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Von der Spaltung, die es gar nicht geben müsste

Eine Große Graueule im Winter. Bild von Andy Reago & Chrissy McClarren via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Auswertung unserer Urlaubsumfrage ist da! Ihr erfahrt brühwarm, welche Coins unsere Leser halten, wie viele von ihnen Lightning und DeFi benutzen, welche Parteien sie wählen, wie sie über aktuelle Debatten denken – und was die Medien mit all dem zu tun haben.

Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Deutschland scheint zerstritten und gespalten und politisch frustriert wie nie, und wir haben eine Umfrage unter unseren Lesern, die auch die politische Haltung der Bitcoin-Community im Detail beleuchtet.

Teilgenommen haben 146 Leser. Das waren weit weniger als bei den letzten Umfragen, was ich teils mit dem Wetter entschuldige, aber auch den abschreckend vielen Fragen zuschreibe. Ich bedanke mich bei allen, die die Mühe auf sich genommen haben, und gelobe, die nächste Umfrage kürzer zu halten.

Jetzt aber präsentiere ich die Ergebnisse!

Ihr und Krypto

Im Durchschnitt besitzt ihr 5,3 Kryptowährungen. 16,3 Prozent von euch halten nur eine, 27 Prozent dagegen zehn oder mehr Coins. In einer Umfrage im Januar hattet ihr im Durchschnitt 4,9 Coins. Es scheint also, als würde die Anzahl der Kryptowährungen in euren Wallets steigen, was vielleicht eine natürliche Entwicklung ist.

Wichtiger ist aber, welche Coins ihr besitzt. Beginnen wir mit den Top-3. Die ersten beiden sind keine Überraschung: So gut wie alle von euch besitzen Bitcoin, und mittlerweile 75 Prozent auch Ethereum.

Litecoin, im März 2022 auf dem fünften Rang, hat sich auf den dritten Platz vorgearbeitet und dort Cardano verdrängt. Weiter zurückliegende Daten sind erneut nicht konsistent.

In der folgenden Grafik zeige ich euch eure Top-10-Coins, sowohl in der aktuellen Umfrage als auch im März 2022:

Litecoin, Monero und Polygon sind die Gewinner, Cardano, Doge und XRP die Verlierer. Es scheint, als würdet ihr euch auf eher klassische Coins zurückbesinnen. Haben euch exotischere Coins enttäuscht?

Danach habe ich euch einige Sätze zu Krypto vorgelegt. Das nächste Diagramm zeigt, wie viele von euch den Sätzen ganz oder teilweise zugestimmt haben, und vergleicht dies mit den Umfrageergebnissen von Ende 2022.

Es ist erstaunlich, wie viele von euch auch 2023 noch sagen, Bitcoin habe euer Leben verändert. Ich denke, dies ist der stärkste Unterschied von Bitcoin zu anderen Technologien. Dass dieser Wert ebenso wie die Rate der Maximalismus konstant bleibt, spricht dafür, dass die Daten zuverlässig sind.

Eure Bereitschaft, einen Full Node zu betreiben, ging seit Ende 2022 erheblich nach oben, während weniger Leute Lightning benutzen. Dies könnte Ausdruck einer beobachtbaren Ernüchterung mit dem Offchain-Netzwerk, aber einer steigenden Treue zu Bitcoin selbst sein. Zugleichen scheinen sich mehr unter euch für dezentrale Finanzen zu öffnen, während Trading und NFTs an Bedeutung verlieren.

Wir werden auf die Krypto-Fragen später noch zurückkommen. An der Stelle lenken wir aber zum Leitthema der Umfrage um – zu eurer Mediennutzung.

Ihr und die Medien

Mich hat interessiert, durch welche Medien ihr euch informiert und wie diese eure Meinungen beeinflussen. Die erste Grafik zeigt, welche Medien wie viel Prozent unter euch benutzen:

Im Durchschnitt konsumiert jeder von euch 3,4 Arten von Medien. Zeitungen und deren Webseiten sind dabei klar führend, gefolgt von Youtube, Podcasts und Sozialen Medien in dichter Reihenfolge. Alternative Online-Medien sind für euch wichtiger als Fernsehen, doch am seltensten informiert ihr euch durch Foren.

Die folgende Tabelle zeigt, welche Medien für euch am vertrauenswürdigsten sind und welche eure Meinungsbildung am stärksten beeinflussen.

Vertrauenswürdigkeit Einfluss auf eure Meinung
ZEIT Klassische Zeitungen
Süddeutsche Freunde und Verwandte
Welt Öffentlicher Rundfunk
Neue Züricher Zeitung Podcasts
FAZ Youtube
Tagesschau Alternative Medien
taz Twitter
Berliner Zeitung Influencer
N-TV Telegram
Focus Facebook
Bild

Bei der Vertrauenswürdigkeit liegt die BILD-Zeitung zurecht auf dem untersten Platz. Die ersten vier Plätze teilen sich eher linksgrüne Medien (ZEIT, Süddeutsche) und eher rechts-konservative (WELT, NZZ). Das wirkt wie eine ausgewogene Mischung. Bei der Meinungsbildung haben klassische Medien und soziale Kontakte einen starken, soziale Netzwerke hingegen einen schwachen Einfluss.

Ich habe danach die Frage nach dem Einfluss von Medien auf eure Meinungsbildung auf das Alter umzulegen. Dazu habe ich mehreren Altersgruppen die zwei wichtigsten und unwichtigsten zugeordnet.

Altersgruppe Erster Zweiter Vorletzter Letzter
20-30 Youtube Twitter Öffentlich-Rechtliche Facebook
30-40 Podcasts Freunde Telegram Facebook
40-50 Freunde Zeitungen Telegram Facebook
50-60 Öffentlich-Rechtliche Zeitungen Influencer Facebook
60-70 Alternative Medien Zeitungen Facebook Telegram

Euer Alters hat einen massiven Einfluss auf euer Medienverhalten ist. Ab 40 werden Zeitungen zwar zu einer Konstanten, aber ansonsten scheint jede Kohorte in einer eigenen Medienwelt zu leben. Bei den Jüngeren hat Youtube den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als meinungsbildende Kraft verdrängt, bei den 30-40-Jährigen wurden Podcasts das dominierende Medium, während Facebook und Telegram fast durchgehend auf den letzten Plätzen landen.

Früher, als es nur Zeitungen und Rundfunk gab, war alles noch einfacher. Wer heute die ganze Gesellschaft erreichen will, wird nicht darum herumkommen, multimedial zu arbeiten.

Ihr und die Politik

Mittlerweile ist es Tradition, dass ich euch die Sonntagsfrage stelle. Dieses Mal habt ihr diesen Bundestag gewählt:

Wie schon früher sind bei euch CDU und SPD in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht. SPD und Linke fallen sogar unter die 5-Prozent-Hürde und werden durch Piraten und die Partei ersetzt. Die neuen Volksparteien sind Grüne, FDP und AFD. Interessant ist, dass eure Wahlentscheidungen im Lauf der Jahre relativ konstant geblieben bleiben anstatt sich mit dem gesellschaftlichen Trend zu synchronisieren:

Partei 2019 (August) 2021 (April) 2022 (Dezember) 2023 (August)
Grüne 30 28,3 20 26
AFD 24 21,1 19 21
FDP 12 24,6 15 18
CDU/CSU 4 8,5 7 7
SPD 1 3 6 3

Der vielbeschworene Rechtsrutsch in diesem Jahr sowie der Vertrauensverlust in die Ampel-Regierung ist bei euch nicht festzustellen. Während ihr noch 2019 mehr als dreimal so oft AFD gewählt habt wie andere Bürger und deutlich öfter Grün, seid ihr bei der AFD nun im Bundesdurchschnitt angekommen, und euer Vertrauen in die Grüne bleibt entgegen dem Trend ungebrochen.

Grüne und AFD sind bei euch nicht nur Volkspartei, sondern auch die Pole des politischen Spektrums. Dies werden wir im folgenden Abschnitt genauer anschauen. Dabei kommen wir auch wieder auf Krypto zurück.

Grüne, AFD und ihr

Ich arbeite mich schon eine Weile an der Spaltung ab, die sich gefühlt durch die Republik zieht. Bisher haben die Pole Grün und AFD diese Spaltung in jeder einzelnen Umfrage auf den Punkt gebracht. Eure Antwort auf die Sonntagsfrage wird damit auch zur Antwort einer Vielzahl weiterer Fragen.

Ich habe euch einige Aussagen zu politischen Themen vorgesetzt, bei denen ihr angeben musstet, wie sehr ihr zustimmt. Für die Auswertung habe ich einen Score gebildet, dessen Nullpunkt die hundertprozentige Neutralität ist. 200 ist maximale Zustimmung, -200 maximale Ablehnung. Das folgende Diagramm zeigt, wie krass die Ansichten auseinanderklaffen:

Anhänger von Grünen und AFD leben in komplett unterschiedlichen Welten: In der Welt der AFD wurde Russland eindeutig provoziert, die Ukraine anzugreifen, man lehnt ab, Waffen zu liefern, hält den Atomausstieg durch die Bank weg für einen riesigen Fehler, während man in der Furcht vor dem Klimawandel vor allem Hysterie sieht. Bei den Grünen ist es genau andersrum.

Es handelt sich hier nicht um geringfügige Abweichungen, sondern um welche, die teilweise fast bis ans Maximum gehen. Hier prallen entschiedene und in der Gruppe homogenisierte Ansichten aufeinander. Dass die Atomkraft, die bis zum finalen Ausstieg nur wenige Prozent des Stroms deckte, auch Monate später so massiv polarisiert, ist erstaunlich.

Selbst medizinisch leben die Gruppen in verschiedenen Welten: Im Umfeld der Anhänger von Grünen erkrankt man häufiger an Long Covid, während sich um AFD-Wähler herum die Impfschäden häufen.

Die „Anderen“, die Leser, die weder AFD noch Grüne wählen, stecken irgendwo in der Mitte, wenn auch in der Regel mit Ausschlag hin zu den Grünen. „In der Mitte der Gesellschaft“ steht die AFD zumindest bei euch auf keinen Fall.

Wir vertiefen diese Kluft an den Beispielen Corona und Klima. Dabei suchen wir auch nach Aussagen, in denen die Anhänger der beiden Parteien übereinstimmen.

Beim Block zu Corona finden wir tatsächlich zwei Aussagen, über die sich Wähler von Grünen und AFD einig sind: Sehr viele hatten schon Corona und betrachten die Epidemie als vorbei.

Doch was man daraus macht, könnte nicht unterschiedlicher sein. Während Anhänger der Grünen mit einer Impfpflicht einverstanden gewesen wären – sie teils sogar begrüßt hättten -, lehnt man sie im AFD-Lager so entschieden ab wie der Teufel das Weihwasser. Dort verlangt man dagegen, dass der gesellschaftlichen Umgang mit der Epidemie aufgearbeitet wird, was Grünen-Wähler eher unnötig finden.

Bei den Aussagen zu Klima und Energie hingegen findet man so gut wie keine Anzeichen von Einigkeit:

Wie erwartet gehen die Meinungen darüber, wie bedrohlich der Klimawandel ist, stark auseinander. Unter AFD-Wähler scheint es zum Meinungsinventar zu gehören, ihn gar nicht zu fürchten, während die grüne Identität maßgeblich auf der Sorge vor dem Klimawandel aufbaut. Und während man bei den Grünen zumindest in Teilen darauf hofft, den Klimawandel abwenden zu können, hält man ihn bei der AFD für unvermeidbar. Wie sollen diese beiden Gruppen sich je einig werden?

Eine gewisse Einigkeit herrscht immerhin dabei, dass die Große Koalition die Energiewende verschwitzt hat, wobei das AFD-Lager hier naturgemäß wenig Leidenschaft zeigt. Eine sehr klare Position hat es hingegen zum Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG oder im Volksmund Heizungsgesetz, hinter dem man auf der anderen Seite zwar weiterhin steht, aber doch auch eine Skepsis zeigt.

Allerdings können diese Diagramme ein irreführendes Bild abgeben. Es handelt sich bei ihnen schließlich um Themen, die in den Medien und durch das Personal der beiden Parteien intensiv diskutiert werden. Dass die Wähler einer Partei die Positionen vertreten, die die Politiker von sich geben, ist wenig erstaunlich.

Daher werfen wir im nächsten Abschnitt einen Blick auf weniger umkämpfte Gebiete.

Andere Faktoren

Eine meiner liebsten Fragen ist die, wie glücklich ihr seid. Denn welche Bedeutung haben die Dinge, wenn sie nicht glücklich machen? Wähler von Grün und AFD unterscheiden sich dabei signifikant:

Grünen-Wähler halten sich selbst für überdurchschnittlich glücklich, während AFD-Wähler zum Unglück neigen. Ein Zufall ist dies nicht. Denselben Unterschied habe ich, wenn auch weniger stark (6,4 zu 7,4), schon in vergangenen Umfragen festgestellt. Die Wahl für Grüne oder AFD scheint strukturell mit dem gefühlten Glück verbunden zu sein.

Was dabei Ursache und Wirkung ist, ist schwer zu sagen. Neigen Menschen, die glücklich sind, dazu, Grüne zu wählen, und unglückliche Menschen dazu, AFD zu wählen? Oder machen die Gedankenwelten, in die die Entscheidung für eine der beiden Parteien führt, glücklich oder unglücklich? Oder ist es wie bei Drogen eine Art Feedbackschleife aus beidem?

Oder liegt es, ganz schnöde, am Gelde?

Wie dieses Diagramm zeigt, verdienen die Wähler der Grünen in der Regel besser als die Wähler der AFD. Gerade ab einem Einkommen von 60.000 Euro wird dieser Unterschied sichtbar.

Dies entspricht dem gängigen Klischee der Millionäre, die sich einen grünen Lifestyle leisten können, und der Protestwähler, die sich ökonomisch abgehängt fühlen. Liegt hierin die schlichte Wurzel der Polarisierung? Bestimmt also doch das Sein das Bewusstsein anstatt andersherum?

Interessant wird die folgende Tabelle, die die vier Dinge aufzählt, die euch Mut und Hoffnung geben:

Grüne AFD Andere
Familie Familie Familie
Liebe Liebe Liebe
Natur Ich selbst Freunde
Freunde Bitcoin Ich selbst

Hoppla: Bei dem, worauf es wirklich ankommt, seid ihr euch einig: Nichts ist so wichtig wie Familie und Liebe. Die ganze Polarisierung wäre nicht nötig. Wenn man den Streit um Dinge, die man kaum ändern kann, aber über die Politiker und Medien ständig reden, hinter sich lässt, wollt ihr alle dasselbe.

Findet man dies auch in eurer Einstellung zu Krypto wieder? Oder schlägt die Polarisierung auch hierhin durch?

Ihr, die Politik und Krypto

Einen erheblichen Unterschied finden wir bei der Frage nach der Anzahl an Coins: AFD-Wähler halten signifikant weniger Coins als Wähler der Grünen oder anderer Parteien. Während diese im Durchschnitt 5,5 Kryptowährungen besitzen, sind es bei AFD-Wähler nur 4,6.

Viel geringere Unterschiede finden wir dagegen bei den konkreten Kryptowährungen in der Wallet. Bei den Grünen haben wir ein leichtes Übergewicht von Ethereum, Iota und Monero, bei den AFD-Wählern von XRP und Litecoin. Ich vermute aber, das ist eher Zufall und Rauschen.

Interessanter erscheinen mir die Unterschiede bei unseren Fragen zu Krypto:

Auffällig ist, dass Grünen-Anhänger sich selbst viel seltener Maximalist nennen und dementsprechend weniger Vorbehalte gegen andere Coins haben als die Gesamtheit, während es unter AFD-Wählern mehr sind. Dies könnte man vielleicht mit unterschiedlich ausgeprägten Toleranz-Präferenzen erklären.

Grünen-Wähler sind zwar keine Maximalisten, erfüllen aber tendenziell häufiger die Gebote des Bitcoin-Maximalismus: Sie betreiben öfter einen Full Nodes und benutzen öfter Lightning. Aber als Nicht-Maximalisten sind sie auch für DeFi wesentlich offener.

Dies ergibt insgesamt ein solides Bild: Die Anhänger der Grünen profilieren sich eher im Positiven, indem sie etwas tun, während Anhänger der AFD eher durch Ablehnung herausstechen. Dieser Unterschied in der Einstellung könnte auch die Werte bei der Frage nach dem Glück und dem Einkommen erklären.

Bei der Frage, welchen Zweck Bitcoin hat, schmelzen die Unterschiede hingegen wieder dahin:

Grüne AFD Andere
Mittelsmänner überflüssig machen Mittelsmänner überflüssig machen Ein Autonom verwahrbares elektronisches Geld
Ein Wertspeicher gegen Inflation Ein Wertspeicher gegen Inflation Ein Wertspeicher gegen Inflation
Ein Autonom verwahrbares elektronisches Geld Ein Autonom verwahrbares elektronisches Geld Mittelsmänner überflüssig machen

Tatsächlich haben sich Wähler von Grün und AFD hier für exakt dieselben Antworten entschieden. Das bekräftigt den Eindruck, dass die Unterschiede beim Thema Krypto sehr viel geringer ausfallen als bei den politischen Themen.

Kann es also sein, dass die Polarisierung fabriziert ist? Damit wären wir beim nächsten Block.

Politik und Medien

Wenn wir unsere Polarisierung auf die Mediennutzung umlegen, kommen wir zu einem schon fast schockierend deutlichen Ergebnis. Die folgenden Tabelle zeigt wieder die zwei am häufigsten und am seltensten benutzten Informationsquellen:

Grüne AFD Andere
Zeitungen Alternative Magazine Zeitungen
Podcasts Youtube Soziale Medien
Youtube Foren Foren
Alternative Magazine Radio Alternative Magazine

Die Ergebnisse von Grün und AFD sind fast spiegelverkehrt. Ähnlich fällt das Ergebnis bei der Frage aus, welchen Medien ihr am meisten vertraut. Auch hier wieder die zwei ersten und letzten Optionen:

Grüne AFD Andere
Zeit Neue Züricher Zeitung Zeit
Tagesschau Welt Süddeutsche
Focus FAZ Berliner Zeitung
BILD Tagesschau BILD

AFD-Wähler leben medial in einer Welt, in der die Tagesschau weniger vertrauenswürdig ist als die BILD-Zeitung. Das ist schon mal ein kleiner Schocker. Grünen-Wähler hingegen vertrauen dem Öffentlichen Rundfunk besonders stark. Unter den großen Zeitungen vertrauen Grüne und Andere der Zeit und Süddeutschen, AFD-Wähler dagegen der NZZ und Welt.

Zuletzt haben wir noch eine Tabelle im selben Format darüber, welche Medien eure Meinungsbildung am stärksten beeinflussen. Das Ergebnis fällt aus wie erwartet:

Grüne AFD Andere
Zeitungen Alternative Medien Freunde
Öffentlicher Rundfunk Youtube Öffentlicher Rundfunk
Alternative Medien Zeitungen Twitter
Influencer Öffentlicher Rundfunk Influencer

Da Telegram und Facebook bei allen sehr weit unten lagen, habe ich sie hier ausgeklammert. Wir sehen erneut eine spiegelbildlich verkehrte Medienwelt: Bei den Grünen-Wähler beeinflusst die Zeitung die Meinung, bei den AFD-Anhängern die Alternativen Medien, hier der Rundfunk, dort Youtube. Dies passt dazu, dass unter denen, bei denen Alternative Medien am wichtigsten sind, 62 Prozent die AFD wählen, während die Zeitungsleser zu 44 Prozent Grün wählen. Selbst wenn alternative Medien nicht explizit Partei für die AFD ergreifen, scheinen sie ihre Leser zu dieser Partei zu treiben.

Somit hätten wir ein Fazit, das etwas niederschmetternd ist, aber auch Hoffnung gibt. Die durchdringende Spaltung, die sich in den Polen von AFD und Grüne manifestiert, geht mit der Etablierung von zwei vollkommen isolierten Medienwelten einher. Je mehr diese Medien über ein Thema berichten, desto tiefer wird die Spaltung, bei Themen hingegen, die in den Medien kaum vorkommen, schwindet sie auf einen Restwert oder vollständig. Die Spaltung ist unnötig und konstruiert. Sie ließe sich durch eine Veränderung des Medienkonsums schließen.

Über Christoph Bergmann (2813 Artikel)
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7 Kommentare zu Von der Spaltung, die es gar nicht geben müsste

  1. Na super, Kryptoliebhaber sind links- oder -rechtsradikal, naive Traumtänzer oder ablehnende Negativmenschen. Läuft ja nicht so wirklich.

  2. Grüne wären demnach also linksradikal? Ich lach‘ mich platt!

  3. Hm, ich finde Du machst es Dir ein wenig zu einfach, Christoph.
    Dass die Leser eines CryptoBlogs sich bei cryptospezifischen Themen eher einig sind, bei allgemeinen politischen Themen hingegen gespalten wie der Rest der Gesellschaft, ist bei einem nur in einer Sache homogenen Publikum doch trivial und zu erwarten. Crypto als Thema reicht leider nicht, um uns auch auf allen anderen Gebieten zu vereinen.

    Dass die Spaltung etwas künstliches ist, würde ich mir zwar wünschen, glaube es aber nicht wirklich. In der Geschichte gab es das schon oft. Man denke nur an den 30-jährigen Krieg. Sunniten und Schiiten, Bigblocker und Smallblocker ;-), …

    Spaltung ist die Antwort des menschlichen Ökosystems auf die Known Unkowns, von denen es das letzte Jahrzehnt einfach besonders viele gab. Tendenz erstmal steigend.

    Sich zu spalten, ist in dem Fall an sich sogar eine schlaue Strategie der Natur: Getrennt marschieren und vereint schlagen und hoffen, dass ein Zweig davon auf das richtige Pferd gesetzt hat und die Ehre der menschlichen Familie weiter hochhält.

    Solange dabei der grundsätzliche Respekt und die Achtung voreinander als Menschen gewahrt wird, ist es eigentlich auch noch auszuhalten.

    Ich stimme Dir zu, dass ein temporärer Perpektivwechsel (mal aus der Komfortzone kommen und in die andere Filterbubble zu blicken) dabei stark helfen kann, sich diesen nötigen gegenseitigen Respekt und Achtung voreinander zu bewahren.

    Solange es die Known Unkowns in der Welt gibt, wird es aber auch immer wieder zu Spaltungen kommen.

    • Möglich, ja. ich finde diese Spaltung und das derzeitige politische Klima sehr deprimierend. Im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung versuche ich hier, es von der positiven und optimistischen Seite zu sehen.

      Deine evolutionäre Erklärung von Spaltungen ist interessant. Ich halte es generell für fragwürdig, gesellschaftliches Verhalten mit Höhlen und Löwen zu erklären, aber es klingt schon plausibel, und vor allem mit dem Gebot von Respekt und Achtung auch als eine Anleitung, die Spaltung konstruktiv zu verstehen.

      Danke auf jeden Fall!

  4. Im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung versuche ich hier, es von der positiven und optimistischen Seite zu sehen.

    Und dass Dir das im Allgemeinen ganz gut gelingt, sieht man daran, dass Du Leser aus ziemlich gegensätzlichen politischen Lagern hast. Der Ton hier in der Kommentarspalte ist zwar mitunter (vor allem bei ganz bestimmten Themen) mal hitzig, aber so gut wie nie unter der Gürtellinie.

    … Ah Mist, Lob und so 😉 …

  5. Aufällig ist das Krypto bei den Sozialdemokraten und Linken scheinbar nicht so beliebt ist. Zumindest in dieser Umfrage sind nur drei dabei. Es waren glaub ich mal deutlich mehr.
    Das deckt sich auch mit meinem persönlichen Erleben. Menschen aus meinem Umfeld die – ich verdächtige – SPD zu wählen, äussern sich durch die Bank eher kryptokritisch.

    Dabei gibt es sehr viele soziale Kryptoprojekte. Vielleicht lohnt es sich, aus dieser Ecke mehr zu berichten.

    Alle anderen hier genannten Parteien verbindet vielleicht, dass Ihnen Freiheit – auf die ein oder andere Art – sehr wichtig ist.

  6. Ich mache bei der Umfrage nicht mehr mit, weil sie mir zu politisch geworden ist. Dass full node Betreiber von pow die Grünen wählen sollen, ist schwer zu glauben. Was Leute zu Bitcoin treibt, sind z.B. die Zustände mit der 80% Inflation in der Türkei. Oder StaRug, wo man wie am Beispiel von Leoni AG einfach Leute enteignen kann. Aktien sind oft Lügen, nur bei Fonds oder etf hat man als Privatperson Schutz vor den Lügen.

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