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Neuer Trouble für Tether und Co.: Eine Gefahr für die nationale Sicherheit?

Der amerikanische Flusskrebs verdränt einheimische Arten in europäischen Gewässern. Bild von liesvanrompaey via flickr.com. Lizenz: Creative COmmons

Tether, die Herausgeberin des größten Stablecoins USDT, inszeniert sich zwar als rechte Hand der Gesetzeshüter. Dennoch wollen Politiker in den USA und Großbritannien den Stablecoins weitere Steine in den Weg legen.

Irgendwie war zu erwarten, dass beim Dollar der Spaß aufhört. Zwar haben Stablecoins wie Tether auch schlagende Vorteile für die USA, doch diese lässt sich ungern die Kontrolle über den Dollar entreißen.

Kürzlich hat ein hoher Beamter des Finanzministeriums der USA vor Stablecoins im Allgemeinen gewarnt und dabei implizit auf Tether gezielt. Wally Adeyemo, stellvertretender Sekretär des Ministeriums, sagte bei einer Ansprache eines Events der Blockchain Association Washington, dass „wir nicht zulassen können, dass die Herausgeber von dollar-basierten Stablecoins außerhalb der USA das Privileg haben, unsere Währung zu nutzen, ohne die Verantwortung dafür zu übernehmen, Terroristen daran zu hindern, ihre Plattform zu missbrauchen.“

Adeyemo ist an sich alles andere als ein Gegner von Kryptowährungen. Erst 2022 sagte er auf einer Rede auf der Consensus-Konferenz, dass er in Krypto eine „enorme Gelegenheit“ für Innovationen sehe. Jedoch betonte er schon dort, dass die Branche „proaktiv“ dafür sorgen müsste, dass digitale Assets „nicht durch transnationale kriminelle Organisationen, Terroristen und Schurkenstaaten verwendet werden.“

Diesem Anspruch sei die Branche, meint Adeyemo nun, nicht vollständig gerecht geworden. Manche Unternehmen haben wichtige Schritte ergriffen, doch „der Mangel an Aktionen durch zu viele Unternehmen – große wie kleine – birgt ein klares und existierendes Risiko für unsere nationale Sicherheit.“ Diesen Unternehmen droht er nun: „Meine Ansage ich einfach: Wir werden euch finden und zur Verantwortung ziehen.“

Wenn ihr euch gefragt habt, wie eine Kampfansage aussieht, wisst ihr es nun.

Bank of England möchte Deckung regulieren

Weniger direkt äußert man sich auf der anderen Seite des Atlantiks. Doch auch dort, im Vereinigten Königreich, braut sich etwas etwas zusammen, wenn auch vor anderem Hintergrund. Die britische Zentralbank schlägt in einem Paper ein „regulatorisches Regime für Zahlungssysteme mit Stablecoins“ vor.

Zugegeben: Es geht dabei weniger um die heutigen, in Dollar nominierten Stablecoins, sondern um künftige, in Pfund nominierten. Die heutigen Stablecoins werden vor allem dafür verwendet, um „weltweite Krypto-Transaktionen abzuschließen. Sie erfüllen nicht die Standards, die wir erwarten würden, wenn sie in einem weiteren Sinn für Zahlungen verwendet werden.“

Da die Zentralbank aber befürchtet, dass “viele Leute in Großbritannien rasch beginnen könnten, Stablecoins für alltägliche Zahlungen zu verwenden“, sei es geboten, den dafür notwendigen regulatorischen Rahmen zu setzen. Primär zielt die Zentralbank an britische Unternehmen, die in Pfund nominierte Stablecoins herausgeben. Aber die Regeln, die sie plant, sollen auch für Herausgeber im Ausland mit in anderen Fiatwährungen nominierten Stablecoins gelten – jedoch nur, wenn sie einen signifikanten Einfluss auf das britische Zahlungswesen nehmen. Für USDT und USDC treffe das, schreibt die Zentralbank explizit, derzeit nicht zu.

In gewisser Weise bereitet sich Großbritannien damit darauf vor, dass ein Dollar-Stablecoin einheimische monetäre Kreisläufe kolonialisiert, so ähnlich wie der amerikanische Flußkrebs. Wenn dies passiert, sollen die regulatorischen Ansprüche der Zentralbank greifen. Sie verlangt etwa, dass die Stablecoins eine vergleichbare Sicherheit vor Verlusten bieten wie Bankeinlagen.

Um dies zu gewährleisten, reguliert die Zentralbank die Art der Deckung. Die Assets, auf deren Wert der Stablecoin beruht, dürfen „keine Kredit-, Liquiditäts- und Marktrisiken generieren.“ Die Zentralbank kennt drei Modelle, um Stablecoins zu decken: Erstens durch Einlagen bei Geschäftsbanken, was das klassische Modell ist. Zweitens durch Einlagen bei Geschäfts- und Zentralbanken sowie hochqualitative Staatsanleihen, und drittens ausschließlich durch Einlagen bei der Zentralbank. Das ist die Option, die die Bank of England bevorzugt.

Bisher gibt es keinen Stablecoin, der diesen Anspruch erfüllt. Stattdessen sind die großen Stablecoins durch einen Mix aus Bankeinlagen und Staatsanleihen, zum Teil auch Aktien und Anleihen, gedeckt. Dies funktioniert bei USDC und USDT so gut, dass die Herausgeber wegen der stattlichen Zinsen auf Staatsanleihen massive Profite einfahren.

Daneben hat die Zentralbank weitere Ansprüche, etwa über die Identifizierung der Besitzer und anderes. Effektiv kann man ihre Absicht also so deuten: Solange USDT und USDC nicht Fuß im britischen Zahlungswesen fassen, ist alles gut, wie es ist. Wenn doch, wird die Bank of England sie im derzeitigen Zustand nicht dulden.

Über Christoph Bergmann (2804 Artikel)
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1 Kommentar zu Neuer Trouble für Tether und Co.: Eine Gefahr für die nationale Sicherheit?

  1. Paul Janowitz // 7. Dezember 2023 um 14:51 // Antworten

    Ich bin nicht gerade als Fan von Regulierung bekannt, aber wenn man seinen Token an eine Fiat Währung bindet, sollte man diese auch nachweislich vorhalten. Ich habe selbst noch nie einen Stablecoin genutzt, ich bin bei Bitcoin gelandet, um eben diesem System zu entfliehen und es jetzt 1zu1 nachzubauen bringt uns nicht weiter.

    1XMR ist ziemlich stabil 1XMR. Bei Bitcoin gibt es teilweise Abweichende Preise für jungfräuliche Coins, aber auch das ist weiterhin eine Ausnahme…

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