Der $ENS-Aidrop: Was ihr über die neue DAO wissen müsst – und wie ihr kostenlose Token bekommt

Neugier zahlt sich aus! Der “Ethereum Name Service” (ENS), der per Smart Contract die .eth-Domains vergibt, wird zur Dezentralen Autonomen Organisation (DAO). Die Governance-Token, die die Entscheidungsfindung dieser DAO koordinieren, werden auch unter denen verteilt, die einmal eine .eth-Domain erworben haben. Sie können sich ein nettes Bündel ENS-Token abholen.
Manchmal lohnt es sich, einfach das zu machen, worüber wir hier schreiben. Etwa, wenn wir die .eth-Domains von ENS auf Ethereum vorstellen. Man kann sich per Smart Contract eine Domain in einem Namespace sichern und über das Interplanetary File System (IPFS) auch eine Webseite anlegen. Das ist grundsätzlich praktisch, da die Domain die Adresse ersetzen kann. Anstatt an eine komplexe Ethereum-Adresse könnt ihr mich etwa an bitcoinblogde.eth bezahlen.
Vor allem aber darf sich nun jeder, der sich eine solche Domain zugelegt hat, nun glücklich schätzen, am ENS-Aidrops teilnehmen zu können.
ENS, die Gruppe, die den Smart Contract verwaltet und mit der Webseite ens.domains ein Interface zu diesem anbietet, schenkt euch Token. Und zwar im Wert einiger tausend Euro. Alles, was ihr dazu machen müsst, ist, sie mit der Wallet zu claimen, mit der ihr eine .eth-Domain verwaltet.
ENS bricht die Einheit der Firma auf
“Wir freuen uns, den Start von $ENS, dem Governance-Token von ENS, anzukündigen”, schreibt brantly.eth von ENS. Denn ENS sei zwar im Kern “dezentralisiert und selbst-betrieben (niemand kann beispielsweise einer anderen Person den .eth-Namen wegnehmen)”, doch es gebe die eine oder andere Sache, die menschliches Eingreifen erfordere. Daher richtet ENS eine DAO ein, eine “Dezentrale Autonome Organisation”, in der, ganz nach dem klassischen Vorbild “Die DAO”, die Besitzer von “Governance-Token” über wichtige Entscheidungen abstimmen.
Konkreter: Die ENS-Holder können und sollen über Protokoll-Parameter abstimmen, etwa die Preise für Domains, die Quelle der Preise (das Orakel) und mehr. Sie können auch bestimmen, wofür Gelder aus der Schatzkammer der DAO verwendet werden, und sie sollen dafür in Zukunft auch entlohnt werden, etwa durch Anteile an den Gebühren.
ENS hat eine Stiftung auf den Cayman-Inseln eingerichtet, welche die DAO gesetzlich vertreten wird, etwa in Angelegenheiten steuerlicher Natur. Die Stiftung hat eine Art Verfassung, die bestimmt, dass die Token-Holder – also die DAO – die Direktoren berufen und absetzen und sie beauftragen können, Handlungen in der echten Welt zu veranlassen.
Mit dem Claiming der Token begehen die DAO-Mitglieder – zumindest in der letzten und wohl auch in dieser Woche – den ersten Akt der Regierung der DAO: Sie wählen einen Delegierten, der für sie an einer Verfassung der DAO mitentscheidet.
Das alles ist natürlich interessant. Wir sehen nun auch bei ENS den Übergang zu einer neuen, dezentralen, automatisierten, hochtransparenten Art der Organisation, welche die Einheit des Konstrukts “Firma” oder “Unternehmen” aufbricht und durch Investoren und Beauftragte ersetzt, die durch einen Smart Contract zusammengeschweisst sind. Aber ich bin sicher, etwas anderes interessiert euch mehr:
Was hat es mit den Token auf sich? Wie bekomme ich sie, was sind sie wert, und was kann ich mit ihnen machen?
Die ENS-Token der Zweiklassen-DAO
Ein weiteres Post von brantly.eth erklärt die Details zum neuen Token. Die erste gute Nachricht ist, dass es keinen Grund für Eile gibt. Ihr habt bis zum 4. Mai 2022 Zeit, eure Token zu beanspruchen.
Aber wer bekommt nun welche? Dafür hat das Team von ENS eine Momentaufnahme am 31. Oktober 2021 gemacht. Jede Adresse, die bis zu diesem Zeitpunkt jemals eine ENS-Domain hatte – auch wenn der Besitzer sie verkauft hat – hat ein Anrecht auf ENS-Token. Die Formel, durch welche sie verteilt werden, ist nicht ganz trivial, aber auch nicht so verwegen, dass wir sie hier nicht vorstellen wollen:
Je Tag, an dem die Adresse bzw. der Account die erste ENS-Domain besaß, erhält er 0,27 ENS. Dazu kommen noch 0,062 ENS je Tag, bis zu dem der Domain-Eintrag ausläuft. Wenn jemand einen “Primary ENS Name” eingestellt hat, verdoppelt sich der Betrag. Ein Beispiel: Ich habe Mitte 2020 die ENS-Domain bitcoinblogde.eth gekauft. Dafür habe ich nun knapp 100 ENS-Token erhalten. Das ist eine nette rückwirkende Belohnung dafür, dass ich ENS für einen Artikel getestet habe.
Subdomains zählen nicht, ebenso mehr Domains je Account. Wenn ihr mit einem Account zwei Domains geordert habt, bekommt ihr weniger, als wenn ihr mit zwei Accounts zwei Domains verwaltet.
Insgesamt wird es 100 Millionen ENS-Token geben. Davon gehen 25 Prozent an die .eth-Domainbesitzer und ebenso viel an die “Mitwirkenden”, was mehr als 100 Personen und Organisationen meint, “die in signifikanter Weise während der letzten vier Jahre an ENS mitgewirkt haben, darunter das Kernteam bei True Names LTD, externe Mitarbeiter, signifikante Integrationen, Übersetzer, Schlüsselhalter und mehr.”
In ENS gibt es eine klare Zweiklassengesellschaft: Hier die mehr als 137.000 Accounts, die ENS-Domains besitzen oder besessen haben, und dort die nur etwas mehr als 100 Individuen. Beide Gruppen bekommen je 25 Prozent aller ENS-Token, weshalb ein Mitwirkender etwa 1000 Mal so viele Token bekommt wie die Domain-Besitzer.
Der König dieser digitalen Zweiklassen-Organisation ist klar die DAO selbst. Die Hälfte aller Token – also 50 Millionen – fließt nämlich in ihre Schatzkammer.
Immerhin, lobt sich das Team, geht kein Geld an Investoren. “Denn es gibt keine”. Das unterscheiden den ENS-Aidrop von vergleichbaren Modellen, wie dem Uniswap-Airdrop oder, etwas weiter entfernt, der Schöpfung von Compound-Token.
Satte Geschenke und eine volle Schatzkammer
Die ENS-Token schlugen mit einem Preis von etwas unter oder etwas über 30 Dollar auf Uniswap auf. Für ein Geschenk hatten die 100 ENS-Token, die mir in die Wallet gefallen waren, einen netten Wert. Der Preis stieg danach auf rund 80 Dollar und steht nun bei etwa 50. Das ist dafür, dass man einmal etwas ausprobiert hat, eine ordentliche Belohnung.
Die mehr als 100 Mitwirkende bei ENS erhalten damit mehr als eine Milliarde Dollar, im Durchschnitt gut 10 Millionen, was man erneut einen netten Lohn dafür nennen kann, dass sie in den vergangenen vier Jahren an ENS mehr oder weniger hauptberuflich mitgearbeitet haben. Mit dem doppelten Betrag, etwa 2,5 Milliarden Dollar, verfügt die DAO nun über eine prall gefüllte Schatzkammer, mit der im Prinzip kein Projekt mehr unbezahlbar ist.
Man kann gar nicht sagen, wie clever die Ausschüttung dieser Governance-Token ist. Sie sind eine wesentliche Stütze dabei, ein vormals zentralisiertes Projekt zu dezentralisieren, indem sie das Problem der Entscheidungsfindung lösen. Zugleich versorgen sie die dezentrale Organisation mit einem satten Budget, bezahlen diejenigen, die zuvor freiwillig oder bezahlt am Projekt mitgearbeitet haben, und belohnen noch die User dafür, ein Produkt benutzt zu haben.
Wir haben eine dieser merkwürdigen Win-Win-Win-Situationen, die es in “Krypto” immer wieder gibt: Alle Involvierten gewinnen, keiner verliert. Zumindest ist nicht festzustellen, wer bei dem Airdrop verliert.
Interessanter Artikel. Leider waren mir die Gas-Fees für ENS einfach zu hoch. Ich hatte mir stattdessen Domains auf Solana geholt (.sol) sowie über via Unstoppable Domains, welche mittlerweile das Minting auf Polygon zulassen, was viel günstiger ist.
Mit dem Airdrop habe ich nicht gerechnet, aber wie sich $ENS überhaupt entwickelt bleibt ja noch abzuwarten.
0.001 ETH + at most 0.047 ETH gas fee = at most 0.048 ETH $204.75USD
5 USD kostet die Domain für ein Jahr und fast 200 USD fallen an Transaktionsgebühren an…
Faktisch ist ETH immer noch nicht benutzbar…