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Bröckelt SegWit2x? Bitwala relativiert New York Abkommen

Downtown Manhattan, New York, nach dem Hurricane Sandy (November 2012). Bild von André-Pierre du Plessis via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Nachdem nun, endlich, SegWit aktiviert wurde, steht laut dem Abkommen von New York im November eine Hardfork zu einer Basis-Blocksize von 2MB an. Allerdings hält die Kritik an der Hardfork aus der Umgebung von Bitcoin Core weiterhin an. Es wird um die Replay-Protection gestritten, und Eric Lombrozo kündigt Vergeltung an. Das Berliner Startup Bitwala, ebenfalls Unterzeichner des Abkommens, hat seine Stellung nun in einem Blogpost relativiert. Steht SegWit2x damit auf der Kippe?

Vermutlich haben sich die Unternehmensführer, die sich in New York bei der Consensus 2017 trafen, die Sache anders vorgestellt. Nach langen Verhandlungen einigten sich Unternehmen und Miner auf das SegWit2x-Abkommen. SegWit sollte aktiviert werden, und einige Monate später sollte eine Hardfork zu einer Basis-Blocksize von 2MB erfolgen. Es klang wie ein vernünftiger, guter Kompromiss, der geeignet ist, den endlosen und erbitterten Blocksize-Zank zu befrieden.

War aber nichts. Kein Bitcoin Core Entwickler hat sich hinter das Abkommen gestellt. Die meisten haben die Aktivierung von SegWit durch btc1 gerade so hingenommen, aber eine spätere Hardfork vehement abgelehnt. Nachdem nun SegWit aktiviert wurde und sich Bitcoin Cash mithilfe der Miner abgespalten hat, hat sich die Kritik an dem 2x Teil intensiviert.

Auf der einen Seite wird der Beitrag, den das New York Abkommen für die SegWit-Aktivierung geleistet hat, heruntergespielt, indem Luke Dashjr etwa behauptet, SegWit sei nur durch die UASF aktiviert worden. Auf der anderen Seite wird etwa eine Replay Protection gefordert, also ein Schutz davor, dass Transaktionen auf beiden Seiten eines möglichen Chainsplits gültig sind. Dies wird von SegWit2x-Projektleiter Jeff Garzik jedoch abgelehnt, wenn es die Kompatibilität mit SPV und anderen Light-Wallets zerstört.

Besonders hervor tat sich gestern Core-Entwickler Eric Lombrozo. Ungeachtet der Tatsache, dass er noch vor kurzem für die UASF – einen Chainsplit ohne Replay Protection – getrommelt hat, unkt er nun in der SegWit2x-Mailingliste, dass „es den NYA Unterzeichnern freisteht, eine Hardfork zu veranstalten, aber dies ohne Replay Protection zu tun, legt nahe, dass sie die Legacy Chain zerstören wollen.“ Solange es Leute gibt, die die Legacy Chain benutzen wollen, „werden Versuche, diese zu zerstören, als ein Angriff auf das Eigentum dieser Leute behandelt. Es konstituiert einen ernsthaften Cyberangriff,“ stellt Lombrozo fest. Er droht, dass „entscheidende Aktionen dagegen, sowohl technisch als auch juristisch, vorbereitet worden sind.“

Bei all diesem Getöse kann einem, verständlicherweise, multmig werden, wenn man das Abkommen unterzeichnet hat. Bitwala, ein Startup, das aus Bitcoins Berlin enstanden ist, von Jörg von Minckwitz geleitet wird und eine unheimlich nützliche Brücke zwischen Fiat- und Kryptogeld bildet, ist auch unter der Liste der Unterzeichnern. Nun relativiert Bitwala jedoch das Abkommen auf dem Firmenblog.

Das Post erklärt, wie es zum Abkommen kam und was der Sinn davon ist. Dann stellt es fest, dass „während das NYA viele Wirtschaftsführer und Miner hinter sich hat, sich leider kein Bitcoin Core Entwickler auf seine Seite gestellt hat … stattdessen kann man sagen, dass die meisten Bitcoin Core Entwickler aktiv gegen größere Blöcke, egal wie groß, sind.“ Man möchte, schreibt Bitwala, das Abkommen, das man unterschrieben hat, honorieren – allerdings ist die Treue zum Abkommen nicht grenzenlos: „Wir werden nicht aktiv von dem weg forken, was wir als ‚Bitcoin‘ ansehen. Und das ist die Kette, die vom gegenwärtigen Core Entwickler Team unterstützt wird.“

Bitwala fordert alle Entwickler auf, die Wünsche und Forderungen der User sowie der Unterzeichner des New York Abkommens ernst zu nehmen und zu adressieren. Man wird prüfen, welchen Coin man unterstützt. Wenn die Core-Entwickler dem SegWit2x-Abkommen folgen, wird diese Chain von Bitwala als Bitcoin anerkannt. „Ansonsten obliegt es dem Markt, dem wir so schnell und effizient wie möglich folgen werden.“

Ist Bitwala damit aus dem New York Abkommen raus? Schließlich haben sich die Teilnehmer des Abkommens verpflichtet, die Hardfork durchzuziehen. Ich habe bei Bitwala nachgefragt, warum die Firma Bitcoin mit den Core-Entwicklern gleichsetzt und ob sie aus SegWit2x draußen sind.

Ein Pressevertreter von Bitwala erklärt, dass „wir meinen, dass Bitcoin SegWit braucht, um zu skalieren“, und man auf die Chain setzt, die SegWit und die größte Gruppe aktiver Entwickler hat. Man setze Bitcoin nicht mit einer Gruppe von Entwicklern gleich, aber vertraue „der grundsätzlichen Fähigkeit der Gruppe, Bitcoin technisch am weitesten voranzubringen.“ Davon unabhängig hat sich Bitwala entschlossen, bei SegWit2x mitzumachen, weil „wir die Stimmen unserer Nutzer, die zum großen Teil für größere Blöcke sind, ernst nehmen“, und weil „wir nicht glauben, dass 2MB-Blöcke ein großes Problem für das Bitcoin-Netzwerk darstellen.“

Auch meint der Pressevertreter, dass Bitwala nicht aus SegWit2x aussteigt. „Das wäre ziemlich billig, einfach bei Nichtgefallen  zurückzutreten. Wir erkennen, dass ein einseitiges Agreement nicht forciert werden kann, und sind einigermaßen enttäuscht darüber, dass es nicht zustande gekommen ist.“ Aber da Bitwala nur eine „Nusschale auf dem Blockchain-Ozean“ ist, wird man nicht „aus politischen Gründen“ eine Blockchain verlassen. „Wir gehen dahin, wo unsere Kunden uns rudern. Wenn das bedeutet, dass wir in Zukunft zwei oder drei konkurrierende Bitcoin-Chains supporten müssen, dann sei es so. Bitcoin.de z. B. geht da in Deutschland mit leuchtendem Beispiel voran.“

Was meint ihr dazu? Steigt Bitwala damit aus SegWit2x aus oder nicht?

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16 Kommentare zu Bröckelt SegWit2x? Bitwala relativiert New York Abkommen

  1. Wenn jemand ausgestiegen ist, sind es die Bcash Vertreter und damit war SegWit2x erstmal obsolet.

  2. Grégoire Lambert // 23. August 2017 um 12:23 // Antworten

    Drei Anmerkungen:

    – SegWit ist noch nicht aktiviert, dass passiert erst nach dem nächsten Retarget (aktuell in 110 Blöcken).

    – Die Umfrage ist mit „Steigt Bitwala aus SegWit aus?“ falsch betitelt. Es geht sicher um SegWit2x. 😉

    – #SegWitParty in Berlin heute Abend! https://www.reddit.com/r/Bitcoin/comments/6vhvjb/segwit_will_activate_within_the_next_24_hours/

    • Oh, danke für den Hinweis. Wird gleich korrigiert.

      SegWit ist eingelockt, aber noch nicht aktiviert, ja. Aber wie es aussieht, ist das derzeit dasselbe. 110 Blöcke, also irgendwann im Lauf der nächsten 24 Stunden, richtig?

      • Michael Dallinger // 23. August 2017 um 12:47 //

        Ja, ab dann können SegWit Transaktionen verwendet werden. Und man kann nur hoffen, dass die ganzen Exchanges und Wallets bald SegWit Transaktionen verwenden damit der Mempool endlich ein wenig abbauen kann …

    • – #SegWitParty in Berlin heute Abend!

      Oh mein Gott, Room77 habe ich ein Mal betreten und nie wieder. Selbst der Chef ist Fanatiker und hält Core für Gott. Ich war dort mit einer Freundin von der Bitcoin HK Foundation, die keinerlei Altcoins hält, aber selbst ihr war das Publikum zu „strange“ und wir sind vom Bitcoin Meetup zu einer anderen Kneipe weitergezogen… Viel Spaß!

  3. Wenn ich das Thema Bitcoin und Skalierung hoere koennte eigentlich nur noch schreien. Inzwischen haben Emotionen und Politik sachliche Argumente und Rationalitaet vollkommen verdraengt.

    BCH hat etliche Bigblocker froh gemacht, aber unterminiert ganz dramatisch das NYA. Krasserweise haben die Bigblocker ihr eigentliches Ziel, Emergent Consensus, damit garnicht erreicht. Irgendwann sind die 8MB auch voll und dann gehen die Probleme dort wieder von vorne los. Aber da die jetzt „unter sich“ sind fuehren sie evtl. Bitcoin Unlimited auf der BCH Chain ein. Aber, was mich total schafft ist, dass die Bigblocker monatelang gegen SegWit gehetzt haben, weil es angeblich katastrophale Folgen fuer Bitcoin gehabt haette, sich aber jetzt auf die Seite von SegWit2x schlagen, weil es ja so toll ist, nur um in Wahrheit Core zu schaden. Was natuerlich die Core-Verfechter befeuert, da sie sich nun im Recht wiegen.

    Dass 2x die alte nicht Chain ersetzen will war von Anfang an so gedacht. Die Core-Jungs haben halt bis zur SegWit-Aktivierung die Fuesse stillgehalten und machen jetzt mobil dagegen. Ich kann beide Seiten verstehen, es war halt von Anfang an klar, dass es an dieser Stelle nochmal ordentlich krachen wird.

    Gef*ckt sind all diejenigen, die SegWit PLUS groessere Bloecke, aber KEIN EC wollten.

    Wo man nur hinschaut gibt es auf alle Seiten einzig Entscheidungen, die allesamt Bitcoin als Ganzem schaden. Satoshi ist ein Penner, weil er keinen Konsenzmechanismus in Bitcoin integriert hat, vllt. hat er auch zu sehr an das Gute im Menschen geglaubt.

    Ich bin jedenfalls froh, einen Teil meiner BTC in XMR getauscht zu haben. Solange die Community so zerstritten ist wird BTC sich nicht entwickeln koennen, wie es vllt. moeglich gewesen waere.

  4. Dass Bitwala sich eine Hintertür offen hält und 2x Bitcoin letztendlich doch unterstützten will wenn es sich durchsetzt ist verständlich. Grundsätzlich macht ihr Blog-Statement aber doch relativ unverhohlen klar, dass sie 2x sabotieren wollen.

    Sehr gespannt bin ich auf die juristischen Gegenmaßnahmen der Core-Fraktion, ist das eine verzweifelte leere Drohung oder haben sie etwas in der Hand, z.B. Patente?

  5. Sabotage? Ja nee is klar.

  6. Als das NYA verabschiedet wurde, war es ein nötiger und gangbarer Kompromiss. Als zum 1. August jedoch BCH geforkt wurde (war das auch Teil des Abkommens?…), wurde der 2.Teil von SegWit2x damit komplett überflüssig.
    Die BigBlocker haben ihre 8MB, die Core-Anhänger (ich bekenne 😉 haben ihr SegWit. Passt doch, kann doch jeder jetzt glücklich damit sein. Wozu also im November nochmal hardforken?

    Die Frage „warum die Firma (Bitwala) Bitcoin mit den Core-Entwicklern gleichsetzt“ finde ich ziemlich provokant, aber macht nix.
    Warum ich Bitcoin mit Core gleichsetze? Weil Core für besten Entwickler steht, die absolut sicherheitsorientiert und langfristig denken und die sich von Spam-Transaktionen und mittelfristig erhöhten Mempool und Gebühren nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die gehen ihren Weg und ziehen ihr Konzept durch; deshalb!

  7. @chris

    Danke! Schliesse mich Dir an!
    Geht mir auch aufn Sack…

  8. Als kleine Gegendarstellung zu diesem doch sehr einseitigen, ja manchmal regelrecht die Geschichte verfälschenden Artikel:

    The Long Road to SegWit: How Bitcoin’s Biggest Protocol Upgrade Became Reality

    https://bitcoinmagazine.com/articles/long-road-segwit-how-bitcoins-biggest-protocol-upgrade-became-reality/

    ..fake news are here to stay…learn to distinguish.

    PS: TRUCK FONALD DUMP !

    • Gähn. Wie wär’s, wenn Sie der Konsistenz wegen mal bei einem Namen bleiben? Und wenn Sie mir schon Geschichtsfälschung vorwerfen, wäre es nett, dies auch zu begründen …

    • Dass Bitcoinmagazine keine Kommentarfunktion hat, spricht für sich. Man muss mit Christoph nicht immer einer Meinung sein, aber er stellt sich der (kritischen) Diskussion.

  9. ich hab auch das kotzen bekommen, ihr seid nicht allein 🙂

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