie ein Junkie, der immer mehr frisches Geld braucht, und dass die Politik scheintote Industrien am Leben erhält. Aber solange es funktioniert, schafft es Wohlstand und verhindert Elend.

Dies ist der große, rosa Elefant im Raum der Diskussion um den Klimawandel: Solange unsere Gesellschaft auf Überfluss aufbaut, werden wir das Problem niemals lösen können. Niemals. Egal wie viel Strom wir privat sparen, egal wie viele Solarpanele wir uns aufs Dach stellen, egal wie sehr wir Elektroautos subventionieren und so weiter: Es wird nichts werden, solange wir die Welt weiterhin in einer täglichen Flut an Plastik ertränken. Wenn man es ernst meint mit dem Klimaschutz, dann führt kein Weg daran vorbei, sterbende Branchen sterben zu lassen, anstatt sie zu subventionieren, und, um es hart zu sagen: große Teile der Bevölkerung verelenden zu lassen, anstatt ein Leben im Überfluss zum Menschenrecht zu erklären.

Um Missverständnisse zu vermeiden: „Verelenden“ ist hier in Relation zur lokalen Gegenwart gemeint, „im Überfluss“ dagegen in historischer Relation zu sagen wir dem 17. Jahrhundert.

Solange die Gesellschaft nicht bereit ist, sich von einem auf Überfluss und Wachstum aufbauenden Wirtschaftssystem abzuwenden, ist es reine Geste, sich über das Bitcoin-Mining zu beklagen.

Ganz im Gegenteil: Bitcoin als ein deflationäres Geldsystem, in dem Geld eben wieder knapp wird, könnte eine Änderung des Geldsystems einleiten: Hin zu weniger Konsum, zu schöpferischen Zerstörungen, zu Wohlstand ohne Wachstum. Ob und wann und wie konkret ist hochspekulativ und würde hier den Rahmen sprengen. Aber sofern nur eine kleine Chance besteht, dass Bitcoin einen solchen Systemwechsel einleitet – und das noch ohne Massenelend – wäre Bitcoin die einzige Hoffnung für die Menschheit, einmal wirklich nachhaltig zu leben.

10. Bis dahin – was tun?

Das waren jetzt sehr viele Worte, um am Ende zu sagen, dass man bisher nichts weiß. Vielleicht hilft Bitcoin langfristig, vielleicht nicht. Aber was kann man kurzfristig tun?

Der Markt bleibt Bitcoin treu, und Bitcoin wird nicht auf Proof of Stake umschalten. Zwar wird der Stromverbrauch von Bitcoin langfristig sinken, doch für die kommenden ein bis zwei Jahrzehnte wird er hoch bleiben. Was kann man nun tun, um die Schäden fürs Klima zu verringern?

Das einzige, was bleibt, ist, dafür zu sorgen, dass fürs Mining erneuerbare Energiequellen verwendet werden. Der Zahlungsdienstleister Square versucht dies mit einer Initiative, ein Verbund nordamerikanischer Miner hat die Chance hierfür verpasst, und Europa – nun ja, Europa hat sich durch die hohen Strompreise jeglichen Handlungsspielraum verbaut.

Abgesehen von Square glänzt die Bitcoin-Branche jedoch weitgehend mit Ignoranz. Es gibt keine Selbstverpflichtung der Miner, nur grüne Energien zu nutzen, keine Arbeitsgruppen, Initiativen, Konferenzen und so weiter. Wir haben hier einmal den Vorschlag eines „public shamings“ von schmutzigen Minern diskutiert, doch auch daraus wurde bisher nichts. Ob solche Aktionen und Bündnisse wirklich etwas bringen würden, ist unklar, aber dass die Bitcoin-Branche sich so stark in Zurückhaltung übt, wirkt doch etwas beschämend.

Denkbar wäre auch eine Wallet, die die Transaktionen direkt an Miner sendet, die nachweislich mit grünen Energien minen, so dass sie von den Gebühren profitieren. Ebenfalls vorstellbar wäre ein Distributor, der Transaktionen verschiedener Wallets sammelt und an diese grünen Miner weiterleitet. Technisch wäre dies möglich, und auch ohne merkliche Einbußen der Privatsphäre. Doch man muss es eben wollen …

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25 Kommentare zu 10 Anmerkungen zu Bitcoin, dem Energieverbrauch der Miner und dessen Folgen für das Klima

  1. Bitcoin und der Energieverbrauch ist kein einfaches Thema.
    Einerseits ist der hohe Verbrauch an Energie beim Mining natürlich nicht schön. Jedoch gefällt mir der Gedanke, das beim Proof of Stake die Belohnungen an die dicksten Brieftaschen gehen auch überhaupt nicht. ( Der Teufel scheißt auf den größten Haufen )
    Bevor man den Energieverbrauch anklagt, sollte jedoch auch erst einmal ein Vergleich erstellt werden, welche bisherigen Geschäftsfelder durch den Bitcoin ersetzt werden können. Nehmen wir als erstes Beispiel einmal Gold. Die Gewinnung von Gold ist alles andere als Umweltverträglich. Die oberflächlichen Goldvorkommen sind größtenteils schon alle erschöft, was bedeutet: Das mit enormen Energieaufwand tief in der Erde gegraben wird. Dies vergeudet nicht nur unmengen an Energie sondern verwüstet auch riesige Landstriche. Jedoch wird auch ein großer Teil des Goldes von kleinen Glücksrittern geschürft, die nach geringem Erfolg das Gold mit Chemikalien von anderen Materialien trennen. Das Ergebnis sind vergiftete Flüsse. Wie glücklich diese Menschen bei der gefährlichen Suche nach dem gelben Metall sind, kann man sich denken. Es wird wohl keiner morgens denken : Juhu, ich gehe wieder in einen kleinen einsturzgefährdeten Stollen um meinen Fund heute Abend mit hochgiftigem Queksilber zu waschen.
    Jedoch auch die Bankenwelt mit ihren riesigen Bankgebäuden sind nicht gerade Energiesparer. In ihnen werden Wertgüter gelagert und von einer Bank zur anderen transportiert. Dabei handelt es sich nicht nur um Geldscheine und Münzen. Auch hier kommt wieder Gold mit ins Spiel, sowie Aktien und andere Wertpapiere. Wieviel Energie dieser Morloch verschlingt, kann wohl im besten Fall geraten werden. Ich denke jedoch, das Bitcoin von diesem Energieverbrauch noch ein ganzes Stück weit entferrnt ist.
    Wieviel % der Miningkosten die Energiekosten ausmachen wäre auch nicht uninteressant zu wissen. Je höher die Nebenkosten für Rechner, Gebäude usw. umso geringer wird der Energieanteil ausfallen. Sollte z.B. eine Miningsteuer erhoben werden, die 50% des Ertrags abschöpft, müsste der Energieaufwand veringert werden um wirtschaftlich zu bleiben. In der Realität wird dies natürlich mit einem Standortwechsel beantwortet. Jedoch wird über kurz oder lang entweder erklärt werden müssen, das der Energieverbrauch dem des Herkömmlichen Bankensystems nicht nachsteht und dieses nur verbessert oder irgendwann nach dem nächsten Halving und einem weiteren Höhenflug wird eine neue Greta ausgepackt und die Konkurenten wie z.B. IOTA ohne Energieverbrauch werden sich freuen.
    Sind nur mein paar Gedanken zum Thema, da ich das ganze schon seit 2013 beobachte.

    • Zitat:
      „Jedoch gefällt mir der Gedanke, das beim Proof of Stake die Belohnungen an die dicksten Brieftaschen gehen auch überhaupt nicht. “

      Warum? Beim Mining ist es doch auch nicht anders. Wer viel Kohle hat, kann sich die dicksten und meisten Miner kaufen. Ob man also so oder so investiert ist vom Standpunkt des „dicksten Haufens“ Jacke wie Hose.

  2. „Wäre man beim Goldstandard geblieben, hätte es vermutlich verheerende Krisen gegeben“

    Vielleicht, ja. Aber wäre man beim Goldstandard geblieben, hätte es vermutlich viele verheerende Krisen auch nicht gegeben, wie z.B. der erste Weltkrieg. Dieser absolut sinnlose Krieg, welcher 4 Jahre dauerte und ca. 14 Millionen Menschen das Leben gekostet hat, wäre von den Kaiser- und Zarenreichen dieser Zeit in einem Goldstandard niemals finanzierbar gewesen.

  3. Disclaimer: ich bin weder ein Prepper, noch ein Linker noch Monarchist, aber angesichts des Klimawandels sehe ich nur extreme Auswege aus dem Dilemma …

    Wir Menschen entwickeln uns langsam aber sicher analog zu einem auf einer grünen Insel ausgesetzten Karnickel-Paar, welches anfangs prächtig gedeiht und viele Nachkommen erzeugt, somit also exponentiell wächst, aber alle ab einem gewissen Punkt irgendwann die letzten Grasbüschel aufgefressen haben, woraufhin die gesamte Population auf einen Schlag ausstirbt … bei uns Menschen wird es ähnlich verlaufen, zum Aussterben sind wir jedoch zu klug, da es immer gewisse Menschen geben wird, die vorausschauend gewisse Reserven angelegt haben, um die Zeit überbrücken zu können, bis genügend neues Gras nachgewachsen ist … das ist traurig aber beim derzeitigen Wirtschaftssystem, welches auf immer weiterem Wachstum beruht, sehe ich keine andere Zukunft als diese.

    Daher setze ich auch auf Bitcoin, welches deflationär ist und somit die im Artikel angesprochenen Punkte begünstigt: es ist in Ordnung, wenn einige wenige immer reicher werden, weil sie relativ gesehen mehr neue Bitcoin anhäufen können und horten werden (und andere wiederum ihre verlieren, was die Geldmenge senkt und damit bestehende Guthaben wertvoller werden lässt) … manche könnten jetzt argumentieren: dann würden immer reicher werdende Individuen derart einflussreich werden, dass diese, wenn sie bösartig sind, gesellschaftliche Errungenschaften wie Demokratie, Rechtssystem und Gleichheit vor dem Gesetz aushöhlen könnten (=Korruption, denn man hat’s ja) … das schöne ist aber: im Gegensatz zu klassischem Gold kann die Allgemeinheit durchaus solchen „Bad Players“ ihren Reichtum auch wieder entziehen. Dazu braucht es nur eine auf Konsens beruhende Regeländerung in der Software (=da kommt die Demokratie also durch die Hintertür wieder zurück). Das System fördert also „Gute Player“, was durchaus Vorteile haben kann: was gibt es besseres als einen Monarchen, der sich der Sorgen und Nöte seines Volks bewusst ist und dieses sicher durch Krisen bringt? Und selbst wenn der Monarch nur ein „Neutraler Player“ ist: wenn er seinen Bitcoin-Hort nur im eigenen Sinne einsetzt entzieht er diese einfach dem System, was lediglich einer Neu-Normierung des Werts der im System verbliebenen Bitcoin gleich kommt und somit ebenfalls für Stabilität sorgt.

    • Wer so denkt, sollte keine BTC haben. Denn BTC ist ja genau das Gegenteil von diesen Gedanken: unpolitisch. Wer will entscheiden, wer „Bad Player“ sind und wie soll man das begründen? „Die Allgemeinheit“ hat auch Hitler gewählt. So einfach ist es also nicht.

  4. Kennt Ihr Jevons Paradox (auch Rebound Effekt) genannt? Meine Hoffnung wäre ja, dass das auch umgekehrt funktioniert …

    Dass die deflationäre Natur von Bitcoin gut für die Umwelt ist, da es uns dazu verführt, mehr auf die hohe Kante zu legen, statt für nicht wirklich gebrauchte Resourcen zu verschwenden, wäre auch meine Hoffnung.

    Allerdings wäre das dann tatsächlich erstmal sehr schlecht für die Wirtschaft, und könnte zu Verwerfungen führen, die wir uns aktuell noch nicht wirklich ausmalen können.

    • Ob etwas gut oder schlecht für die Wirtschaft ist, interessiert mich erstmal nicht. Vielmehr frage ich mich, ob etwas gut oder schlecht für die Menschen ist. Z.B. war die Kriegswirtschaft bei Hitler nicht gut für die Menschen.
      Und wenn „die Wirtschaft“ schlecht für die Menschen ist, dann sollten wir Verwerfungen mit Freude annehmen. In Veränderung liegt auch immer eine Chance.

      • Naja, Verwerfungen sind am Ende erstmal auch immer sehr schlecht für Menschen. Zumindest kurz bis mittelfristig. Ich seh das aber ähnlich: Allgemeine Existenz (als Menschen und als Menschheit) hat klare Priorität vor spezifischen Existenzgrundlagen.

        Fänd insgesamt nur schön, wenn das Ganze mehr die evolutionären, als die revolutionären Pfade einschlagen würde.

  5. Wer Strom braucht ist schädlich für die Natur 🙂 Hört auf eure Computer zubenutzen und sinnlose Kommentare zu posten … Umweldsünder

    • Bester Kommentar.
      Lustig finde ich ja derzeit auch die Doppelmoral bei den Tesla-Nutzern. Die greifen Musk an, weil er in BTC investiert und das Geld doch lieber in neue Fabriken und bessere Technik investieren sollte, statt in den „extrem umweltschädlichen“ Bitcoin. Ja genau und der Tesla als Fahrzeug ist natürlich der Ausbund des Umweltschutzes – hergestellt zu 100% aus biologisch abbaubaren Materialien. Selbst wenn alle Autos der Welt mit Ökostrom fahren, werden für deren Herstellung immer noch Unmengen an Rohstoffen genutzt werden. Also, bevor man anfängt, BTC zu kritisieren, sollte man erstmal seinen Drang durch die Gegend kutschieren zu müssen einstellen – egal ob mit E-Auto, Flugzeug oder Verbrenner. Ansonsten ist das komplett unglaubwürdig. Das Leben ist nunmal ein Kompromiß.
      Wir sollten uns nur darauf einigen, dass das Bevölkerungswachstum ein echtes Problem darstellt. Ein paar Menschen kann die Erde verkraften – ob mit BTC oder Autos oder nicht. 7 Mrd. und ohne Ende exponentiell steigend aber nicht, wenn alle Häuser, Autos, Urlaub, Essen, Getränke, Sport (und vielleicht noch ein paar BTC) haben wollen. Wie immer: die Dosis macht das Gift.

  6. Ach noch was … der Wert des Bitcoins verursacht den Stromverbaruch … wie auch bei allem Dinge dieser Welt … Wieso wird dies nie berücktsichtig bei sollchen Beiträgen *Kopfschütteln*. Vergesst nicht,dass Bitcoin beim letzten Block die Miner nichtmehr belohnt werden ausser mit den Transaktionsgebühren. POS haben meisten eine unendliche Wertschöpfung … diese Chain will transportiert und gespeichert werden … Was denkt ihr was passiert mit dem ETH 2.0 wenn es Umweltfreundlicher wird oder werden sollte ?

  7. Mal wieder ein Glanzstück an Artikel. Kann mich nicht entsinnen das Thema woanders so umgänglich und fundiert aufbereitet gesehen zu haben.

    Herzlichen Glückwunsch

    • Oh, vielen Dank!

    • Ich schließe mich dem an. Bitcoins, die ausschließlich zum HODLn verwendet werden anstatt auch nur eines der vollmundigen Versprechen zu erfüllen, mit alltäglichen Gebrauchsartikeln (mit Betonung auf Gebrauch) wie Deos und Toilettenpapier zu vergleichen enthüllt mehr über die Denkweise der Reichen als Christoph je darüber enthüllen wollte. Das macht den Artikel außergewöhnlich gut, auch wenn es nicht so aussieht als ob das Absicht gewesen wäre. Aber falls doch, dann ist das ein gutes Stilmittel.

      • Die Menschheit hat es von 8000 v Chr bis ~1850 n Chr ohne Deo und Toilettenpapier geschafft. Sie hatte aber seit ~3000 v Chr Verwendung für HODL-Dinge wie Gold oder Muscheln oder Silber oder Edelsteine. Von daher sollte der Vergleich hinsichtlich der gesellschaftlichen Nützlichkeit erlaubt sein, oder?

      • Natürlich sollte der Vergleich erlaubt sein. Deshalb lobte ich den Artikel ausdrücklich. Ich halte es für richtig und wichtig, normalen Leuten zu zeigen wie reiche Leute denken. Das am Beispiel von Hygieneartikeln zu tun ist besonders passend, weil „the great unwashed“ ein Ausdruck ist, den reiche Amis für normale Leute verwenden.

  8. Man kann das Thema „Energieverbrauch von Bitcoin“ auch aus einer rein ökonomischen Perspektive betrachten:
    Miner werden stets dort betrieben, wo Strom am billigsten ist.
    Die „invisible hand of the market“ sorgt dafür, dass Strom stets dort am billigsten ist, wo ein Angebotsüberhang besteht.
    Somit lässt sich aufzeigen, dass Bitcoin-Miner mittel- bis langfristig stets nur den Angebotsüberhang in Stromnetzen nutzen werden.

    Ist also der Markt nicht durch z.B. politische Maßnahmen an seinem bestimmungsgemäßen Gebrauch gehindert, erzeugt Mining in erster Näherung keine zusätzliche Nachfrage nach Strom.

    Lediglich für den Fall, dass auf dem Weltmarkt überhaupt keine lokalen Überkapazitäten mehr existieren, wäre zu erwarten, dass die Nachfrage der Miner nach Strom für den Aufbau neuer Kapazitäten sorgt.

    Ergo: Mining verbraucht ökonomisch gesehen keinen Strom.

    Das prima facie Argument, quasi von den Stromrechnungen der Miner auf einen tatsächlichen Stromverbrauch zu schließen, geht also fehl.

    P.S.: selbstverständlich wäre in einer detaillierteren Betrachtung auch der Energieaufwand für den Aufbau von Mining-Kapazitäten zu berücksichtigen, also den „Bau von Minern“, hier würde ich durchaus einen realen Energieverbrauch in einer engen Korrelation zur Rentabilität der Investitionen vermuten.

  9. Der Bitcoin hat meines Erachtens ein Riesenproblem, das ich noch nie irgendwo gelesen habe. Stellen wir uns kurz vor, es gibt einen Coin, der besser ist. Wenn einige Leute aus dem Bitcoin rausgehen, müssen mehr Transaktionen prozessiert werden, so dass die Fees steigen. Es wollen noch mehr Leute raus, so dass die Fees noch weiter steigen, usw. Ganz schnell kommt es zu einer Todesspirale. Ein ähnliches Problem könnte auch Ethereum haben. Will man sich wirklich dieser Gefahr aussetzen? Oder wählt man einen Coin, der gegenüber einer erhöhten Nachfrage an Transaktionen unempfindlich ist?

    • Das ist genau das was einen BankenRun bei Bitcoin IMHO effektiv verhindert. Langsam raus ja, aber wer schnell raus will, muss halt zahlen. So hat jeder Nutzer die Chance ohne einen riesigen Wertverlust auf den neuen Coin zu wechseln.

  10. Es ist beschämend mit anzusehen wie ein begabter Journalist sich dafür hergibt Reklame für eine unmoralische Geldschöpfung wie Bitcoins zu machen. Da auch das Wirtschaftsgeschehen auf den Planeten, auf das Leben selbst angewiesen ist, wäre auch zu Bitcoin-Schöpfung eine nachhaltige Perspektive angebracht: Statt zynisch den Sieg der Bedürfnissen über die Vernunft zu festzustellen, sollte der Autor mal besser die Umweltkosten in seinen Berechnungen in seinen Konsum miteinbeziehen, statt scheinheilig die Unmoral auf Pornos zu lenken. Wie krank ist das denn?
    FrankFrey

  11. Erik Schieweck // 18. Februar 2021 um 22:34 // Antworten

    Reduzieren oder optimieren. Wäre es nicht schön, wir könnten soviel Strom verbrauchen wie wir wollen. Müssen uns nicht einschränken, könnten tolle Projekte zu probieren wann immer wir wollen. Wir müssen den Stromverbrauch dahin optimieren das er grün wird. Die Reduzierung wird niemals die Lösung sein können, da wir immer mehr werden wird jede Einsparung durch den Nachschub an Leuten locker kompensiert. Wann kommt eigentlich nochmal die Kernfusion?

  12. Wie geht es eigentlich mit dem Energieverbrauch weiter, wenn alle Bitcoins gefunden sind und es nur noch um Transaktionsverarbeitung geht? Außerdem, hat sich mal jemand die Mühe gemacht den Stromverbrauch des globalen Bankenwesens zu schätzen?

  13. Hallo Christoph Bergmann,

    ich ziehe meinen Hut vor dir. Habe selten – wie weiter oben schon ähnlich von jemand anderem kommentiert – einen so extrem umfangreichen Artikel über Bitcoin gelesen. Echt gut. Daumen hoch. Aber ehrlich gesagt auch nicht ganz einfach zu lesen! Es ist eben sehr viel. Aber gut!

    Ich persönlich habe keine Bitcoins direkt, aber mehrere Fonds und ETHs im Depot, die sich mit Bitcoin und Co, auch der Blockchain beschäftigen. Die sind quasi schon genauso gestiegen, wie der Bitcoin selbst.

    Ehrlich gesagt, obwohl ich ein sparsamer und umweltfreundlicher Typ bin, stört mich der hohe Stromverbrauch des BTC nur bedingt. Vielleicht auch gar nicht. Meine Güte, wem kratzt das schon? Denn in großen Firmen werden teilweise absichtlich die Maschinen unnötige lange weiter laufen gelassen, nur um eine gewisse Mindestmenge Strom zu verbrauchen – um den dann in Summe günstiger zu bekommen. Ehrlich, das kratzt heute echt Niemandem mehr.

    Das ist auch bei Autos z.B. so. Ich habe einen Hybrid, weil ich davon begeistert bin. Aber der hat mich auch viel mehr gekostet, als ein billiger Diesel. Und Diesel, und deren (VW) Affären, qualmende Abgase (von Dieseln), das ist nicht schön. Aber was soll´s? Diese Fahrzeuge dürfen offiziell fahren. Ist eben so. Warum soll ich mich daran stören? Gut finde ich das freilich auch nicht.

    Übrigens, die Technik hinter dem BTC, die Blockchain, die ist auch sehr interessant, nicht alleine nur für die Finanzwelt. Auch für viele andere organisatorische Dinge. Da wird noch ganz viel Gutes kommen! Versprochen.

    LG, Jürgen B.

  14. Ein Werterhalt ohne einen Verbrauch an Resourcen, scheint aktuell noch nicht wirklich möglich. Insofern bin ich sehr gespannt – wenngleich immer noch ein wenig skeptisch – wie gut das Experiment mit dem Switch zu POS bei Ethereum ausgeht. Wenn man das mit anderen POS-Währungen vergleicht, immerhin eine sehr starke Kryptowährung.

    POW besteht aber eigentlich nicht zwangsläufig aus einen Verbrauch von Strom, sondern einem Verbrauch an Zeit. Dummerweise ist der Verbrauch von Zeit aktuell noch sehr stark an den Verbrauch Strom gekoppelt …

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