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Flut an positiven Mails: Wird es diesmal etwas mit dem Bitcoin-ETF?

Bitcoin für traditionelle Investoren

In Chicago begann Lincolns politische Karriere. Hier könnte auch die Karriere eines Bitcoin-ETFs beginnen ... Bild von Roman Boed via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Seit kurzem prüft die US-Börsenaufsicht eine weitere Anmeldung für einen Bitcoin-ETF. Nachdem sie zuvor zwei Versuche hat auflaufen lassen, hofft die Szene, dass es diesmal gelingt, mit einem ETF die Geldbörsen traditioneller Investoren zu öffnen.

Am 26. Juni hat die Chicago Board Options Exchange, eine der weltweit größten Börsen für Optionen, bei der US-Börsenaufsicht SEC eine Anmeldung für den Handel von Anteilen eines Bitcoin-ETF eingereicht. Der ETF soll von dem VanEck SolidX Bitcoin Trust herausgegeben und auf der CBOE als „SolidX Bitcoin Shares“ gelistet werden. Nach mehreren vergeblichen Anläufen könnte dies jetzt der Durchbruch für ein Finanzprodukt sein, das Bitcoin endlich in das Portfolio traditioneller Investoren der USA bringt.

ETF ist die Abkürzung des englischen Begriffs für „börsengehandelter Fonds“ (Exchange-Traded Fund). Ein ETF ist ein Wertpapier, dessen Preis die Entwicklung eines anderen Wertes abbildet. Das kann ein Index wie der Dax, ein Edelmetall wie Gold oder eine Kryptowährung wie Bitcoin sein. Um den Preis nachzubilden, halten die Herausgeber üblicherweise eine bestimmte Menge der entsprechenden Vermögenswerte und kaufen oder verkaufen diese oder die ETF-Anteile auf den jeweiligen Börsen, wenn die Werte zu weit auseinanderfallen. Im Prinzip funktioniert es so ähnlich wie im Währungssystem von Bretton Woods, das die Mark, France, Pfund und so weiter in einem Verhältnis zum Dollar und diesen in einem Verhältnis zu Gold fixierte.

Auch der VanEck SolidX Bitcoin Trust wird in Bitcoins investieren, um den Wert der Kryptowährung nachzubilden. In welchem Ausmaß, ob teilweise oder vollständig, ist mir nicht bekannt. Ein Kommentar von Jan van Eck, dem CEO von VanEck, stellt jedoch eine weitreichende Deckung in Aussicht: „Ein ordentlich konstruierter, physisch gedeckter Bitcoin ETF ist so konstruiert, dass er den Preis von Bitcoin nachbildet, und eine Versicherungskomponente beinhaltet, die die Besitzer vor den operativen Risiken schützt, Bitcoin zu erwerben und zu halten.“

Eine „physische Deckung“ meint vermutlich, dass der Fund durch virtuelle Münzen, also Bitcoins, gedeckt ist, die sicher in Paper- oder Hardwarewallets liegen. Bitcoins in großer Menge sicher zu verwahren, ist eine herausfordernde, aber machbare Aufgabe. Zugleich verspricht der VanEck SolidX Bitcoin Trust, die Bitcoins zu versichern. Damit würde er es traditionellen Investoren, die weder die Zeit noch die Lust haben, sich mit Wallets, privaten Schlüsseln, Adressen und all dem auseinandersetzen, was man kennen sollte, wenn man eigenmächtig höhere Beträge in Bitcoin speichert, erlauben, von der Preisentwicklung von Bitcoin mit zu profitieren. Ein ETF macht Bitcoin zum reinen Finanzprodukt und nimmt all das weg, was uns eigentlich so sehr an der Kryptowährung fasziniert.

Die Community erhofft sich, dass die SolidX Bitcoin Shares den Durchbruch dafür bringen, die traditionellen Investoren für Bitcoin zu erwärmen: Diejenigen, die mit einem Konto bei einem Broker handeln, aber denen Kryptowährungen noch zu tricky sind, und die ganzen Vermögensverwalter, Rentenkassen und Banken, denen Bitcoin an sich regulatorisch zu heiß ist, aber die gerne Kryptowährungen halten würden, schon allein aus Gründen der Portfolio-Optimierung. Denn während auf einigen europäischen Börsen Investoren bereits Anteile eines Bitcoin-ETNs kaufen können, können in den USA lediglich lizenzierte Anlegern in den Bitcoin Investment Trust auf Second Markets investieren. Der ETF soll nun genau das ändern.

Schon vor dem VanEck SolidX Bitcoin Trust gab es mehrere Versuche, einen solchen ETF aufzustellen. Der bekannteste dürfte COIN von den Winklevoss-Zwillingen sein. Die „Winklevii“ versuchten seit 2013, einen ETF bei der SEC durchzubringen, bekamen aber im März 2017 eine endgültige Abfuhr – und das, obwohl sie den Fund mit einem beträchtlichen Bitcoin-Vermögen und der eigenen Börse Gemini abdecken konnten. Die SEC lehnte damals den ETF aus Gründen ab, auf die die Winklevii keinen Einfluss haben können: weil Bitcoin in einem globalen, unregulierBAREN Markt gehandelt wird. Mit derselben Begründung hat sie etwa zur selben Zeit einen Versuch von SolidX zurückgewiesen. Die SEC hält es offenbar für unverantwortlich, in einem derart volatilen, chaotischen und womöglich manipulierten Markt wie Bitcoin einen ETF zuzulassen.

Warum sollte es diesmal klappen? Es gibt einige Gründe, zu hoffen. Zum einen haben sich die Umstände geändert. Die SEC hat mittlerweile erklärt, dass Bitcoin und Ethereum keine Wertpapiere („Securities“) sind, was schon mal eine regulatorische Unsicherheit entschärft und hilft, Bitcoin aufsichtsrechtlich einzuordnen. Hilfreich könnte ferner sein, dass die große Blase von 2017 geplatzt ist. Das könnte zwar bedeuten, dass wir in einem Bärenmarkt fallender Preise sind – aber definitiv auch, dass die Fallhöhe gesunken ist. Wenn der Preis schon um 70 Prozent nachgegeben hat, gibt es weniger zu verlieren. Darüber hinaus gibt es seit Dezember 2017 auch Bitcoin-Futures, die passenderweise auf der CBOE selbst gehandelt werden.

Neben der Umwelt sprechen auch einige Gründe für den ETF. Die weitreichende Deckung durch Bitcoin und die „physische“ und versicherte Lagerung sind gute Grundlagen, damit der ETF seine Aufgabe erfüllt, den Bitcoin-Preis nachzubilden. Zudem sind die Anteile relativ groß portioniert: Ein Anteil entspricht 25 Bitcoins. „Kleine“ und unerfahrene Investoren dürfte dies abschrecken, während es vor allem „die Profis“ anspricht. Obwohl er öffentlich gehandelt wird, könnte der SolidX-ETF damit eine ähnliche regulatorische Stellung erhalten wie andere Finanzprodukte, die lizenzierten Investoren vorbehalten sind.

Man wird sehen. Nach der Veröffentlichung der Anmeldung gibt die SEC der Öffentlichkeit zunächst einige Wochen Zeit, Kommentare einzureichen. In den drei Wochen, die seitdem vergangen sind, haben bereits 90 Personen kommentiert, was etwa zehn Mal so viel ist, wie bei den vergangenen Bitcoin-ETFs, so Bloomberg. Die Anzahl der qualifizierten Interessenten scheint gestiegen zu sein. Und die Kommentare fallen fast ausschließlich zugunsten des ETFs aus. Es scheint ein Produkt zu sein, das die amerikanische Finanzbranche haben möchte, was für die SEC vielleicht ein gutes Argument sein könnte. Denn die Risiken dürften deutlich höher sein, wenn Investoren keine ETF-Anteile kaufen, sondern auf irgendwelchen Börsen Bitcoins, die sie in irgendwelchen Wallets speichern.

Ob all dies die Börsenaufsicht wirklich beeinflusst, wird sich aber erst zeigen, wenn sie ihre Entscheidung verkündet. Die Deadline dafür ist der 10. August, aber es ist auch noch eine 45-tägige Verlängerung möglich. Daher werden wir spätestens am 24. September definitiv wissen, ob der jüngste Versuch, einen Bitcoin-ETF zu gründen, von Erfolg gekrönt sein wird.

Über Christoph Bergmann (2807 Artikel)
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