Pennsylvania verliert die Geduld mit den Bitcoin-Minern

Ökologische Bedenken setzen das Bitcoin-Mining immer weiter unter Legitimationsdruck. Wie sehr, erkennt man etwa im US-Bundesstaat Pennsylvania, eigentlich ein beliebter Standort für Miner.
In der Regel stellt sich die USA als ein Land dar, das dem Bitcoin-Mining gegenüber aufgeschlossen ist. Nicht ohne Grunde wurde die USA zum weltweit wichtigsten Standort fürs Mining, nachdem China es verboten hatte, Bitcoins zu schürfen.
Natürlich könnten die Pläne der Regierung Biden, eine Sonderabgabe fürs Mining einzuführen, den Trend wenden. Doch bisher scheint Mining überall, wo es Strom im Überfluss gibt, willkommen zu sein: Stromerzeuger freuen sich über die Nachfrage, Kommunen über Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, und in Texas hilft das Mining sogar, erneuerbare Energien auszubauen und das Stromnetz zu stabilisieren.
Ein Bericht der Forbes über das Mining aus Pennsylvania zeigt jedoch, dass man vielerorts auch lokal wenig Freude an der Branche hat, und, vor allem: wie sehr die Debatten um Umwelt- und Klimaschutz das Mining unter Legitimationsdruck setzen.
Der US-Bundesstaat war ein attraktiver Ort für die Miner, weil er etwa Steuernachlässe für Datencenter anbietet. Rund ein halbes Dutzend große Mining-Farmen haben sich dort niedergelassen und verbrauchen vor allem Kernkraft, Gas und Kohleabfälle als Energiequelle.
Nachdem aber im vergangenen Jahr die Demokrakten die Regierung des Bundesstaates übernahmen, warf ein Kommittee für Umweltschutz und Energie einen zunehmend kritischen Blick auf die Branche. So sollen die Steuerermäßigungen für Datencenter nicht länger für Miner gelten. Darüber hinaus plant das Kommittee unter seinem Vorsitzenden Greg Vitali ein Moratorium für die Inbetriebnahnme neuer Farmen.
Bestehende Farmen dürfen zwar weiter operieren, müssen aber Informationen über die verwendeten Energiequellen bereitstellen. Auf deren Basis soll dann entschieden werden, ob weitere Regulierungen notwendig sind.
Einer der Miner, der von den neuen Regeln betroffen wäre, ist TeraWulf. Das Unternehmen schürft Bitcoins mithilfe von Kernkraft. Ein Sprecher sagte, Mining könne “eine symbiotische Beziehung” mit dem Stromnetz eingehen, etwa indem es “nicht verwendeten Strom durch erneuerbare Energien in Bitcoin fließen lässt, ein globales Asset mit unbegrenztem Volumen.”
Stronghold Digital Mining hingegen setzt auf Kohleabfälle. Das ist das Material, welches beim Abbau von Kohle übrig bleibt. Je Tonne Kohle fallen rund 400 Kilogramm dieser Abfälle an. Teilweise wird dieses Material als Energiequelle verwendet, doch wegen der vielen enthaltenen Schadstoffe gilt es als noch giftiger als herkömmliche, energiedichte Kohle. Modernere Verfahren können jedoch den dabei entstehenden Schaden reduzieren, indem die meisten Giftstoffe in der Asche verbleiben, die stabil ist und in den Gruben entsorgt werden kann.
Laut Stronghold-CEO Gregory Beard erweist sein Unternehmen der Umwelt einen Dienst. Es räumt die toxischen Kohleabfalls-Lager auf, die ansonsten oft den Boden und das Grundwasser verseuchen. Dem entgegnete jedoch ein Mitglied des Kommitees, dass das Verbrennen der Kohleabfälle die Verschmutzung lediglich vom Boden in die Atmosphäre verschiebe. Das Kommitee fügt hinzu, dass die Miner nur selten auf regenerative Energien setzen, sondern oft fossile Brennstoffe nutzen. Und selbst wenn – es gebe allerorten einen Mangel an regenerativen Energien.
Solche Diskussionen werden an vielen Orten geführt. Das Bitcoin-Mining rechtfertigt seinen hohen Stromverbrauch oft dadurch, dass dieser 1.) vor allem aus regenerativen Energien stamme, er 2.) den Ausbau erneuerbarer Energien fördere, 3.) das Stromnetz stabilisieren könne, 4.) durch das Verbrennen von Methan sogar CO2-negativ sein könne, und 5.) im Vergleich zu anderen Industrien schon heute überdurchschnittlich grün sein.
Diese Argumente sind in der Theorie durchaus trifftig. Es gibt zahlreiche Szenarien, wie Mining helfen kann, den notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien massiv zu beschleunigen. Einige Erfolgsgeschichten geben dem zwar recht – etwa das Mining in Texas oder die geothermischen Projekte in El Salvador und Kenia – doch zugleich bedienen sich die Miner weiterhin rege emissionsintensiven Stromquellen, wenn es günstig ist, und bringen die Stromnetze nicht nur im Iran, sondern auch in Texas an ihr Limit.
Die ökologische Bilanz des Minigs ist also, trotz eines vielversprechenden Potenzials, durchwachsen. Da sich gleichzeitig die gesellschaftliche Debatte um Klimawandel und CO2-Emissionen immer weiter verschärft, sollten sich die Miner beeilen, ihre Versprechen einzulösen. Ansonsten droht die Akzeptanz durch die Politik weiter zu schwinden.
Sollte, weiter gedacht, sich das Mining in fossile Schurkenstaaten wie Russland, den Iran oder Nordkorea flüchten, könnten die politisch-regulatorischen Konsequenzen sehr unangenehm werden. Dies wäre eines der Horrorszenarien für die Bitcoin-Akzeptanz in den USA und Europa.
Und warum interessiert niemanden der irre Verbrauch an Strom für Klimaanlagen !! Seit 50 Jahren sowie die gigantischen Autos die Benzin faktisch zum Nulltarif dort fahren niemanden?
Und wenn Miner mit 100% Flatulenz Energie der menschlichen Bevölkerung betrieben werden würde, die Demokraten haben sich dazu entschieden das: Crypto/Bitcoin = Bad und nachdem das einzige das in der Politik zählt Narrative und Message Control ist, könnten Miner nebenbei Krebs heilen, die Demokraten werden trotzdem versuchen alle abzuschalten.
Bitcoin macht derweil TickTock, nächster Block, ob mit dem US Mining oder ohne.
Ein “Horrorszenario” für die weltweite Bitcoin-Akzeptanz ist doch eher, dass sich das Mining bei den USA und dessen Vasallen konzentriert. Wer nicht morgens sein Pronomen tanzt, keine CO2-Psychose entwickelt oder keine Militärbasis auf seinem Territorium wünscht, wird sanktioniert und ausgesperrt. Je dezentraler das Mining ist und je geringer die Reichweite der westlichen Regulierungsregime, desto besser.
Große Miningunternehmen sollten verstehen, dass Energieerzeugung für Mining zukünftig mit zur Kernkompetenz der Branche gehört.
Eine autarke, dezentrale und erneuerbare Energieerzeugung der Miner würde allen regulativen Bedenken wirksam den Wind aus den Segeln nehmen, und den Wind 🙂 in Miningprofite einerseits und in den Aufbau erneuerbarer Energieinfrastruktur anderseits wandeln.
Das wäre ein Win-Win-Win, dem sich auch sehr kritische Ökoregulierer kaum verschliessen könnten. Zumindest dann, wenn es nicht bloss bei Lippenbekenntnissen und Leuchtturmprojekten bleibt.
Dabei wäre es anfangs auch gar nicht schädlich, wenn der neu erzeugte Strom ausschliesslich fürs Mining genutzt wird. Die neuen dezentralen Energieversorger werden später ihr Portfolio sicher ganz von selbst diversifizieren wollen, wenn die Infrastruktur erst einmal da ist.
Den Vorwurf des Greewashings – der dann immer kommt – kann die Branche wirksam begegnen, wenn sie sich mal traut, mit substanziellem Invest voranzugehen.
Prinzipiell kann das auch jeder Miner. Bei großen Miningunternehmen würde sich das aber aufgrund von Skaleneffekten bei Wartungskosten am besten rechnen.
Regulierer können das unterstützen, indem sie Mining Projekte, die erneuerbare Infrastruktur aufbauen, statt bloss die vorhandene fossile Infrastruktur zu nutzen, steuerlich und regulativ begünstigen.
@Andres
Ja, sehr schön beschrieben. Das sehe ich ebenfalls so.
Das Problem ist halt, dass die Anfangsinvestitionen ins Equipment bereits einen großen Teil der Kosten verursachen und wenn man z.B. auf Wind oder Solar setzt, bräuchte man extrem große Speicherkapazitäten, um durchgehend zu minen und diese Anfangsinvestitionen wieder herauszuholen.
Ich halte den No-ASIC Weg für deutlich zukunftsfähiger, denn Mining lohnt sich bei Monero aktuell nur noch mit wenigen CPUs, bei Strompreisen von 2-3 Ct/KwH. Die meisten Miner tun das aus Prinzip, manche auf Arbeit wo der Strom für sie kostenlos ist, manche an der Uni. Um Stromhöhen abzufangen aber perfekt, denn jeder Haushalt hat zu Hause mehrere CPUs, die bei Strompreisen nache Null auch angeschmissen werden könnten und würden. Zentralisiertes Mining ist dabei schon ausgeschlossen, denn die Anfangsinvestitionen sind nicht zurückzuholen und so ist die Dezentralisierung garantiert. Wenn man sich überlegt, Monero hätte die Marktkapitalisierung von Bitcoin, würde wohl fast jeder PV-Betreiber in Spitzen lieber minen statt den Strom für fast lau zu verhökern. Dank Tail Emission, bei der Monero bereits angekommen ist und 0,3 XMR pro Minute erzeugt werden, ist das auch für die Ewigkeit…
Die Zentralisierung des Minings bei Bitcoin halte ich für eines seiner größten Probleme.
Man sieht sich auf der MoneroKon ab Freitag in Prag 😉
@Paul: Wenn man Deinen Kommentar so liest, könnte man auf den Gedanken verfallen, Du findest die Idee schlecht. Wir haben aber ja schon mehrmals herausgearbeitet, das wir da eigentlich dasselbe Ziel vertreten. Genaugenommen hast Du (und natürlich Christoph) die Grundidee bereits vor mir hier im Forum vertreten. Und ich fand/finde das sehr schlüssig und unterstütze das.
Ob man dann mit den Solarpanels/Windkraftanlagen Monero oder Bitcoin oder noch was anderes mined, würde ich mal den Betreibern der Anlage überlassen. Wir sollten uns jetzt nicht um das Fell des Bären streiten, bevor er überhaupt erlegt ist. 😉
Was die Anfangsinvestition für ein Solardach/Solarpark/Windpark angeht, ist Dein Kommentar sicher richtig, aber im Vergleich zu anderen Dingen, in die man sein schwer verdientes Kryptogeld investieren kann sind die Ausgabe jetzt auch nicht immens. Ein Kernkraftwerk zu bauen wäre da um einges teurer 😉 .
Und wenn man von Anfang an auf eine Hybridlösung (statt Mining only) setzt, d.h. verschiedene Arten Strom zu verbrauchen berücksichtigt, kann man das sicher ökonomisch wesentlich besser ausbalancieren und braucht eigentlich gar keine extra Speicher.
Nein, das meinte ich nicht mit Anfangsinvestition. Ich meinte tausende ASICs, die man erst beschaffen muss, die beim CPU Mining wegfallen, da die Konkurrenz der bestehenden CPUs weltweit einfach zu groß ist, um großangelegte Mining Farmen profitabel zu machen.
Ich würde mal behaupten die meisten Miningfarmen besitzen die Asics schon, aber vielleicht noch keine unabhängige Stromversorgung.
Ja versteh schon, Moneros CPU Mining ist da sicher tausendmal besser. 😉 Vielleicht verständigen wir uns aber erstmal einfach auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Also nicht zwischen uns beiden, wir sind uns ja schon einig, sondern mit den bereits existierenden Miningfarmen da draussen.
ASICs mussten eben beschafft werden, um nur fürs Mining genutzt zu werden und möglichst 24/7, denn die nächste effizientere Chipgeneration ist schon in den Startlöchern und raubt der aktuellen Generation irgendwann den Profit bzw. die Daseinsberechtigung.
Ich glaube, das Zitat “One CPU, one Vote” kommt sogar von Satoshi… Wie viele Hashes schafft Deine CPU?
Keine Ahnung. Ich persönlich liebe auch mal, wenn der Rechner zu Hause mal ganz aus ist 😉 Deswegen mine ich damit auch nicht.
Abgesehen davon ist der Strom, wenn man ihn hierzulande mit 30-40c aus der Steckdose beziehen muss, definitiv zu teuer fürs Mining, egal ob man dafür ASICS oder CPUs bevorzugt.