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BitMEX möchte Bankhaus von der Heydt kaufen

BitMEX, eine Börse für Bitcoin-Derivate, plant, das Münchner Bankhaus von der Heydt zu kaufen, um Fuß in Europa zu fassen. Für die bisherigen Krypto-Projekte der Bank könnte dies allerdings das Aus bedeuten.

Wenn die Aufsicht keine Lizenz herausrückt, dann kauft man sich eben eine Bank. Nach dieser Maxime begann die BXM Operations AG die Verhandlungen mit den Vorständen des Bankhaus von der Heydt aus München.

BXM Operations AG ist die in Zürich ansässige Mutterfirme hinter der Bitcoin-Derivate-Börse BitMEX. Auf dem Blog der Börse gibt sie nun den Plan bekannt, das Bankhaus von der Haydt zu kaufen. Der Kaufvertrag wurde bereits unterschrieben, muss aber noch durch die deutsche Finanzaufsicht BaFin bestätigt werden.

Den Kaufpreis halten beide Parteien noch zurück. Klar ist allerdings, dass BitMEX der sehr viel größere Partner dieses Deals ist. Das Bankhaus von der Heydt ist zwar mit der Gründung 1754 eine der ältesten Banken in Deutschland, aber auch eine der kleinsten. Es ist die 1358. größte Bank in Deutschland (von 1476 Banken). Sie hielt 2020 Assets im Wert von 13,28 Millionen Euro, verzeichnete Nettoeinnahmen von 52.729,91 Euro und beschäftigt 16 Mitarbeiter.

BitMEX wurde 2014 gegründet, also 260 Jahre nach dem Bankhaus von der Heydt. Mit durch Bitcoin gedeckten Krypto-Derivaten stieg die Börse relativ rasch zu einem der großen Umsatzbringer des Ökosystems auf. Laut Coinmarketcap hatte BitMEX während der letzten 24 Stunden ein Handelsvolumen von mehr als 800 Millionen Dollar; mit einem Versicherungsfond von beinah 100 Millionen Dollar sichert die Börse die Einlagen der Kunden.

BitMEX hat in der kurzen Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Zunächst war das Alleinstellungsmerkmal der Börse es, irrsinnige Hebelprodukte anzubieten. Man konnte mit einem Hebel von bis zu 100 auf die Preisentwicklung von Kryptowährungen wetten. Ein Hebel von 100 bedeutet, dass das tatsächlich eingesetzte Geld 100-fach gezählt wird. Wenn der Preis um 100 Euro sinkt, verliert man 10.000, und andersherum. BitMEX nahm nur Bitcoins als Sicherheit an und positionierte sich PR-mäßig auf der Seite der Bitcoin-Maximalisten.

Im Oktober 2020 wurde der Gründer und CEO von BitMEX, Arthur Hayes, vom US-Justizministerium angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, die Börse nicht in den USA angemeldet zu haben und dennoch tausende von US-Kunden zu haben. Die Börse habe es zugelassen, dass sie für Geldwäsche missbraucht worden sei. Hayes trat danach als CEO zurück, und BitMEX bezahlte im Frühjahr 2021 eine Strafe von 100 Millionen Dollar. Damit ging die Wild-West-Phase für Bitmex zu Ende und die Börse versucht seitdem, sich als seriöses Unternehmen zu positionieren, auch wenn sie weiterhin auf einen Bitcoin-Only-Ansatz und stark gehebelte Trades setzt.

Mit dem Kauf des Bankhauses von der Haydt will BitMEX auf dem europäischen Markt Wurzeln schlagen. „Indem wir die regulierte digital Asset Expertise des Bankhaues von der Heydt mit der Krypto-Innovation und Reichweite von BitMEX verbinden, können wir ein Kraftwerk für regulierte Krypto-Produkte im Herz von Europa schaffen“, kommentiert BXM-CEO  Alexander Höptner. Es geht dabei freilich nicht um die Kunden des Bankhauses, sondern allein um deren Lizenz und Erfahrung mit der Regulierung.

Eine deutsche Banklizenz ist allerdings kein Freifahrtschein für eine Krypto-Börse, sondern geht mit zahlreichen Auflagen und Pflichten einher. Es ist kaum vorstellbar, dass die BaFin die exzessiven Hebel von BitMEX sowie den Fokus auf Tether-Dollar als Fiatwährung gutheißen wird.

Mit Krypto und Stablecoins hat das Bankhaus von der Heydt bereits Erfahrungen. Es kooperiert seit Anfang 2020 mit dem Berliner Startup BitBond, um Blockchain-Technologien ins Finanzwesen einzuführen. Eines der Produkte der Kooperation ist der Euro-Stablecoin EURB, den die beiden Unternehmen Ende 2020 auflegten. Viel zu hören war von ihm seitdem aber nicht, was vielleicht auch an der etwas exotischen gewählten technischen Infrastrukur liegt. BitBond und die Bank verwendeten die Stellar-Blockchain, welche nur wenig Verbindungen zum weiteren, seit 2020 explodierenden Ökosystem um Bitcoin und Ethereum, hat.

BitMEX ist nicht eben dafür bekannt, andere Kryptowährungen als Bitcoin gutzufinden. Dies dürfte auch auf Stellar zutreffen, weshalb man befürchten kann, dass die Börse nach Abschluss des Kaufes die Stellar-basierten Produkte einstellt. Auf meine Anfrage an die Bank und an BitBond dazu erhielt ich aber bisher noch keine Antwort.

Über Christoph Bergmann (2807 Artikel)
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