„Ich werde der einzige sein, der zwischen deiner Familie und der Suppenküche steht.“

Der Chef von nChain, Christen Ager-Hanssen, tritt zurück und packt aus. Damit nähert sich die Saga von Faketoshi Craig Wright und Bitcoin SV (BSV) ihrem bösen Ende.
Nicht immer, wenn ein CEO ein Unternehmen verlässt, geschieht das friedlich. Aber das, was der Norweger Christen Ager-Hanssen derzeit betreibt, treibt den Business-Rosenkrieg auf ein neues Level.
Christen Ager-Hanssen war für einige Zeit CEO bei nChain, dem Unternehmen, das die Node-Software von Bitcoin SV (BSV) entwickelt und für Craig Wright zum Vehikel seiner Patentwut wird. Der Abschied von Christen wird für nChain zum Totalschaden; was er nun öffentlich macht, dürfte die letzten Zweifel darüber austreiben, welche Scharade der selbsternannte Satoshi und seine Hintermänner spielen.
Ja, er sei als CEO von nChain zurückgetreten, twittert Christen, nachdem er dem Aufsichtsrat verschiedene schwere Vorwürfe gemeldet habe. Was dann folgt, hat es in sich, da all das, was viele Leute seit langem über Craig Wright, Calvin Ayre und nChain sagen, nun von jemandem bestätigt wird, der es wohl wissen muss.
I can confirm I have departed from @nChainGlobal as its Group CEO with immediate effect after reporting several serious issues to the board of nChain Group including what I believe is a conspiracy to defraud nChain shareholders orchestrated by a significant shareholder. I also… pic.twitter.com/F6rNJfRxnl
— Christen Ager-Hanssen (@agerhanssen) September 29, 2023
Und zwar meldet Christen „eine Verschwörung, um nChain-Shareholder zu betrügen, die durch einen signifikanten Shareholder orchestiert wird“. Er meint wohl Calvin Ayre, den Besitzer von CoinGeek. Darüber hinaus hat Christen „überzeugende Beweise dafür gefunden, dass Dr. Craig Wright Dokumente manipuliert hat, um dem Gericht vorzumachen, er sei Satoshi“. Christen, der bei seinem Antritt als nChain-CEO noch geglaubt hat, Craig sei Satoshi, ist nun überzeugt „dass Dr. Craig Wright NICHT Satoshi ist und dass er alle juristischen Prozesse verlieren wird.“ Er habe sich, bekennt er freimütig, geirrt.
Es ist etwas müßig, all das, was Christen nun ausbreitet, zu lesen und wiederzugeben. Denn das meiste davon bestätigt nur, was die allermeisten Menschen ohnehin schon wissen. Es wird allerdings die wenigen, die bisher fest an Craig Wright geglaubt haben, auf eine harte Probe stellen, und vielleicht manche dazu bringen, von ihrem Glauben abzufallen.
Die Enthüllungen, die Christen aus dem Cockpit von nChain ans Tageslicht zerrt, sind in vielerlei Hinsicht interessant und unterhaltsam. Besonders spannend ist eine Mail, die wohl von Calvin Ayre an Craig Wright gesendet wurde.
“So oder so, ich werde dir nicht in den Abgrund folgen.“
Calvin Ayre ist ein mit einer Pokerplattform stinkreich gewordener Kanadier, der auf Barbuda lebt und wilde Partys feiert. Er hat sich irgendwann 2017 das Magazin CoinGeek gekauft, hat begonnen, die gleichnamige Konferenz zu veranstalten und mit dem gleichnamigen Mining-Pool eine ordentliche Hashrate aufgebaut. Er ist allgemein als Sponsor von Craig Wright und Bitcoin SV bekannt.
Am 23. September antwortet Calvin auf eine Mail von Craig mit dem Betreff „Meine letzte direkte Kommunikation über das Thema. Bitte gründlich lesen.“ Die Mail selbst ist nicht öffentlich. Calvin erzählt, dass er an einem Strand in Südspanien sitzt und sein Leben genießt. „Das einzige Negative in meinem Leben ist derzeit das Desaster deines Rechtsstreits […] Ich akzeptiere deine Erklärung, dass du nicht wirklich vorhattest, mir zu drohen. Das Folgende ist nun die Situation, in der wir beide uns befinden.“
Die nach außen hin zelebrierte Einigkeit scheint stark belastet gewesen zu sein. Er habe, erklärt Calvin, „unter der Annahme gearbeitet, dass du und Ramona [Craigs Ex-Frau, C.B.] die Schlüssel [zu Satoshis Bitcoins, C.B.] besitzt und dass du einfach nur behauptet hast, sie nicht zu haben, als Teil einer Strategie, in die du dich verrannt hast.” War war schon lange gemutmaßt worden, dass dies die Motivation von Calvin Ayre ist, auch wenn oft bezweifelt wurde, dass er tatsächlich so naiv ist. Nun scheint ihm langsam zu dämmern, dass er einem Betrug zum Opfer fiel. “Aber nun blicken wir auf eine Situation, in der eine weitere Leugnung, dass du sie hast, dein Leben ruiniert und das deiner Unterstützer schädigt.“ Also habe Calvin keine andere Wahl als eine harte Entscheidung zu treffen.
Calvin geht davon aus, dass Craig Wright alle Gerichtsprozesse verliert, aber eine Chance hat, den „COPA-Prozess“ zu gewinnen, wenn er in Harvard mit den Satoshi-Schlüssel signiert. Er gibt Craig noch eine letzte Chance, seine Scharade aufrechtzuhalten. Die „Crypto Open Patent Alliance (COPA)“, gegründet von Ex-Twitter-CEO Jack Dorsey, führt seit Jahren einen Prozess gegen Craig Wrights Patente auf Bitcoin- und Blockchain-Technologien. Wenn Craig diesen Prozess ebenfalls verliert, wird er alles verloren haben, einschließlich der Chance, sich die Coins von Satoshi gutzuschreiben, was wohl Teil des Planes ist. „Das bedeutet, dass du mir nicht das Geld zurückzahlen kannst, das du mir wegen der Gerichtsprozesse weiterhin schuldest. Das bedeutet, dass ich mit jedem Cent, den ich in deine Fälle gesteckt haben, das Erbe meiner Kinder verschleudere.“
Calvin verlangt von Craig, „wegen Meineid ins Gefängnis zu gehen“. Denn Craig hat wohl unter Eid geschworen, die Schlüssel nicht mehr zu haben. Es sei besser „wenn die ganze Welt akzeptiert, dass du ein fehlerhafter Satoshi bist, als dass du den Prozess verlierst und bestenfalls nach deinem Tod unter Historikern als Satoshi in Frage kommst, weil es keinen anderen realistischen Kandidaten gibt.“
Craig sei, fährt Calvin fort, „entweder ein Idiot, weil du absichtlich den Fall verlierst, oder ein Idiot, weil du die Schlüssel wirklich nicht hast. So oder so, ich werde dir nicht in den Abgrund folgen.“ Was genau das bedeutet, und ob Calvin damit eine Drohung ausspricht, bleibt im Dunkeln. Er verspricht aber, im Magazin CoinGeek „weiterhin so zu tun, als wären wir noch sicher, dass du Satoshi bist […] Wir werden behaupten, du habest einige Dokumente gefälscht, um diejenigen zu ersetzen, die du früher vernichtet hast, um so zu tun, als seist du nicht Satoshi.“
Wenn Craig jedoch den Fall verliert, „ist es klar, dass du mich mehr als je zuvor brauchst. Ich werde der einzige sein, der zwischen deiner Familie und der Suppenküche steht.“ Calvin wird nChain und die Bitcoin-(SV)-Association bis auf weiteres weiter finanzieren, und „dass du die Finanzierung akzeptierst, bedeutet für mich, dass du unseren Deal weiterhin akzeptierst und […] dass du mir persönlich all das Geld zurückzahlen wirst, das ich in unser Projekt gesteckt habe.“
Sollte Craig irgendwann als Leiche am Strand von Südspanien oder Barbuda gefunden werden, könnte man zwischen den Zeilen lesen, wäre dies ein maximal mittelmäßig überraschender Selbstmord. Die BSV-Blase dürfte damit aber in jedem Fall endgültig geplatzt sein. Wer weiterhin an Craig glaubt, springt mutwillig mit ihm den Abhang hinunter.
Der geneigte Leser möge die Seifenoper genießen. Es wird noch mehr kommen. In der Folge könnte zur Optimierung eigener Erkenntnisgewinnung ein gewisser kritischer Reflexionsprozess angeschlossen werden. (Nur eine Empfehlung!) Da wir, besonders in dieser Branche, alle recht stark dem Confirmation Bias unterliegen, könnte man sich einige Fragen stellen, einige Facetten hinterfragen. Z.B. Wer hat welches Interesse, wie vertrauenswürdig sind die Quellen, aus welchen Grund könnte in welchem Kontext unter welcher Auslassung welche Information wie platziert werden? Für manche geht es um enorm viel Geld, z.B. DCG mit ihrem Portfolio, viele (BTC?) Investoren, und ja, auch C. Ayre. Ist es einfach, die eigne Meinung zu bestätigen? Dann besondere Achtung! Gibt es nicht auch Interpretation, die die gegenteilige Sicht stützt? Was ist mit entlastenden Hinweisen?
Im aktuellen Fall haben wir es mit einer beeindruckenden Person zu tun, die alle mit ihrer Energie an die Wand presst, sie für sich einnimmt. (Übrigens, aus dem Nichts plötzlich CEO of nChain. Zeitliche Nähe zum Kleiman-Fall, Verbindung zum Roche-Video? ) Was aber ist der “Proof of Work” dieses Ex-CEO? Ich kann das nicht wirklich beurteilen. Meine persönliche Mini-Erfahrung sollten nicht ausschlaggebend sein, aber was sagen zB die Startups über die Zusammenarbeit in dem letzten Jahr? Was sagen die Leute, die nach kurzer Zeit wieder weggingen bzw. die die blieben? Vielleicht hat er aufgeräumt. Ich kenne die Wahrheit nicht und bin natürlich auch biased. Ganz unabhängig von der Satoshi-Saga, das Verhalten ist nach meinem Einblick in Wirtschaft sehr unprofessionell für C-Level. Es ist auch im COPA Sinne unprofessionell, weil man der Partei diese Info einfach hätte als Joker zukommen lassen. Es ist auch unprofessionell gegenüber den angebl. Shareholdern, denn eigentlich hätte man dann zu den Strafverfolgungsbehörden gehen sollen. Apropos, eine Reihe eigner Aussagen scheinen wohl falsch und widersprüchlich zu sein. DYOR! Gerade in dieser Branche ;-). Nebenbei, er *wurde* wohl gegangen. Disclaimer: Ich weiss es nicht zuverlässig. (Zeitliche Nähe zum COPA relevant?)
Und wenn man den Zugriff auf Informationen sieht, wäre eine Entlassung auch in anderen Konzernen aufgrund von Vertrauensbruch gerechtfertigt gewesen, auch bei positiver Intention. Für mich persönlich sind das alles rote Flaggen, aber ich weiß es nicht ;-). Wie gesagt, noch ganz ohne auf den Inhalt einzugehen. Und geschicktes Setzen von Kontext verändert die Verarbeitung von Information. Abgesehen davon scheint sich hier irgendwie niemand zu fragen, ob der Ersteller der jeweiligen Nachricht sich ausgewiesen hat, ob die Nachrichten signiert worden sind. Dont Trust, verify heißt es doch immer ;-). Bei der Interpretation der Schnipsel lasse ich den geneigten Leser/Hörer weiter freie Hand. Viel Spass bei Fantasie, wie es auch entgegen des Confirmation Bias gemeint sein könnte. Oder was auf welcher Basis in welchem Kontext mit der Email bei dem Empfänger erreicht werden wollte. Kommunikation ist komplex. Im Zweifel lieber zweifeln. In alle Richtungen. Denn: wollen wir recht behalten? Oder wollen wir wissen, was wirklich die Wahrheit hinter allem steckt? Darum, immer skeptisch bleiben. In alle Richtungen. Man kann ja die eigene Meinung dennoch behalten. Gute Unterhaltung!
Lieber Wolfgang, ich habe mich zu BSV ja schon des Öfteren geäußert, und für mich ist die Sache klar:
a) Wenn CW wirklich Satoshi ist, dann soll er es nun mittels Signatur beweisen.
b) Wenn er das nicht kann, soll er akzeptieren dass er es nicht beweisen kann und seine Anklagen fallen lassen.
Wenn er beides nicht kann, dann sollte man ihn auch als das ansehen, und ihn auch so behandeln wie es ihm dann zu 99,9% zusteht, nämlich als Hochstapler und Betrüger.
Man sollte auch keine andere Meinung öffentlich proklamieren, wenn sie im Gegensatz zu 99,9% nur eine 0,1%ige Wahrscheinlichkeit besitzt, und dann evtl. noch auf Meinungsfreiheit plädieren, wenn etwaige wilde Theorien von manchen Medien zensiert werden. Wenn man an die 0,1%ige Wahrscheinlichkeit glaubt, dann sollte man sich auf die Suche nach Beweisen machen, die die eigene Meinung stützt und so deren Wahrscheinlichkeit erhöht. Der ewig skeptische Finger mit dem stets auf andere gezeigt wird, bringt niemanden weiter. Man muss auch akzeptieren können, dass durch die Äußerungen von Ager-Hanssen, die Wahrscheinlichkeit dafür, dass CW entgegen seiner eigenen Aussagen eben nicht Satoshi ist, nochmals zugenommen hat. Oder anders ausgedrückt, es gibt immer weniger Grund dafür skeptisch zu sein, dass CW nicht doch ein Betrüger ist. 😉
Ich habe mich eigentlich im Wesentlichen auf den Umgang mit Info von CAH und der Email von CA, oder auf den Umgang mit gestreuter Information i.A. bezogen. Was CSW betrifft: CAH erhärtet den Zweifel, die Email von CA reduziert ihn. Beides je nach Interpretation auch genau umgekehrt :-). Das ist auch zweitrangig. Es geht mir um den Umgang mit Information. Solange jeder *eigene* Schlussfolgerungen zieht. Die Masse liest die Headline und “weiß”, was stimmt.
Zu a)
Falls er dazu in der Lage wäre, falls er es dann täte, gehörst Du mglw. zu denen, die das dann akzeptieren würden. Ein Großteil anderer wird dann aber dem Narrativ folgen, dass der Schlüssel geklaut/gekauft oder sonstwie erworben wurde, o.ä. Eine Signatur würde diese ewige Diskussion beenden, die nur Zeit und Energie verschwendet. Ich sag schon lange, wer dann plötzlich BSV gut fände, hat sich vorher schon die Technologien nicht angeschaut. Wer sich vorher bewusst für BTC entschieden hat, wird auch weiter BTC nutzen. Also wo ist das Problem, abgesehen von der Religion? Das eigene Urteil bauen.
zu b) Mein Wissensstand: ATO: Es ging um ihm unterstellte falsche Angaben zu Aussagen und Folgen für seine Unternehmen. Er nahm sein Recht wahr, sich dagegen zu verteidigen, die Zweifel wurden ausgeräumt. Inwiefern die Identität Satoshis dafür notwendig war, kann ich nicht beurteilen. Floridatrial, Norwegen, COPA: *Er* wurde/wird verklagt, konnte/kann seine Klage hier nicht zurückziehen. UK-Hodlnout/Peter MC sind Klagen auf Rufschädigung. Normalerweise funktioniert das westliche Gesetz so, dass man den Vorwurf des Betruges beweisen muss, nicht umgekehrt. (Nur nicht im Internet…) Man hat die Wahl, ihm zu glauben oder nicht. Man kann es sogar ignorieren. Der Tulip Trust Case: ist zwar eine Klage einer juristischen Person, aber natürlich durch ihn initiiert. Allerdings ist das Verfahren eigentlich im Interesse der gesamten Branche. Völlig unabhängig von der Identität Satoshis. Wäre also unschön, wenn die Klage zurückgezogen würde. Bliebe das Copyrightverfahren. Sieht so aus, als wenn man dazu die Identität nicht weiter nachweisen muss, solange sich kein anderer Anwärter meldet. (Wäre im Deutschen mit Urheberrecht wohl anders, aber ein Copyright gibt es auch). Da kam nicht mal eine signierte Nachricht von Satoshi. Glücklicherweise ist das Ziel ja nicht, das WP vor allgemeinen Zugriff zu schützen. Aber unbefriedigend bleibt das, solange nicht 100% klar ist, wer Satoshi war/ist.
Ich bin sehr liberal, mM sollte man öffentlich alle möglichen Meinungen vertreten können. Auch CAH.
Mir geht es darum, dass man nicht dem ersten Reflex erliegt und mit dem Hinterfragen aufhört. Dann stört übrigens auch keine Minderheitenmeinung mit 0.1% Wahrscheinlichkeit 😉 weil man sie ja gerne aussortieren kann. Das Wahrscheinlichkeitslevel bestimmt man ja für sich selbst. Das wird von verschiedenen Personen durchaus unterschiedlich bewertet. Und jetzt ggf. nachjustiert.
Dass ich für das bewusste Selbernachdenken werbe, hat eher weniger mit dieser Branche zu tun. Ich habe einfach den Eindruck, dass sich ein immer größerer Teil der sich öffentlich äußernden Menschen immer oberflächlicher werden. Empörungskultur und so. Und das beschäftigt mich. Ich habe kein Problem mit anderen Meinungen, anderen Urteilen. Wär sonst langweilig. Die Qualität der Diskussion unterscheidet sich aber durchaus in Abhängigkeit davon, wie jemand zu dem Urteil gekommen ist. Aber in dieser Branche äußer ich mich öffentlich. Und dann fließt sowas mit rein. Ihr könnt damit umgehen 😉
> In der Folge könnte zur Optimierung eigener Erkenntnisgewinnung ein gewisser kritischer Reflexionsprozess angeschlossen werden. (Nur eine Empfehlung!)
Lieber Wolfgang, dein Kommentar wirkt so, als versuchtest du deine eigene Empfehlung um jeden Preis zu ignorieren.
Am Ende meines Kommentares gestehe ich jeder Person die eigene Meinung zu, auch mir ;-). Der Reflexionsprozess dient hauptsächlich dazu, abzusichern, ggf. die eigene Meinung ändern *zu können*, und etwas mehr Widerstand gegenüber potenziellen Manipulationen aufzubauen. Ich habe nicht gesagt, dass die veröffentlichten Schnipsel gefälscht wären. Ich bin mir *bewusst*, dass ich die Wahrheit nicht kenne. Ich habe immer ein schlechtes Gefühl dabei, wenn größere Gruppen sich zusammenschließen und eine gemeinsame Wahrheit verteidigen. Mag irrational sein. Folgen aus der Vergangenheit. Zu oft höre ich Urteile, die nicht auf eigenen Schlussfolgerungen resultieren. Das stört mich. Nicht die Schlussfolgerung selber.
Lieber Wolfgang, ich sehe keine große Mehrheit, die versucht, eine bestimmte Wahrheit zu verteidigen, sondern eine offensichtliche Unwahrheit als solche zu sehen. CSW ist nunmal ein ziemlich unwahrscheinlicher Kandidat für Satoshi und selbst wenn, dann ist er irgendwann falsch abgebogen und jedem dürfte einleuchten, dass CSW nur von Profit- und Profilierungsgier getrieben ist. Die Partnerschaft mit CA, der schon immer mit schäbigen Methoden zum Ziel gelangt ist und z.B. unzählige Partner/Affiliates um ihre “Lifetime” Provisionen betrogen hat, darunter auch mich als ich vor >10 Jahren unter anderem auch für Pokerseiten Affiliate war, unterstreicht dies nur.
Derweil gibt es imho deutlich wahrscheinlichere Kandidaten für Satoshi, egal ob einzeln oder als Kollektiv… Len Sassman, Hal Finney, Nick Szabo oder sogar ein Adam Back.
Randnotiz. Laut BitMEXResearch hat Christen Ager-Hanssen nach seinem Ausstieg in Interviews noch folgendes betont:
* He still believes in BSV
* He thinks CSW may have been “somehow involved with” Satoshi
* He thinks CSW did fake documents
* He believes in BSV technology, due to energy efficiency and transaction speed
* He does not think Calvin or CSW are the best people to take BSV forwards
https://twitter.com/BitMEXResearch/status/1708267013913636935
Von einem Untergang Bitcoin/BSV kann nicht die Rede sein. Die Technologie funktioniert auch ohne CEOs und Twitter gut. Im Gegenteil dürfte so ein kleines Techtelmechtel hinter den Fasaden eher für frischen Wind sorgen.
Natürlich funktioniert die Technologie, so wie jede andere Kryptowährung funktioniert. Die Frage ist halt, nach nun bald 5 Jahren: Wer benutzt BSV? Bitte keine beliebig manipulierbaren Transaktionszahlen je Tag und Block, sondern echte Nutzer.
Diese Diskussion würde mMn eher unter einem anderen Deiner (zukünftigen?) Beiträge passen. Dazu gerne noch: Was qualifiziert aus Deiner Sicht zu berechtigten “Nutzern”? Geht es um die Anzahl? Direkt genutzt? Also wie sollten die Beispiele aussehen, damit sie anerkannt würden.
echte ökonomische anwendungen, viel Kapital oder viele User. Ist in der Praxis tatsächlich oft schwierig.
Aus eigener Erfahrung bzw. aus den letzten drei Jahren seit ich mir BSV mal genauer angeschaut habe:
Bei BTC habe ich im Grunde nur Transaktionen von und zu Börsen gemacht. Einmal einen Onlineservice damit bezahlt, ansonsten aber außer Trading (kläglich gescheitert) nichts damit gemacht.
Ende 2020 noch Lightning mit BlueWallet ausprobiert um mit paar Kumpels Abends online zu pokern, einer hat die Bank gespielt und den Pokertisch geführt und das halt manuel gemanaged.
Hat gut geklappt, wobei das Funding für alle von seiner Lightningwallet kam gegen Barzahlung im real life. Wie das ganze langfristig und mit Routing über mehrere Hops aussieht, dazu kann ich nichts sagen.
Aber auf jden Fall umständliche Sache zusätzlich noch die Lightning Schranke nehmen zu müssen.
Vor drei Jahren dann BSV mal genauer angeschaut. Bei bitcoin.de was gekauft, auf eine Wallet überwiesen und seitdem alle möglichen Apps ausprobiert. Unter anderem auch Twetch.
Alleine in der ersten Stunde habe ich im Endeffekt mit BSV mehr Transaktionen gemacht als zuvor mit BTC über mehr als drei Jahre.
Ob manche der Apps sinnvoll sind und langfristig so skalieren können wie sie gebaut wurden wäre ein anderes Thema und da gibt es meiner Meinung nach einige Probleme, aber aus meiner Sicht ist BSV dem BTC-Fork weit überlegen.
PS: Was mit Wright ist spielt für mich nur eine sekundäre Rolle, mir gehts bei Bitcoin um Skalierung und Transparenz (aber auch für eine anonyme Technologie wie z.B. Monero) und die Technologie an sich.
Narrative und die Haltung der Öffentlichkeit können sich sehr schnell ändern, sobald sich der eingeschlagene und propagierte Weg als vll. doch nicht so toll herausstellt und die Versprechungen nicht der Realität entsprechen.
@steffenkd
Das sind imho alles legitime wirtschaftliche Anwendungen, wobei Transaktionsgebühren immer eine Gratwanderung darstellen, ab welchen Beträgen der anfallende Overhead vertretbar ist, auch bei BSV würde man sich irgendwann die Frage stellen müssen, wenn die Blockchain täglich um hunderte GB wächst und dabei 2,50€ an Gebühren generiert, denn der Betrieb einer Node selbst fürs Mining wird dann zum Minusgeschäft, ganz zu schweigen von der Öffnung für “Fremde”, die nur Traffic erzeugen.
Bei Bitcoin hat man die Reißleine viel zu früh gezogen und die Nutzung als Zahlungssystem abgewürgt, bevor sie sich entfalten konnte – das Momentum war nicht schlecht mit Microsoft & Co. – Vor allem hat man es abgewürgt, ohne eine Alternative zu haben, denn das LN funktioniert auch 5 Jahre nach dem Fork, der das Resultat des jahrelangen Krieges war, immer noch nicht ausreichend gut. Bitcoin setzt durch die Halvings weiter voll auf den Fee Markt (auch BSV), obwohl sich bereits abzeichnet, dass die User statt in der Breite hohe Fees zu akzeptieren, einfach auf Alternative Chains setzen, wenn sie Transaktionen tätigen müssen (inklusive mir, der wenn Monero nicht akzeptiert wird, eben über z.B. Trocador per BCH oder LTC bezahlt – bei einer wiederkehrenden Geschäftsbeziehung frage ich aber nach und meist geht dann auch XMR). Das sieht man aktuell am Mempool, der sich die letzten Tage wieder ziemlich geleert hat – nach wochenlangem Stau.
Mit der Monero Blockchain interagiere ich mittlerweile fast täglich, ich bezahle meine VPN, VPS, Server und Domains direkt mit XMR, auch Freelancer, die XMR akzeptieren, werden von mir bevorzugt eingesetzt. Lediglich bei der offline-Adoption habe ich noch ein Problem…
@paul janowitz
Ja, mit dem Overhead gebe ich dir recht, wobei ich finde, dass das eben jeder Miner sozusagen fuer sich selber herausfinden muss und Notfalls die Konsequenzen tragen muss, wenn er sich verspekuliert hat.
Das Thema hatten wir glaube ich schon mal in einem anderen Post, damals hab ich folgende Rechnung aufgestellt:
“Würde man davon ausgehen, dass eine durchschnittliche Transaktion bei Bitcoin cirka 500 Bytes hat, dann bekommt man in einen 1GB Block cirka zwei Millionen Transaktionen rein. Hätte man wie bei Monero 0.5 Cent pro Transaktion, dann hätte man Einnahmen in Höhe von 10000$ pro Block.
Wäre die durchschnittliche Transaktionsgröße bei 5000 Bytes, dann hätte man Einnahmen in Höhe von 1000$ pro Block.
Ist natürlich eine Milchmädchenrechnung, aber man hat einen groben Anhaltspunkt hinsichtlich der Größenordnungen. Vorausgesetzt ich hab mich nicht verrechnet.
Wo dann am Ende der Punkt ist, an dem sich Kosten und Nutzen die Waage halten weis ich nicht, aber 20$ für ein Terabyte sollten bei den Einnahmen ohne Probleme machbar sein.”
Wobei es bei BSV glaube ich gerade extrem niedrig ist, keine Ahnung ob sich das wirklich rechnet, v.a. langfristig, auch bezueglich der Nachfrage/Abrufung von Transaktionen aus der History, das kostet ja auch und wir vermutlich langfristig ansteigen.
Jep, 1MB ist einfach absurd in Anbetracht von Moores Law und steigender Nachfrage. Man kann bei 32MB oder so irgendwann mal ueber eine Obergrenze nachdenken, aber nicht bei 1MB wenn die Nachfrage gerade am steigen ist und Momentum da ist.
Damit ist meiner Meinung nach jegliche Glaubwuerdigkeit futsch, da 1MB auch als Settlement Layer fuer Lightning nicht ausreicht, zumindest nicht ohne massive Abstriche bei der Dezentralitaet zu machen, was ja im BTC Space so gepusht wird.
Massive Dezentralitaet auf Layer1 bei gleichzeitiger (vermutlicher) starker Zentralisierung auf Layer2 passen meiner Meinung nach nicht wirklich zusammen.
Der Narrativ ergibt fuer mich jedenfalls keinen Sinn und sieht eher nach gegen die Wand fahren aus. Ob mit Absicht oder aus Ignoranz ist schwer zu sagen aber ich wuerde auf Absicht und social engineering tippen.
Ja, Monero ist ein schoenes Projekt und Anonymitaet hat auf jeden Fall seine Anwendungsgebiete und wird meiner Meinung nach auch in der Zukunft steigende Nachfrage erfahren.
An der Stelle noch eine offtopic-Frage: bei der simplex-DACH Gruppe seh ich keine Posts mehr. Habs schon einmal geloescht und neu hinzugefuegt und ich seh das ich mit dir connecte, aber sonst gibt es keine connections mit anderen Teilnehmern so wie beim ersten Mal und es kommen keine Nachrichten.
Irgendwelche Ideen oder Ratschlaege?
Oder hab ich den falschen Link?
@steffenkd
Leider absolut wahr, doch die meisten Bitcoiner ignorieren das oder wissen es nicht besser und agieren wie Lemminge.
Selbst die Erfinder des Lightning Netzwerks behaupten öffentlich, dass Blöcke größer werden müssen, damit das LN funktioniert: https://twitter.com/BawdyAnarchist_/status/1706747456048734361
Ja, Monero konzentriert sich wirklich darauf,
Bezüglich SimpleX kann ich Dir leider keine direkte Nachricht schicken, liegt wahrscheinlich an Deinen Einstellungen. Ich schicke Dir aber gerne einen neuen Link per Mail oder einem anderen Medium. Per Mail erreichst Du mich am einfachsten per Nachname bei Gmail COM. Ja, Gmail ist nicht geil, aber ausreichend für tägliche Kommunikation.
Ich habe gerade gemerkt, dass mein Satz irgendwie abgehackt übermittelt wurde, wahrscheinlich habe ich Ctrl-Z vor dem Abschicken gedrückt…
Ja, Monero konzentriert sich wirklich darauf, Bargeldersatz zu sein, sonst nichts. Ist mit dem Cypherpunk Ethos ohne feste Strukturen leider auch oft mühselig und gerade beim “Marketing” hakt es stark. Mehr oder weniger Scams mit Company, Foundation & Premine Funding haben es da einfacher, aber ich sehe langfristig auch kein besseres Modell. Dash aka Darkcoin (sic!) war sehr auf Adoption aus und hatte da auch einige Erfolge vorzuweisen, die aber mittlerweile komplett weg zu sein scheinen, obwohl man Millionen dafür verballert hat. Vielleicht muss die Adoption tatsächlich organisch wachsen, wenn Merchants selbst davon überzeugt sind, statt sie mit irgendwelchen Anreizen dazu zu bewegen. Aus Venezuela gibt es positive Berichte diesbezüglich, in Kuba wird mangels freiem Netzzugang gerade ein Monero Mesh Netzwerk aufgebaut. Solche Bestrebungen dauern halt und wahrscheinlich werde ich auch in 10 Jahren noch nicht vorwiegend mit Monero bezahlen können…
Das Problem bei BSV und riesigen Blöcken ist ja nicht nur des individuellen Miners, der den Block findet, sondern mindestens allen anderen Minern auch, denn stelle ich nur 1% der Hashrate, muss ich weiterhin die 99% anderen Blöcke synchronisieren und verifizieren. Speichern muss ich letztenendes nur die UTXO, Zugriff durch Dritte würde ich unterbinden, denn bei wenigen Nodes und potenziell Millionen an Usern, die solche Blöcke voll machen, ist der anzunehmende Traffic enorm. Speicher halte ich wie schon oft gesagt für keinen Flaschenhals, die Bandbreite schon. Und warum sollte ein Miner Millionen User bedienen, die eben diese Bandbreite nutzen, anstatt sich darauf zu konzentrieren, seine geminten Blöcke im Netzwerk so schnell wie möglich zu propagieren? Bereits dabei wird sich ein individueller “Floor Price” eines Miners einpendeln, denn angenommen ich packe mehr Transaktionen in mein Block Template, benötige dann aber 6 Sekunden länger, diesen Block im Netzwerk an möglichst alle anderen Miner zu propagieren, erhöhe ich die Chance um 1%, dass ein konkurrierender Block in der Zwischenzeit von jemandem anders gemined und propagiert wird und ich verliere den gesamten Reward wenn meiner orphaned wird.
Ein Blockheader hat 80 Bytes. Die kann man propagieren, sowie man den Block gefunden hat. Der Rest kann nachgeschoben werden, oder andere Knoten holen sich diese Daten. Das gibts auch bei BTC (informieren über inv-Message, holen via getdata, oder getblock). Da man davon ausgehen kann, dass sich über lange Zeit die Knoten irgendwann kennen werden (sind ja oftoffizielle Firmen (Mara, Riot, etc), werden sie ohnehin versuchen, Direktverbindungen aufzubauen. Selbst ohne inv läge das in ihrem Interesse, um Zeit zu sparen. Sie werden doch nicht warten, bis ein Block nach 10 verschiedenen Raspis weitergereicht wurde. Das Überprüfen eines Blocks kann man auch (in eigene?) Untereinheiten auslagern, die parallel arbeiten. Traffic? IPv6 Multicast! Abgesehen davon: https://www.statista.com/statistics/259477/hours-of-video-uploaded-to-youtube-every-minute/. Youtube hat nicht nur 1 Rechner an einem Ort.
Lieber Wolfgang, einen Block Header zu propagieren reicht einem Miner nicht aus, um auf diesem den nächsten Block aufzubauen, denn er braucht die UTXO und je größer die Blöcke werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass er nicht alle Tx aus dem eigenen Mempool fischen kann und nachladen muss.
Klar werden die großen Pools sich direkt verbinden, damit sie möglichst ohne Mittelsmänner an die neuesten Blöcke kommen und ihre eigenen propagieren können, aber selbst mit einer eigenen 10Gbit Anbindung wirst Du zwischen China und USA kaum auch nur an 1Gbit/s rankommen, weil die Peerings nicht mehr hergeben, was bedeutet, dass Du bereits ca. 8 Sekunden für die Übertragung eines Gigabytes brauchst. Unter Umständen ist das sogar sinnvoller als das Nachladen einzelner Transaktionen in einem Block, da dabei Unmengen an Overhead anfallen und die Pings einzelner Anfragen sich schnell zu mehr als dem reinen Transfer summieren.
Ein Vergleich mit Contentanbietern wie Youtube ist fehl am Platz, denn diese halten tatsächlich Cache Server (CDN) global vor, nicht nur Kontinent-basiert, sondern sogar länderspezifisch, teilweise sogar noch an mehreren Standorten in einem Land. Nur sind das keine echtzeitkritischen Daten wie bei Bitcoin und man propagiert sie nach und nach an alle lokalen Cache Server…
Ich halte jedenfalls Blöcke von 1GB heutzutage für problematisch, wenn man eine Dezentralität aufrecht erhalten will. Wahrscheinlich ist das in 10 Jahren kein Thema mehr, da die globale Anbindung ständig steigt, aber beim Status Quo sind imho nicht mehr als 100-400 MB pro Block drin…