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Europäische Zentralbank wählt fünf Unternehmen aus, um Interface für digitalen Euro zu entwickeln – darunter Amazon

Euro-Zeichen in Frankfurt. Bild von Tabrez Syed via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Noch hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) nicht entschieden, ob sie wirklich einen digitalen Euro schaffen möchte. Doch in der Vorbereitung vergibt sie nun erste Aufträge an fünf Unternehmen.

Für die Entwicklung eines digitalen Euros dürfte dies der bisher konkreteste Schritt sein. Die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidet sich für fünf Unternehmen, “um ein potenzielles User-Interface für den digitalen Euro zu entwickeln.”

Diese fünf Unternehmen sind

  • CaixaBank, die führende Privatkundenbank Spaniens,
  • Worldline, ein französicher Zahlungsdienstleister,
  • Die European Payments Initiative (EPI), ein Zusammenschluss europäischer Finanzdienstleister,
  • Nexi, eine italienische Bank, und
  • Amazon, der global führende Online-Marktplatz.

Die EZB hebt hervor, dass es nicht um ein tatsächliches Produkt, sondern um eine Prototypen gehe. Ziel sei es, “zu testen, wie gut sich die Technologie hinter einem digitalen Euro in Prototypen integrieren lässt, die von diesen Unternehmen entwickelt werden.” Die Unternehmen werden Prototypen für die Front-End entwickeln. Durch diese werden dann simulierte Transaktionen gesendet, welche dann durch “das Interface des Eurosystems und dessen Back-End-Infrastruktur” prozessiert werden. Pläne, die Prototypen in späteren Phasen zu verwenden, existieren nicht.

Jede beteiligte Firma bekommen eine unterschiedliche Aufgabe: Caixa kümmert sich um Online-Zahlungen, Worldline um Offline-Zahlungen, EPI und Nexi um Point of Sales (etwa an der Ladentheke), und Amazon um Zahlungen im E-Kommerz.

Die Prototypen sind Teil der “Untersuchungsphase” der EZB zum digitalen Euro. Diese Phase begann im Oktober 2021 und soll im Oktober 2023 enden. Während ihr wird die EZB “analysieren, wie ein digitaler Euro gestaltet und an Händler und die Öffentlichkeit verteilt wird.” Die Analyse wird zudem erkunden, wie ein digitaler Euro den Zahlungsverkehr verändert und welche rechlichen Rahmenbedingungen zu schaffen sind.

Erst wenn diese Phase vorbei ist, wird sich die EZB entscheiden, ob sie tatsächlich einen digitalen Euro in Angriff nehmen wird.

Auch wenn ein konkretes Design noch in weiterer Ferne zu liegen scheint, hat die EZB bereits formuliert, welche Anforderungen ein digitaler Euro erfüllen sollte: Er müsse die “Bedürfnisse der Europäer” erfüllen, aber “zugleich helfen, illegale Aktivitäten und einen unerwünschten Einfluss auf die Finanzstabilität und die Geldpolitik zu vermeiden.” Er solle auch nicht Bargeld ersetzen, sondern lediglich ergänzen.

In diesem Abschnitt der Untersuchungsphase stehen eher grundsätzliche Fragen im Zentrum. Welche Bedürfnisse der User soll der digitale Euro erfüllen? Welche Anwendungsfälle sind zentral, welche Teil des rechtlichen Rahmens sind noch zu schaffen, und wie würde das Design grob aussehen? Später wird die EZB diskutieren, wie die Details im Design beschaffen sein sollen, um Risiken für Bürger und Unternehmen zu vermeiden, und welche Geschäftsfelder es für regulierte Intermediäre im Ökosystem des digitalen Euros geben wird.

Mit der Entwicklung von Prototypen durch Unternehmen wagt die EZB den bisher praxisnähesten Schritt zum digitalen Euro. Doch es bleibt weiterhin im Vagen, wie ein solcher digitaler Euro wirklich gestaltet wird – und ob es ihn überhaupt geben wird.


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2 Kommentare zu Europäische Zentralbank wählt fünf Unternehmen aus, um Interface für digitalen Euro zu entwickeln – darunter Amazon

  1. Die nächste Eskalationsstufe des FIAT Ponzis ist einfach ein CBDC, es geht um diesen nicht drum rum wenn man das spiel noch ein paar Jahrzehnte weiter spielen möchte. Absolute Kontrolle und keine Möglichkeit des Entkommens sind einfach unumgänglich um FIAT weiter bestehen zu lassen.

  2. Multi-Akademiker // 20. September 2022 um 13:08 // Antworten

    Fein:
    Schaltet man den Rechner aus, ist man zahlungsunfähig.

    Fein:
    Man kann einen Milliardär umgehend auf MINUS umlegen und ihn das Licht aus knipsen

    Nur Bares in Scheinen und Münzen ist (nicht überwachtes) die von mindestens 80 % der Menschen realisiertes Leben.

    Selbst Reisen werden nicht digital gebucht.

    Das vom recht alten Informatiker.
    Viele Menschen handeln ebenfalls so.
    Wenn es bar nicht zu erlangen geht: dann eben NICHT.

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