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Kraken delistet Monero (XMR) in Belgien und Irland. Wohin mit den Privacycoins?

Anonymous von lio leiser via flickr.com. Lizenz : Creative Commons

Nach Binance, OKX und zahlreichen anderen Börsen nimmt auch Kraken Monero vom Handel. Zunächst nur in Belgien und Irland. Aber langfristig sollten sich User des Privacycoins damit anfreunden, ihn auf in eigenen Wallets zu speichern.

Die Kryptobörse Kraken wird den Privacycoin Monero (XMR) in Irland und Belgien vom Handel nehmen. Am 10. Mail werden Handel und Einzahlungen gestoppt, am 10. Juni auch Auszahlungen.

Warum Kraken dies macht, verrät die Meldung nicht, ebenso wenig, warum in Irland und Belgien, aber nicht in anderen EU-Länder. Derzeit ist zumindest nicht bekannt, dass die beiden Länder bei der Umsetzung der EU-Regularien besonders energisch voranschreiten.

Kraken folgt damit Börsen wie Binance, OKX und vielen anderen, die Monero in der letzten Zeit vom Handel genommen haben. Es zeigt sich immer deutlicher, dass der Privacyoin nicht kompatibel ist mit den regulatorischen Auflagen ist, die sich weltweit immer weiter ausbreiten.

Das ist nicht nur ein offensichtlicher Nachteil für den Handel und Wert, sondern auch ein Beweis dafür, dass Monero funktioniert: Monero-Transaktionen verschleiern die Spuren des Geldes in einem Ausmaß, dass es Börsen nicht möglich ist, Regulierungsauflagen zu erfüllen, wie sie etwa die international geltende Travel Rule der FATF oder die MiCA-Regeln der EU verlangen.

Über kurz oder lang wird es unvermeidlich sein, dass Monero von so gut wie allen Krypto-Börsen, die ihn derzeit noch anbieten, entfernt wird. Derzeit wird der Coin neben Kraken nur noch auf Gate.io und KuCoin in nennenswertem Umfang gehandelt. Die beiden Börsen wurden ehemals in China gegründet, sind dann aber wegen der zunehmend restriktiven Politik Chinas in Regulierungsoasen wie die Bahamas oder die Seychellen ausgewandert.

Als Monero-User kann man darauf setzen, dass diese Börsen weiterhin dem globalen Trend zum Delisting trotzen werden – oder man bereitet sich darauf vor, Monero „im Underground“ zu verwenden: den Coin durch Atomic Swaps oder P2P-Börsen ohne Mittelsmann zu tauschen, und, vor allem, eigene Wallets zu verwenden. In gewisser Weise schafft die Regulierung damit den Feind, den sie bekämpfen will.

Bei der Auswahl der Wallet, auf die Monero-User ausweichen können, gibt es einige Optionen. Wegen der etwas komplexeren Basistechnologie warten diese aber nicht immer mit dem gewohnten Komfort anderer Krypto-Wallets auf.

Ein Full Node ist natürlich die privateste und autonomste Methode, Monero zu verwenden, dürfte aber auch für die meisten User etwas zu anstrengend sein. Wer einen Virtuellen Server besitzt (VPS) und bereit ist, einen halben bis ganzen Tag zu syncen, könnte sich aber den Versuch erlauben.

Etwas unkomplizierter ist die Monero GUI Wallet, die für Windows, Linux und macOS verfügbar ist. Sie erlaubt verschiedene Modi und ist unabhängig von zentralen Servern, braucht aber zur vollen Synchronisierung gerade am Anfang eine gewisse Zeit.

Einfacher sind Wallets wie Cake, Moneroju oder die Feather Wallet. Diese synchronisieren zwar auch auf der eigenen Festplatte, sind aber nutzerfreundlicher und schneller.

Wer es eilig hat, kann Wallets wie MyMonero oder Edge verwenden. Diese ersparen dem User das Synchronisieren und sind augenblicklich „onchain“, indem sie einem Remote-Server erlauben, die Guthaben per View Key abzufragen. Wenn man den Remote-Server nicht gerade selbst betreibt, bedeutet das, dass eine andere Partei eure Transaktionshistorie kennt.

Wenn es euch nur darum geht, die Coins von einer Börse wegzubringen und die privaten Schlüssel selbst zu verwahren, ist das kein vekehrter erster Schritt. Doch um die Privatsphäre des Privacycoins zu genießen, solltet ihr euch langfristig auf etwas anspruchsvollere Wallets einlassen.

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6 Kommentare zu Kraken delistet Monero (XMR) in Belgien und Irland. Wohin mit den Privacycoins?

  1. Warum Kraken dies macht, verrät die Meldung nicht, ebenso wenig, warum in Irland
    und Belgien, aber nicht in anderen EU-Länder. Derzeit ist zumindest nicht
    bekannt, dass die beiden Länder bei der Umsetzung der EU-Regularien besonders energisch voranschreiten.

    Vielleicht testen sie erstmal die Reaktionen ihrer Nutzer in einem relativ kleinen und daher für sie nicht ganz so wichtigen Markt, bevor sie es EU-weit ausrollen und dadurch Kunden verlieren.

    • Vielen Dank erstmal für den Artikel und die Vorstellung der verschiedenen Wallets, denn für viele ist Monero immer noch eine Black Box, obwohl es die Prinzipien eines P2P Geldes wahrscheinlich am konsequentesten verfolgt…

      Kraken geht meist sehr pragmatisch vor und hat Monero bereits zuvor etwa in Australien und Großbritannien delistet, man hörte durch, dass es aufgrund von Druck ihrer dortigen Banking Partner war. In der EU ist das nicht ganz so einleuchtend, denn afaik nutzten sie gar keine Banken in Irland oder Belgien direkt, sondern wickelten EUR Zahlungen gebündelt für die ganze EU über zwei oder drei Banken ab. Allerdings könnten diese auch von Belgischen und Irischen Banken unter Druck geraten sein…

      MyMonero war meine erste Wallet, noch bevor ich in das Rabbit Hole eingetaucht bin, wird aber kaum noch genutzt, denn fast alle Wallets synchronisieren egal ob mit lokaler oder entfernter Node selbst und bei Monero hat sich Self-Custody ohnehin zum Standard gemausert. Durch den Scan-Vorgang aller Outputs anstatt einzelner Adressen über einen Block Explorer wie bei Bitcoin wird das immer aufwendiger sein als eben dieses, aber es gab etliche Optimierungen wie z.B. View Tags erst vor ca. einem Jahr, die mit einem zusätzlichen Byte an Daten pro Transaktion die Menge der möglichen Outputs um Faktor 256 verringern ohne der Privacy zu schaden. Weitere Optimierungen werden mit Sicherheit kommen und ein Sync von mehreren Tausend Blocks dauert selbst auf einem fünf Jahre alten Handy und einer Remote Node 20-60 Sekunden, vorausgesetzt man hat eine relativ schnelle Internetverbindung und nicht gerade Edge. Wenn man weiß, dass man die Wallet unterwegs wahrscheinlich nutzen wird, ist ein Sync zu Hause sinnvoll, dann dauert der Bezahlvorgang später wenige Sekunden.
      Mobile nutze ich persönlich heute Cake Wallet bzw. deren puren Monero Ableger Monero.com, da Cake sich in Richtung Multicoin Wallet entwickelt hat, auf dem Desktop bevorzugt Feather (finde ich übersichtlicher als die offizielle GUI) oder gleich die CLI.

      Ich sehe auch einen offensichtlichen Grund, warum Staaten Monero scheinbar fürchten: Es ist (auch) das Lobbying der ganzen Chain-Analyse Unternehmen, die Nähe zu Politik und Behörden suchen. Wenn die behaupten, bei Bitcoin, Ethereum und Co. praktisch alles tracken zu können (egal ob es stimmt), Monero sei aber so böse wie Encrochat und müsse unterbunden werden, dann ist das für die Entscheidungsträger erstmal so, denn das sind ja Experten.

      Monero geht natürlich trotzdem den schwersten Weg und könnte sich für viele irgendwann noch als einzige Flucht vor Willkür entpuppen.
      1. Mining mit CPUs kann man praktisch nicht unterbinden, egal was.
      2. Anders als bei transparenten Chains kann man behaupten, seine Keys verloren zu haben und niemand wird aus der Blockchain das Gegenteil dieser Abstreitbarkeit beweisen können, anders als bei transparenten Chains, bei denen entsprechende Adressen gemoniotored werden dürften und sobald sich Coins bewegen, sind die verlorenen Keys hinfällig.
      3. Mit Localmonero und in Kürze Haveno gibt es dezentrale On-/Off-Ramps zu Fiat und es wird sich dafür gegen einen entsprechenden Preis ein Markt dafür entwickeln. Pure Crypto-DEX dürften für entsprechende Liquidität sorgen, am verheißungsvollsten scheint mir daeib Serai DEX mit seinen non-Custodial Liquidity Pools zu sein.

      Monero entwickelt sich derweil weiter, Full Chain Membership Proofs könnten noch dieses Jahr kommen, inklusive aller notwendigen Audits. Die Kriegskasse wird aktuell unglaublich gefüllt und der Monero General Fund alleine hat in den letzten sieben Tagen mehr als 4.000 XMR (~500.000 USD) an Spenden erhalten, dazu gezielte Fundings der Proposals, die offen waren, darunter ein Proof, der für FCMP notwendig ist. Scheinbar ist mindestens einer Entität die (Weiter)entwicklung Moneros sehr wichtig…

  2. monero.rockt!!!

  3. Monerujo synct auf Android nicht selbst. Es arbeitet mit remote nodes.
    Man kann natürlich auch den eigenen Node einstellen.

    • Ja, die komplette Chain wird nicht heruntergeladen, aber mit dem Remote Node wird kein Key kommuniziert, sondern abgefragt, welche Blöcke neu sind und schaut ob deren Transaktionen zum eigenen Key passen könnten, dann werden sie ggf. komplett heruntergeladen.

      Bei MyMonero-artigen Wallets kommuniziert man den privaten View Key mit dem Remote Node und verrät, wie viel XMR man erhalten hat. Der Node kennt aber nicht den Inhalt ausgehender Transaktionen, selbst wenn man diese wieder über ihn propagiert, aber könnte anhand der genutzten Inputs in Ring Signaturen gewisse Schlüsse ziehen.

  4. achso, aber es scannt/synct natürlich die komplette Chain über diese remote nodes.

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