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US-Regierung verkauft mal wieder Bitcoins

Bild von "Infrogmation of New Orleans" via flickr.com, auf das Format des Titebildes zugeschnitten. Lizenz:Creative Commons

Ist das der Grund, warum der Kurs einstürzte? Die US-Regierung hat Bitcoins, die sie im Zusammenhang mit der Silk Road konfisziert hat, auf eine Börse geschickt. Doch es drohen noch weitere Bitcoins auf den Markt zu strömen.

Wenn ihr nach einem Grund sucht, warum der Bitcoin-Preis seit dem 1. April kräftig nachgegeben hat – nämlich um beinahe 5.000 Euro, von fast 66.000 auf gut 61.000 Euro –, dann findet ihr ihn womöglich bei der amerikanischen Regierung.

Denn eine Wallet, die offenbar der US-Regierung gehört und Bitcoins verwahrt, die sie von der Silk Road konfisziert hat, wurde aktiv und verschickte 31.799,9891 Bitcoin – also mehr als 2 Milliarden Dollar.

Die Bitcoins beschlagnahmte die US-Regierung Ende 2022. Sie fand sie im Haus von James Zhong, der im Jahr 2012 den Darknetmarkt Silk Road um eine damals überschaubare Summe betrogen hatte. Nachdem er versuchte, seine Spuren zu verschleiern, versteckte er die 50.000 Coins überwiegend in Paperwallets in seinem Haus, etwa in einer Popcorndose im Badezimmer.

Von den fast 32.000 Bitcoins, die die US-Regierung gestern versendet hat, flossen nun 2.000 an die Börse Coinbase, während die verbeibenden 26.799 Coins zurück auf eine Wallet der Regierung gingen.

Damit liquidieren die USA nicht zum ersten Mal Coins aus dieser Beschlagnahmung. Schon im März 2023 hat sie knapp 10.000 Bitcoin für damals 216 Millionen Dollar verkauft. Anders als früher, als beschlagnahmte Bitcoins noch in Auktionen versteigert wurden, scheint die Regierung sie nun direkt auf der regulierten Börse Coinbase zu liquidieren.

Anlässlich des Verkaufs im März 2023 gab die Regierung bekannt, dass sie vorhabe, die verbleibenden 41.490 Bitcoins in vier Tranchen im Laufe des kalendarischen Jahres zu verkaufen. Dies geschah aber offenbar nur mit einem Teil der Coins, da die Regierung nun weiterhin au rund 30.000 Bitcoins sitzt.

Kann es sein, dass man in der Regierung selbst zu bullisch war, um zu verkaufen? Haben Menschen in der Regierung womöglich geahnt, dass die Zulassung der Bitcoin-ETFs für Anfang 2024 ansteht und dass dies den Preis weiter anheben würde? Oder hat man vielleicht erkannt, dass Bitcoin auch für ein Land wie die USA – gerade für sie – zu wichtig ist, um einfach so verkauft zu werden?

Wie dem auch sei: Der Verkauf von 2.000 Bitcoins durch die Regierung mag den Kurs von Bitcoin vielleicht kurzfristig gedrückt haben. Einen signifikanten Einfluss auf das Kursgeschehen kann man gerne ausschließen.

Man könnte allerdings spekulieren, welche Bedeutung es hat, dass die US-Regierung die konfiszierten Bitcoins nicht wie angekündigt im Jahr 2023 verkauft hat. Ist es gut, weil sie offenbar entschiedener ihre Bitcoins hält, als sie selbst es vorgehabt hatte? Dass sie ein besserer Holder ist als Elon Musk? Oder ist es schlecht, weil damit noch gut 30.000 Bitcoins darauf warten, auf den Markt zu strömen, obwohl sie eigentlich schon längst verkauft und verdaut sein sollten?

Letzten Endes dürfte es wahrscheinlich weder in der einen noch in der anderen Beziehung von herausragender Relevanz sein. Derzeit erzeugen die Bitcoin-Miner 900 Bitcoins am Tag; nach dem Halving im späten April werden es noch 450 sein. Damit entsprechen die 2.000 Bitcoins, die die Regierung jetzt verkauft hat, gut zwei Tagesproduktionen der Miner, oder etwa der Summe, die die Miner nach dem Halving im Lauf von zweieinhalb Monaten weniger produzieren. Das ist nicht wenig, aber auch nicht allzu entscheidend.

Da aber noch weitere Liquidationen anstehen könnten, könnten die Bitcoins auf der Wallet der US-Regierung Teil eines möglichen Verkaufsdrucks sein, der wie ein Damoklesschwert über dem Markt hängt. So besitzt etwa das Bundeskriminalamt durch den sächsischen Zugriff auf die Wallet eines Filesharers 50.000 Bitcoins, und der Konkursverwalter der 2014 in Konkurs gegangenen Börse Mt. Gox wird womöglich in diesem Jahr die übriggebliebenen 142.000 Bitcoins an die User auszahlen. Zusammen ergibt dies eine Masse, die geeignet ist, noch die glänzendste Rally zu erdrücken.

Und das sollte man zumindest im Hinterkopf bewahren.

Über Christoph Bergmann (2806 Artikel)
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